CD-Tipp: Bruce Springsteen – High Hopes

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CD-Tipp: Bruce Springsteen – High Hopes

Das Musik-Jahr 2014 wird vom Boss höchstpersönlich eröffnet: Bruce Springsteen veröffentlicht mit "High Hopes" ein Album voller Coversongs, Liegengebliebenen und Neuaufgelegtem - über das sich Kritiker die Finger blutig tippen und nur Fans wahrlich freuen können.

Wer ist hier der Boss? Im Falle von Bruce Springsteen scheiden sich die Geister schon länger an der Frage, ob der Working-Class-Hero seinen Beinamen wirklich noch verdient hat, oder ihn doch lieber als Relikt der guten, alten Zeiten ansehen sollte. Während ein Autor bei der „Zeit“ seinen Hass ungefiltert in die Tastatur haut („Musikalisch mit einem Fuß in der Steinzeit und dem anderen in einer überdimensionierten Mehrzweckhalle“), versucht man bei „Spiegel Online“ noch neutral zu klingen: „Andere Songs wären verzichtbarer gewesen…“

Doch vereinten Kritikern steht meistens eine ebenso vereinte Fan-Schar gegenüber. Und Springsteen-Fans werden auch an diesem Album voller Coversongs, Liegengebliebenen und Neuaufgelegtem ihre Freude haben. „American Skin“ erinnert an Weihnachten mit Coca Cola, in „Heavens Wall“ übernimmt ein Gospelchor die Regie, Tom Morello (Rage Against The Machine!) schrammelt sein Gitarrensolos in die Saiten, als hätte es politische Konsequenzen. Im countryesken „Down The Hole“ widmet sich Springsteen im Duett romantischen Gedanken und das christliche „This Is Your Sword“ ist etwas zu viel des Guten (Glaubens). Generell klingt „High Hopes“ in den ruhigen Momenten irgendwie immer wie ein Weihnachtsalbum, was am ausufernden Einsatz von Hörnern und Streichern liegen könnte.

Insgesamt hat das achtzehnte Studioalbum von Bruce Springsteen keine Überraschungen zu bieten, aber das hatte sicher nicht nur der „Zeit“-Journalist bereits erwartet. Obwohl das ganze Album eher hetero- als homogen ist, fällt nur ein Song wirklich aus dem Rahmen: Das „Dream Baby Dream“-Cover von Suicide, einem avantgardistischen New Yorker No-Wave-Duo, das in Synth-Punk-Kreisen Kultstatus genießt. Das war dann doch etwas überraschend.