CD-Tipp: Ja, Panik – Libertatia

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CD-Tipp: Ja, Panik – Libertatia

Achtung, Feuilleton-Musik! Wo kein Hit ist, bringen auch ein paar leichtere Pop-Momente nichts - Ja, Panik überfordern den gemeinen Hörer. Ein Museumsbesuch für die Ohren von Wiens intelligentester Band.

Für 99 Prozent der Bevölkerung ist der Intelektuellen-Pop von Ja, Panik eher Kunst als Hörvergnüngen. Der Rest ist dafür umso begeisterter. Die 12.000 Leute, die das letzte Album „DMD KIU LIDT“ im Plattenregal haben, sind die vermutlich hauptsächlich ehrgeizige Feuilleton-Leser, begeisterungsfähige Hipster und vom allgemeinen Popgeschehen erschütternd gelangweilte „Spiegel Online“-Redakteure wie Andreas Borcholte, der auch das neue Album der Ex-Wiener mit Lorbeeren überschüttet.

Von weitem betrachtet: Die Texte? Ein Kauderwelsch aus Englisch, Deutsch, Wienerisch und Französisch. Die Melodien? Zäh wie Kaugummi. Die Attitüde? Stark überzogen. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Titelsong des letzten Albums war das vermutlich Grandioseste seit irgendwas von Tocotronic. Und es gibt auch auf „Libertatia“ einige Popmomente die Spaß machen („Zwing sie zu tanzen“), zudem glänzt die Band mit eigensinnigem Witz wie in „ACAB“, das in dem Fall „All Cats Are Beautiful“ bedeutet. Trotzdem: Wo kein Hit sein will, helfen auch ein paar „leichtere“ Synthie- und Funk-Momente nichts. Aber wer seinen Ohren einen Museumsbesuch gönnen will, kann hier Stunden verbringen.