CD-Tipp: Laibach – Spectre

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CD-Tipp: Laibach – Spectre

Das slowenische Künstlerkollektiv Laibach bewegt sich zwischen Provokation, Politik und Parodie. So richtig bizarr wird das Ganze, wenn man versucht, sich dieser Band über ihre Musik zu nähern: Wie Rammstein auf dem Eurovision Song Contest.

Provokation, Politik und Parodie sind die großen Eckpfeiler von Laibach. Die slowenische Band hat einen deutschen Wikipedia-Eintrag, der wesentlich länger ist als zum Beispiel die von Rammstein oder Kraftwerk. Bei Laibach gibt es nun mal viel zu erklären. Das fängt schon damit an, dass Laibach nicht nur eine Band, sondern Teil des Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK) ist. Seit 30 Jahren würzt das Kollektiv seine Kunst mit radikaler Provokation, was sie schon bis nach London in die Tate Modern gebracht hat.

Ob sich die Ironie dahinter jedem Hörer sofort erschließt, bleibt fraglich, allerdings sollte man den eigenen virtuellen NSK-Staat, das generelle Auftreten in Uniformen, die Nationalhymnen-Interpretationen auf „Volk“ oder Zitate wie „Wir sind so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war“, bloß nicht zu ernst nehmen – beziehungsweise so ernst nehmen, auch mehrmals drüber nachzudenken. Laibach erklären sich immer erst dann, wenn alle schon drauf reingefallen sind. Man sollte also zumindest den ganzen Wikipedia-Eintrag durchgelesen haben.

Richtig bizarr wird das Ganze aber erst, wenn man versucht, sich Laibach über die Musik zu nähern. Ohne das Hintergrundwissen, klingen die Slowenen wie die Theater-Schauspieler einer Rammstein-Parodie. Wobei man ihnen auf „Spectres“ eine neue Zugänglichkeit zugutehalten muss. Der Eröffnungssong „Whistleblower“ pfeift sich erst mal lustig an, lässt dann einen Synthie sprechen, der auch beim ESC gut aufgehoben wäre, und sprengt das Ganze schließlich durch die überzogene Rammstein-Stimme, die bald von inbrünstigen Seemännern begleitet wird. Wie immer gilt auch hier: Wer nur oberflächlich hinhört, hat verloren.