Belle And Sebastian wollen tanzen

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Belle And Sebastian wollen tanzen

Öfter mal was Neues - nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte kann man das den Twee-Pop-Helden von Belle And Sebastian nicht übel nehmen. Auf Pet-Shop-Boys-Synthies und Europop war die Welt trotzdem nicht gefasst. Und noch weniger darauf, dass selbst das irgendwie ins Klangbild passt.

Belle And Sebastian und Europop – das passte bisher so gut zusammen wie Mumford & Sons und Hardrock. Die Schotten sind für eine Art Indie-Pop berühmt, der zwischen leichtfüßig und nostalgisch oft ein bisschen harmlos dahinplätschert. Trotzdem sind Belle And Sebastian in fast 20 Jahren eigener Musikgeschichte immer um die Bedeutungslosigkeit herumgekommen und haben genau die Lieder geschaffen, die in einer besseren Welt im Radio laufen würden. Was sie nicht davon abhält, nun mit „Girls In Peacetime Want To Dance“ neuen Genre-Boden zu betreten.

Schon textlich tun sich neue Welten auf, Songwriter Stuart Murdoch erzählt diesmal nicht nur fremde, sondern auch seine eigene Geschichte. Der Eröffnungstrack „Nobody’s Empire“, der eine psychisch schwere Phase aus Murdochs Leben beschreibt, soll das persönlichste Stück sein, das er jemals geschaffen hat. Gut, das sind Details, die nur Fans interessieren, die musikalische Neugestaltung aber fällt auch dem Laien auf.

Die typischen Adjektive wie schüchtern, süß, sensibel und unschuldig beschreiben auch die meisten der neuen Songs noch sehr gut (die teilweise sogar nach dem Kultalbum „If You’re Feeling Sinister“ klingen). Doch mindestens drei Songs fallen komplett aus dem Schema: Das herrliche „The Everlasting Muse“ überrascht nach typischem Twee-Einstieg mit einem schunkelnden Volksmusik-Bruch im Refrain. Während die erste Single „The Partyline“ sich zwar trotz funky Kuhglocke und Synthie-Spielereien noch halbwegs an die Regeln hält, schockiert „Enter Sylvia Plath“ tiefgehend. Gerade der Song über die tragische, feministische Poetin baut auf Pet-Shop-Boys-Synthies auf, die extrem absurd klingen. Durch die unterschwellig melancholische Melodie kriegt aber selbst dieser Song irgendwie die Kurve ins Belle-And-Sebastian-Universum.

Stuart Murdoch hat die Genre-Bezeichnung „Twee Pop“ für seine Musik schon immer abgelehnt. Verständlicherweise, klingt „Twee“, also „niedlich“, eben mehr nach „ganz nett“ als „extrem bedeutend“. Also warum nicht einfach mal schockieren? „Be popular – play pop, and you will win my love“ lautet die letzte Zeile von „The Everlasting Muse“. Und die muss es ja wissen.