Beatsteaks: „Dieses Album war ein Betriebsunfall“

Magazin

Beatsteaks: „Dieses Album war ein Betriebsunfall“

Hut ab. Die Beatsteaks feiern nächstes Jahr 20 jähriges Jubiläum, denken aber noch lang nicht ans Aufhören. Ganz im Gegenteil: Mit dem neuen, am 1. August erscheinenden Album "Beatsteaks", greifen die vier Berliner und der schwäbische Schlagzeuger musikalisch noch einmal richtig an. Doch nach dem schweren Unfall von Thomas hat sich einiges geändert...

Eines ist bei den Beatsteaks immer gleich geblieben: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang. Als die fünf Jungs vor fast 20 Jahren beschlossen, zusammen Musik zu machen, hätte niemand mit so einem Erfolg gerechnet. Nun erscheint das neunte Album und tatsächlich ist für die Beatsteaks selbst heute nichts mehr so wie zuvor. Für ihre Fans bleiben sie immer „Die beste Band des Universums“, jedoch veränderte der schwere Treppensturz des Schlagzeugers Thomas Götz den eigenen Bandgeist komplett. Die fünf Musiker um Arnim Teutoburg-Weiß sind in dieser Zeit noch enger zusammengewachsen und besinnen sich nun auf das Wichtige im Leben – Freundschaft. Eine schöne Initiale für ein starkes, neues Album, wie Bernd und Peter im Interview mit spot on news erzählen.

„Kanonen auf Spatzen“, „Boombox“, „Muffensausen“ und jetzt „Beatsteaks“. Ist es diesmal einfach ein Album ohne Namen geworden oder weshalb trägt die neunte Platte den Titel „Beatsteaks“?

Bernd: Ganz simpel, uns ist einfach nichts Besseres eingefallen. Und als wir das fertige Cover so gesehen haben, fanden wir die Idee eigentlich gar nicht so schlecht. Haben wir so noch nie gehabt, kennt man so nicht von uns.

Wie würden Sie das neue Album in ein paar kurzen Sätzen beschreiben?

Bernd: Es ist natürlich anders als die Letzten, da wir uns ständig weiterentwickeln, uns immer gegenseitig überraschen und nie eine Sache zweimal machen wollen. Eins ist jedoch gleich geblieben: Schlagzeug, Bass, Gitarre, Gesang. Ich finde, es ist das Beste, was wir zu dem jetzigen Zeitpunkt aus uns herausholen konnten. Das Wichtigste ist aber, dass es uns fünf Spaß macht und das ist definitiv so.

Mit jedem Album haben Sie die Messlatte ein Stück höher gelegt und auch die Fans sind mit den Jahren immer mehr geworden. Ist beim Release-Day trotzdem noch Nervosität im Spiel?

Bernd: Ja sicherlich. Wir wollen natürlich nur das Beste, aber wir wissen vorher nicht, was die Leute dazu sagen. Genauso ist es, wenn wir auf die Bühne gehen: Nach all den Jahren wird es bei mir bloß noch schlimmer mit der Aufregung.

„Gentleman of the Year“ wurde zur ersten Singleauskopplung gekürt. Siegt bei Ihnen in solchen Angelegenheiten die Demokratie?

Bernd: Dieses Mal war es einfach und schwer zugleich. Wir hatten aber so viele Kandidaten, die die erste Single hätten sein können, dass es uns am Ende wurst war, welcher Song es wird. Es war ein bisschen wie Augen zu und mit dem Finger auf die Landkarte tippen. Diese Entscheidungen ließen sich bei den anderen Alben nicht so einfach treffen, weil es nicht so viel Auswahlpotenzial gab.

Wie lang haben Sie dieses Mal am Album gearbeitet?

Bernd: Wir hatten ursprünglich den Plan, uns ein ganzes Jahr Zeit zu lassen. Wir haben uns daraufhin ab und zu im Studio getroffen, um ein paar Demo-Ideen auszuarbeiten. Bis einer sagte: „Dit is es doch jetzt eigentlich schon“. Schnell wurde uns dann klar, dass das Ding im Kasten war und wir unsere Platte fertig hatten. Dieses Album war quasi wie ein Betriebsunfall.

Sie haben ja auch wie schon zuvor die Platte im Schaltraum in Berlin aufgenommen. Wie wichtig ist es Ihnen, zu Hause nah bei der Familie zu arbeiten?

Bernd: Es ist vor allem deshalb wichtig, um nicht all zu tief in die ganze Sache einzutauchen und abschalten zu können. Nach der Arbeit einfach mal den Hammer fallen lassen zu können und nicht alle Ideen auf Teufel komm raus wieder kaputt zu machen.

In der heißen Phase verbringt man die meiste Zeit mit den Bandkollegen. Wann gab es denn die letzte große interne Krise?

