Bela B.: „Wenigstens bin ich nicht in einen Haufen gefallen“

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Bela B.: „Wenigstens bin ich nicht in einen Haufen gefallen“

"Bye" - mit diesem Wort meldet sich Bela B. zurück. Es droht kein Abschied, sondern eine neue Platte. Für die hat sich der 51-Jährige nicht nur ins Tonstudio, sondern auch tief in den Sattel gesetzt und vor laufender Kamera eine Kuh gebändigt. Mit spot on news hat Bela B. über den Stil seines neuen Albums und seine Einstellung gegenüber Tieren gesprochen.

Was haben eine Kuh und Country miteinander zu tun? Die Antwort: Ab sofort gehören wohl beide zu den großen Leidenschaften von Am 4. April erscheint sein drittes Solo-Album „Bye“ und überrascht die Fangemeinde mit boshaftem Charme und Klängen, die auch im Wilden Westen ihre Verehrer gefunden hätten. Im Interview mit spot on news verrät Bela B., um was es in seinen neuen Songs geht und was in Teufels Küche gekocht wird.

Wann mussten Sie zum letzten Mal jemanden abservieren?

Bela B.: Das macht man ja jetzt nicht immer so direkt. Man streicht eben irgendwann jemanden aus seiner E-Mail-Liste. Da kann man das schon mal relativ easy lösen. Es gibt hin und wieder mal Leute, bei denen ich mich dann innerlich von ihnen verabschiede und mir sage: „Nee, da muss ich jetzt nicht mehr viel mit zu tun haben.“ Eigentlich ist das doch ein ganz normaler Prozess. Das passiert im Leben ganz oft, dass es irgendwann die Zeit überdauert hat, die man miteinander verbringt.

So etwas kann sehr befreiend sein.

Bela B.: Na klar, darum ging es auch in meinem Lied „Abserviert“. Als Texter bedient man sich da irgendwie immer der Selbsttherapie und singt über Dinge, die einen selber etwas angehen.

Haben Sie das Wort „Cowboy“ etwas zu wörtlich genommen oder warum reiten Sie im Musikvideo auf einer Kuh statt auf einem Pferd?

Bela B.: Ja, das ist tatsächlich der Fall. Wir fanden diese Art der Comedy dann einfach super, wegen dieser Assoziation von Cowboy. Ich habe dann aber erst mal gecheckt, wie politisch korrekt es ist, auf einer Kuh zu reiten. Ich habe dann keine Einwände gefunden. Es gibt nicht viele Menschen in Deutschland, aber doch glücklicherweise in der Nähe von Hamburg ein paar Mädchen, die Kühe reiten. Eine war bei dem Videodreh sogar dabei, die eine Turnierkuh hat. Sie stand mir beratend zur Seite. Die Natalia, auf der ich geritten bin, war einfach nur eine Reitkuh, die Jana, der Tochter des Bauern auf dem Hof, auf dem wir drehten, gehörte. Ihr war es wohl irgendwann zu langweilig auf Pferden zu reiten und dann ritt sie lieber Kühe.

Ist es schwerer eine Kuh zu reiten?

Bela B.: Na ja, das war schon heftig. Das sieht man in dem Video nicht. Wir haben die ganze Aufnahme 20 bis 25 Mal gemacht. Und dazu gab es einige Pausen, denn Kühe sind nun mal Wiederkäuer und müssen ständig fressen. Die sind auch gar nicht dumm, das habe ich bei dem Dreh echt gelernt. Die Kuh hat relativ schnell geschnallt, dass ich nicht so sicher bin. Statt zu tun, was sie sollte, fing sie an, mit anderen Kühen zu schmusen und hat gemacht, was sie wollte. Die Kuh hat mich an der Nase herumgeführt. Die Rache kam ganz zum Schluss, da hat sie es mir dann gegeben und mich abgeworfen. Wenigstens bin ich nicht in einen Haufen gefallen.

Wieso haben Sie sich auf „Bye“ für Country-Stil entschieden?

Bela B.: Ich habe immer schon eine Affinität zu dieser Musik gehabt. Der Plan war nicht, ein Country-Western-Album zu machen. Durch die ganze Zusammenarbeit mit den verschiedenen Künstlern sollte es viel bunter werden, aber dann ist es amerikanischer geworden, als wir anfangs dachten. Aber ich finde, dass es sich schon bei meinen letzten Solo-Platten auch so angekündigt hat, dass ich in diese Richtung geschrieben und arrangiert habe. Da war es für mich jetzt nur ein logischer Schritt, eine Band zu nehmen, die schon so einen Sound hat. Ein Großteil meiner Plattensammlung besteht auch aus solcher Musik. Lee Hazlewood hat mich schon immer und seit unserer gemeinsamen Zusammenarbeit noch mehr beeinflusst.

