Blur: Dem Zufall sei Dank

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Blur: Dem Zufall sei Dank

"Das Comeback des Jahres" liest man ja mehrmals pro Jahr. Diesmal ist es das aber wirklich: Die Britpop-Legenden Blur sind zurück! In alter Konstellation! Nach 12 Jahren! Und sie klingen famos! Das Comeback des Jahres!

Ob Schicksal, Zufall, der heilige Musik-Gott oder das Fliegende Spaghettimonster – irgendetwas muss da am Werk gewesen sein, das wollte, dass die Britpoplegenden von Blur wieder gemeinsame Sache machen. Auf einer Tour in Hongkong im Sommer 2013 geschah es, dass die Jungs ein paar Tage frei hatten, weil ein Konzert kurzfristig ausfiel. Und was machen Musik-Nerds, die nichts zu tun haben? Sie gehen ins Studio und jammen.

Dass daraus das große oder überhaupt ein Comeback-Album wird, war nicht geplant. Das würde man eigentlich keiner Band abnehmen, aber ums Geld ging es Blur vermutlich wirklich nicht: Der eine ist glücklich mit seinem Landleben und schreibt darüber, der andere ist in der Politik und Rechtsanwalt, Damon Albarns Genie ist schon längst im Mainstream angekommen und Graham Coxons Soloprojekte verkaufen sich schon alleine wegen seines Namens.

Coxon war dann auch der Grund, wieso wir jetzt das erste Album der Band seit zwölf Jahren bekommen. Er nahm sich der Jamsession ein Jahr später noch einmal an, holte sich Blur-Stammproduzent Stephen Street dazu, überredete Albarn zu Lyrics und ein paar Feinschliffen und fügte die Aufnahmen zu „The Magic Whip“ zusammen. Eigentlich unglaublich: Das Album wirkt so homogen, durchdacht und leichtfüßig und wird bereits von allen Fachblättern als Meisterwerk und Album des Jahres gefeiert – und sowas schludern und jammen die vier einfach so mal nebenbei in den Rekorder?

Man muss nicht mal Blur-Fan sein, um dieses Album abzufeiern. Es reicht vollkommen, Damon-Albarn-Fan zu sein. Songs wie das auf Melancholie marschierende „There Are Too Many Of Us“ oder das introvertierte „Pyongyang“ hätten auch wunderbar auf sein letztes Soloalbum gepasst. Beim herrlich abgehangenen „Go Out“ und „Ice Cream Man“, dem entspanntesten Sommerhit aller Zeiten, blitzen wahlweise seine Projekte The Good, The Bad And The Queen oder die Gorillaz durch. Oder natürlich Blur zu „Think Tank“-Zeiten. Und selbst wenn es mal etwas rabiater zugeht wie in „I Broadcast“ klingt das immer noch nach dem Ursprung dieses Albums: entspannt, lässig, unaufgeregt, natürlich. It’s magic!