„Can A Song Save Your Life“: Für Musikliebhaber, von Musikliebhabern

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„Can A Song Save Your Life“: Für Musikliebhaber, von Musikliebhabern

Den Job verloren, von der eigenen Familie entfremdet und auf dem besten Weg, zum hemmungslosen Alkoholiker zu verkommen: Musikproduzent Dan scheint sein Glück aufgebraucht zu haben. Erst als er den schüchternen Auftritt der Sängerin Gretta in einer Bar sieht, scheint er neue Hoffnung zu schöpfen. Doch kann ein einziges Lied wirklich sein Leben retten?

„John ist ein wirklich begabter Regisseur, der es einfach drauf hat. Er beherrscht es, Musik in die Welt des Films fließen zu lassen, ohne dass ein traditionelles Musical dabei herauskommt.“ Hauptdarsteller Mark Ruffalo schwärmt in den höchsten Tönen von der Zusammenarbeit mit Filmemacher John Carney. Wie schon bei dessen Independent-Film „Once“, der 2008 überraschend den Oscar für den besten Song gewann, steht auch in „Can A Song Save Your Life“ die Musik im Mittelpunkt des Geschehens. Dabei herausgekommen ist eine charmante und lebensbejahende Geschichte für Musikliebhaber.

Musik, die verbindet

Die junge Musikerin Gretta (Keira Knightley, 29, „Abbitte“) und Musikproduzent Dan (Mark Ruffalo, 46, „The Avengers“) haben zwei Dinge gemeinsam: Beide haben nur wenig Glück in der Liebe und sind dennoch bis über beide Ohren verliebt. In die Musik nämlich, die ihre Leben eines Tages zusammenführen soll. Gretta ist frisch von ihrem Freund Dave (Adam Levine, 35) getrennt, der über Nacht zum Superstar wurde, Dan hat sich von seiner Frau und Tochter entfremdet und sucht sein Heil im Alkohol. Als die schüchterne Sängerin aus England auf eine Bühne im New Yorker East Village gedrängt wird, um einen Song zu spielen, sieht auch Dan den unscheinbaren Auftritt – und ist hellauf begeistert.

Obwohl er erst kurz zuvor entlassen wurde, will er Gretta privat unter Vertrag nehmen und mit ihr ein Album aufnehmen. Wenig überraschend zweifelt die Sängerin aber zunächst an dem Deal, schließlich ähnelt Dan bei ihrem ersten Treffen eher einem Obdachlosen, als einem professionellen Musikproduzenten. Doch schnell kommt die ungewöhnliche Kooperation ins Rollen und erweist sich als echter Glücksgriff: Keine Studioaufnahmen, sondern spontane Sessions auf der New Yorker Straße sollen auf dem Tonträger landen. Die natürlichen Klänge des Big Apple dienen so als akustischer Hintergrund und wirbeln das kommerzialisierte Musikbusiness kräftig durcheinander. Ganz nebenbei scheint die Musik auch noch alle sozialen Probleme der Protagonisten aus der Welt zu schaffen.

Kritik am Business

Nicht im Studio, sondern auf den Straßen von New York soll Grettas Album entstehen

Mit „Can A Song Save Your Life“ ist Regisseur John Carney ein Loblied auf die Musik gelungen, gleichwohl er mit dem Streifen auch sehr starke Kritik an der aktuellen Musikindustrie äußert. Der an die Charts angepasste Einheitsbrei von Grettas Freund Dave verhilft natürlich auch ihm über Nacht zum weltweiten Ruhm, verändert ihn, und führt zur Trennung der beiden. Nur dem Mut der Verzweiflung des arbeitslosen Produzenten Dan ist es zu verdanken, dass die für Musik so wichtige Authentizität wieder in den Mittelpunkt gerückt wird. Denn dem knallharten Business war Grettas Talent natürlich nicht aufgefallen.

Die filmische Umsetzung ist dabei äußerst gut gelungen: Die Charaktere harmonieren sehr gut miteinander, liegen den Kinogängern schnell am Herzen. Auch die auf den Straßen von New York eingespielten Songs sprühen nur so vor Lebensfreude, zaubern den Zuschauern ein ums andere Mal ein Lächeln auf die Lippen. Das ist auch dringend notwendig: Denn ein Film, der ein so starkes Augenmerk auf die Musik legt, muss dementsprechend kritisch an seinem Soundtrack gemessen werden. Das im Film produzierte Album mit den Gesangseinlagen von Knightley kann sich aber tatsächlich mehr als hören lassen und könnte auch außerhalb des Streifens ohne weiteres in den CD-Regalen bestehen.

Gesangstalent Keira

Ohnehin überrascht die Britin mit ihrer wirklich guten Gesangsstimme. Damit reiht sie sich beispielsweise mit Johnny-Cash-Darsteller Joaquin Phoenix ein, der sich mit seiner Vertonung alter Lieder der Country-Größe ebenfalls für eine etwaige Musikkarriere empfehlen konnte. Auch Ruffalo als chaotisch-genialer Musikproduzent zeichnet eine liebenswürdige Figur, nur Maroon-5-Sänger Levine als abgehobener Star wirkt bisweilen etwas zu sehr wie eine Karikatur. Er ist als Symbol für all das zu verstehen, was die Musikindustrie in den Augen von Carney derzeit falsch macht – etwas weniger mit dem Holzhammer eingeprügelt wäre seine Botschaft aber glaubwürdiger gewesen.

Fazit

Kann ein Lied Leben retten? Vielleicht nicht, aber es kann Dreh- und Angelpunkt eines wirklich sehr charmanten Films sein, der die Kinobesucher hoffnungsvoll in die Nacht entlässt. Knighley überrascht zudem mit musikalischem Talent, einzig der Charakter von Levine wirkt streckenweise etwas aufgesetzt. Im Fall von „Can A Song Save Your Life“ ist aber ohnehin die Musik die Hauptfigur des Films – und sie kann sich mehr als hören lassen.