CD-Tipp: Conor Oberst – Upside Down Mountain

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CD-Tipp: Conor Oberst – Upside Down Mountain

Das Wunderkind ist erwachsen: Conor Oberst (Bright Eyes) wird für seine herzzerreißende Poesie von seinen Fans seit über einem Jahrzehnt verehrt, wie kaum ein anderer Singer/Songwriter. Doch mit dem Alter kommt die Gelassenheit - und Oberst ist mittlerweile 34 Jahre alt.

Nach sieben Sekunden ist man wieder mittendrin: Diese Stimme, die immer so zittrig klingt, als würde Oberst aufgrund konstanten Liebesentzugs unter emotionalem Schüttelfrost leiden. Aber nein, so traurig wie auf früheren Bright-Eyes-Klassikern geht es auf dem neuen Soloalbum von Conor Oberst nicht zu. Dafür ist das Ex-Wunderkind der Pubertät mit seinen 34 Jahren mittlerweile wirklich entwachsen, man möchte sich ja auch nicht ewig am Weltschmerz aufhängen. Auch emotionale Gelassenheit steigt proportional zum Alter.

So kommt es auf „Upside Down Mountain“ zu Aussagen wie „Freedom is the opposite of love“ oder „Pleasure is not the same as happiness“, was mittlerweile eher Feststellung statt Anklage ist. Seine Texte waren früher die Poesie, zu der es sich prima verzweifeln ließ. Heute fungieren sie als philosophische Lebensberater, Conor leuchtet das Leben und seine Schwierigkeiten zwar immer noch aus, hat darin aber auch Grau statt nur Schwarz/Weiß entdeckt.

Die Musik dazu findet zwischen Melancholie und Uptempo statt: Keine Klagelieder der Extreme wie auf seinen früheren Werken, keine orchestralen Experimente mit Rock und Elektro wie auf den letzten Platten. Stattdessen: Folk, Country und Singer/Songwriter-Perlen, meistens alles zusammen und oft mit einer musikalischen Überraschung. Die karibisch anmutenden Bläser in „Hundreds Of Ways“ etwa, der E-Gitarrensturm in „Zigzagging Toward The Live“, der Backroundgesang der schwedischen Folk-Schwestern First Aid Kid, der herrlich abgehangene Countrypop in „Enola Gay“ und der gelegentliche Einsatz von Vibrafon und Piano bringen Abwechslung in die Country-Wüste.