CD-Tipp: Chrysta Bell – This Train

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CD-Tipp: Chrysta Bell – This Train

Mysteriös, sinnlich und verträumt: Mit Chrysta Bell hat sich David Lynch seine Vorstellung der perfekten Femme Fatale in der Realität erschaffen. Der Meister schwärmt: "Sie sieht aus wie ein Traum, sie singt wie ein Traum, der Traum wird wahr".

David Lynchs Vorliebe für die klassische Femme Fatale dürfte keinem Kenner seiner surrealistischen Meisterwerke entgangen sein. Auch musikalisch verlässt sich Mr. Twin Peaks auf einen ganz bestimmten Typ: Gehauchter Frauengesang zu abgründiger Atmosphäre. Nach seiner Stammhaucherin Julee Cruise (höre Twin Peaks) und der Liaison mit Lykke Li auf seinem letzten Soloalbum präsentiert Lynch nun eine neue Schönheit mit gesegneter Stimme: Chrysta Bell.

Die Muse, die schon seit „Inland Empire“ mit Lynch zusammen arbeitet, passt mit ihren roten Haaren, verruchten Augen-Makeup auf engelsgleichem Gesicht und der Model-Figur perfekt ins Lynche Beuteschema. „Sie sieht aus wie ein Traum, sie singt wie ein Traum, der Traum wird wahr“, schwärmt Lynch. Und ließ ihr die Musik für das Debüt von Badalamenti-Nachfolger und Filmkomponisten Dean Hurley auf den zarten Leib schneidern.

Wer sich jetzt fragt, wie viel Chrysta in „This Train“ eigentlich steckt, hat das Prinzip Gesamtkunstwerk nicht verstanden. Lynch und Bell treten auch auf Pressebildern gemeinsam auf, Lynch hat sich seine eigene perfekte Filmfigur erschaffen. Mysteriös, sinnlich und verträumt. Es scheint, als hätte er sie gerade vom „Lost Highway“ aufgelesen. Und es scheint, als fühle sich die texanische Sängerin als neue Julee Cruise sichtlich wohl. So singt sie sich mit aller zärtlichen Inbrunst, die so ein Hauchen eben zulässt, durch die zwölf überirdischen Zeitlupen-Songs, die zwar exakt die Lynch-Stimmung treffen, sich dabei nur leider kaum voneinander unterscheiden. Erst einer der letzten Tracks, „The Truth Is“, bringt mit überraschend zeitgemäßen Electropop etwas Abwechslung ins sonst sehr eintönige Spiel. Etwas mehr davon und die Ballade von Chrysta und David wäre auch außerhalb Twin Peaks ein Hit geworden.