Bernd: In den 20 Tagen im Studio hatte jeder von uns die beste Zeit seines Lebens und es gab nie wirklich einen kritischen Moment, was auch irgendwie sehr komisch war. Aber das musste auch so kommen, denn der schwere Unfall von Thomas schwebte schon das ganze Jahr über uns. Das hat unser aller Bild ordentlich gerade gerückt, da wir gemerkt haben, wie schnell es gehen kann. Weshalb sich mit belanglosen Dingen beschäftigen, wenn man einfach nur Spaß haben kann. Ich glaube, das war wahrscheinlich die Initiale für alles hier.

Eine Band zu sein, heißt auch, besonders in Ihrem Fall, befreundet zu sein. Gibt es denn eine klassische Rollenverteilung unter Ihnen Fünf?

Bernd: Die gibt es tatsächlich. Arnim ist der Aktive, der heute etwas haben möchte, morgen wieder ganz anders darüber denkt und übermorgen komplett abstreitet, jemals irgendwas gesagt zu haben. Thomas und ich, wir halten uns lieber dezent im Hintergrund und reden eher weniger. Peter ist der Emotionale, der hingegen wieder immer über alles gern plaudern möchte und Thorsten befindet sich irgendwo dazwischen.

Nach der Produktionsphase ist vor dem Konzert. Brennen Sie alle schon wieder darauf, auf die Bühne zu gehen und die neuen Songs zu spielen?

Bernd: Das bringt es automatisch mit sich, wenn man mit einem Album zufrieden ist. Dann hat man richtig Bock, die Dinger zu präsentieren. Obwohl jeder von uns seine eigenen Präferenzen hat, was er gern tut. Ich bin lieber im Studio und lass mir Sachen durch den Kopf gehen. Von dem her ist die Performance für mich eher die Notwendigkeit, die daraus schlussfolgert. Andere hingegen lieben es, endlich auf der Bühne Gas zu geben.

Sommerzeit heißt auch Festivalzeit. Auf dem Highfield-Line up findet man die Beatsteaks neben Placebo und über den Queens of the Stoneage.

Peter: Wenn Sie jetzt denken, dass so etwas für uns normal ist, ne ne ne. Wir schicken uns sogar gegenseitig Fotos von den Plakaten, auf denen unser Name steht. Weil wir es nämlich immer noch ziemlich geil finden.

Im November und Dezember stehen 20 Shows auf dem Programm. Sie selber haben einmal gesagt, sich auf der Bühne nicht zu wiederholen, ist eine der größten Aufgaben. Wie gelingt Ihnen das?

Peter: Es gibt eine gesunde und eine ungesunde Routine. Die Ungesunde versuchen wir zu vermeiden, indem wir doch ab und an die Setlist ändern und das Ganze so nicht zu einer Theateraufführung werden lassen. Das Beste sind aber sowieso immer die ungeplanten Sachen. Manchmal ist es deshalb auch gar nicht so schlecht, wenn dann mal das Mikro ausfällt oder jemand den Text vergisst.

Was war denn die letzte peinliche Panne?

Peter: Mir ist mal in Berlin ein Song weggerutscht und ich wusste nicht mehr, wie er zu spielen geht. Mir sind einfach die Akkorde entfallen und Bernd musste sie mir auf der Bühne zustecken. Ein schwarzer Moment in meiner strahlenden Karriere. Aber zumindest weißt du dann, dass du am Leben bist.

Nun singt Thomas im neuen Song „Be smart and Breath“ einen Solopart und Sie müssen in „Hey Du“ auch ab und zu mal ran ans Mikro. Macht es Sie nervös, einen Song allein zu singen?

Peter: Ich versuche schon immer die Jungs davon zu überzeugen, „Hey du“ nicht zu spielen. Aber keine Chance. Ich bin jedes Mal wieder super aufgeregt und habe in solchen Momenten auch immer nochmal mehr Respekt für den Sänger. Aber eins sag ich Ihnen, weck mich im Schlaf und ich weiß meinen Text.

Eine Tournee heißt jeden Tag aufs Neue auf die Bühne zu gehen und die Menschen zu begeistern. Gibt es Momente, in denen sie ausgebrannt sind und sich gegenseitig puschen müssen?

Peter: Am Ende sind es genau diese zwei Stunden am Abend, welche wirklich zählen und auf die es sich vorzubereiten gilt. So richtig derb ausgebrannt sind wir deshalb eigentlich gar nicht. Und wenn tatsächlich mal der Tourkoller ausbrechen sollte, rütteln wir uns schon gegenseitig an der Schulter. Die Konzerte sind das Wichtigste, es gibt kaum einen triftigen Grund, da nicht am Start zu sein.

Sie haben nächstes Jahr 20 Jähriges Jubiläum. Ihr Statement dazu?

Peter: Hut ab. Dass wir das schon so lang machen und auch durchhalten. Offensichtlich hatten wir, diese fünf unterschiedlichen Charaktere, viel Glück, so etwas geschafft zu haben. Stark aus den problematischen Situationen herauszugehen und nicht daran zu zerbrechen, das zeichnet uns aus. Es ist wie eine Ehe und wenn diese über 20 Jahre hält, soll das schon was heißen.