Einer Ihrer Songs heißt „Sentimental“. Bei was werden Sie sentimental?

Bela B.: Es sind so viele Dinge, in denen Schönheit erkennbar ist. Ich denke, es würde uns allen super gut tun, wenn wir schöne Momente bewusster wahrnehmen. Für mich ist das ganz oft so eine Mischung aus Glücksgefühl und dann läuft vielleicht irgendwie gerade das richtige Lied dazu, das ist eine schöne Form von Sentimentalität. Mag auch sein, dass ich jetzt schon eine ganze Menge erlebt habe in meinem Leben und deshalb auch öfter Déjà-vu-Erlebnisse habe, die mich dann rühren. Perfekte Momente sind die wünschenswerten Sentimentalitäten. Vor kurzer Zeit hat sich ein Freund von mir umgebracht. Das ist eine traurige Form von Sentimentalität. Ich denke aber auch an die guten Zeiten mit ihm und so hat das dann auch wieder einen positiven Effekt.

Nimmt Ihre Sentimentalität mit dem Alter zu?

Bela B.: Wenn der Erfahrungsschatz größer wird und man mit der Zeit überladen wird mit Erlebnissen, dann wachsen natürlich Befürchtungen und Assoziationen mit Situationen und dann geht alles schneller. Man fängt dann schneller an zu denken, sich zu fürchten oder auch traurig zu werden, das hat alles schon etwas mit dem Alter zu tun, das ist klar.

In Ihrem Song „Teufels Küche“ zählen Sie eine Menge Schandtaten auf. Haben Sie einige davon wirklich begangen?

Bela B.: Na gut, lassen Sie mich überlegen. Also einiges davon, ich sage nicht was. Es sind auch nur ein paar Zeilen in diesem Song von mir, aber einiges davon ist schon wahr. Ich habe keine tote Katze in die Spree geworfen. Die Zeilen mit den Tieren sind schon mal raus, sowas mache ich nicht. Ich habe auch keinen Stier kastriert.

Wie sieht es mit dem Transvestiten aus, dem in dem Song Herpes angehängt wird?

Bela B.: Ha ha…

Was kocht man eigentlich in Teufels Küche?

Bela B.: Bevor ich darauf eingehe, möchte ich kurz was zu dem Song sagen. Mir hat dieser alte Ausdruck wahnsinnig gut gefallen. „Du kommst in Teufels Küche“, wer sagt sowas heute noch? Es ist eine sehr schöne alte deutsche Beschreibung. Ich würde mal sagen, man kocht Seelen in Teufels Küche. Seelen oder Rosenkohl.

Haben Sie noch Angst vor negativer Kritik?

Bela B.: Nee, also Angst nicht, ich will aber auch nicht sagen, dass mich das kalt lässt. Natürlich interessiere ich mich vordergründig erst mal nicht für negative Kritik. Auf der anderen Seite muss es mir als Künstler aber auch egal sein. Ich muss damit leben, dass es nicht die Erwartungen von jedem erfüllt, wenn ich eine Platte mache. Ich bräuchte aber gar nicht erst anfangen, wenn ich Angst davor hätte. Trotzdem lese ich natürlich lieber Positives. Ich werde aber den Teufel tun und den Leuten Recht geben, die sich schlecht über mich äußern.

Auf Facebook posten Sie immer wieder Bilder von Ihren Socken. Wann kommt eine eigene Kollektion?

Bela B.: Wir arbeiten gerade daran. Langsam bin ich aber tatsächlich ein bisschen verzweifelt. Es ist gar nicht so einfach, so originelle , wie ich sie mir immer kaufe, selbst zu produzieren. Wir wollten der Special-Edition von meinem Album schon Socken beilegen, das haben wir leider nicht hingekriegt. Wir hatten niemanden gefunden, der uns so schnell bedruckte Socken liefern kann. Es muss offenbar schwieriger sein, als T-Shirts zu bedrucken. Mein großer Wunsch ist es, auf der Tour jetzt ein paar Bela B.-Socken anbieten zu können.