Auf diese Filme freut sich ganz Cannes

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Auf diese Filme freut sich ganz Cannes

Der Countdown zum 67. Filmfest an der Côte d'Azur läuft: Ab dem 14. Mai konkurrieren in Cannes 18 Regisseure mit anspruchsvollem Autorenkino um die Goldene Palme. Das Teilnehmerfeld präsentiert sich dabei bunt wie lange nicht mehr.

Zum 67. Mal starten an diesem Mittwoch die Internationalen Filmfestspiele in Cannes. Bis zum 25. Mai kämpfen 18 Filmemacher an der Côte d’Azur um die begehrte Goldene Palme. Die Nachrichtenagentur spot on news stellt die wichtigsten Filme und heißesten Trophäen-Anwärter vor.

Der diesjährige Eröffnungsfilm „Grace Of Monaco“ mit Nicole Kidman (46) als Fürstin Gracia Patricia in der Hauptrolle sorgte schon vor seinem Start für Ärger. Aus Protest gegen das Werk des französischen Regisseurs Olivier Dahan (46, „La vie en rose“) bleibt das Fürstenhaus den Filmfestspielen in diesem Jahr fern. Historische Fakten seien ungenau und die Familiengeschichte würde zu „kommerziellen Zwecken“ verdreht, hieß es in einer Begründung. Dahan bestreitet die Vorwürfe gar nicht erst, sondern beruft sich auf seine künstlerische Freiheit: er habe ein Recht darauf, Fiktion zu drehen, sagte er auf einer Pressekonferenz. So oder so: Bessere PR hätten sich Kidman und Co. nicht wünschen können.

Ob sich hinter der ganzen heißen Luft tatsächlich ein anspruchsvoller Film verbirgt, bleibt abzuwarten. Kinostart ist der 15. Mai. Als Eröffnungsfilm läuft „Grace Of Monaco“ in Cannes außer Konkurrenz und ist nicht im Rennen um die Goldene Palme. An Kidmans Seite schlüpft Tim Roth (52) in die Rolle von Fürst Rainer III. Während dieser Anfang der sechziger Jahre um den Erhalt der Souveränität seines Landes kämpft, muss sich seine schöne Frau mit Palastintrigen und Ablehnung auseinandersetzen.

Nach seinem bereits 2005 in Cannes ausgezeichneten Neo-Western „Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“ bleibt Hollywood-Star Tommy Lee Jones (67) auch mit seiner vierten Regiearbeit „The Homesman“ dem Genre treu. Als gesetzloser Outlaw mit dem Herz am rechten Fleck begleitet er Hilary Swank (39) auf einer gefährlichen Reise durch den Wilden Westen. Die Geschichte beruht auf einer Romanvorlage des amerikanischen Schriftstellers Glendon Swarthout.

In „The Homesman“ soll die gottesfürchtige Mary Bee Cudy (Swank) drei geisteskranke Frauen in eine Methodistengemeinde bringen. Gleich zu Beginn ihrer Reise trifft sie auf den Gesetzlosen Briggs (Jones), dem sie das Leben rettet und gegen Geld das Versprechen abnimmt, sie den kompletten Weg zu begleiten und zu beschützen. Auf dem entbehrungsreichen Treck gen Osten trotzen sie Stürmen und lebensgefährlichen Begegnungen mit Siedlern und Indianern und beginnen langsam sich einander anzunähern.

In völlig ungewohnter Rolle wird Steve Carell (51) in „Foxcatcher“ von Regisseur Bennet Miller (47, „Capote“) zu sehen sein. Der beliebte Komiker spielt in dem Drama nach einer wahren Begebenheit den exzentrischen amerikanischen Multimillionär und Sportliebhaber John Du Pont. Dieser errichtete auf seinem Anwesen ein Trainingszentrum für Profi-Ringer und erschoss dort ohne erkennbaren Grund 1996 den Olympiasieger David Schultz (Mark Ruffalo). In weiteren Rollen sind Channing Tatum, Sienna Miller und Vanessa Redgrave neben Carell und Ruffalo zu sehen. „Foxcatcher“ ist nicht nur ein heißer Anwärter auf die Goldene Palme, sondern gilt auch bereits als ein Oscar-Favorit.

Obwohl die meisten Kritiker nach „Cosmopolis“ im Jahr 2012 kein gutes Haar an Regisseur David Cronenberg (71, „Die Fliege“) und dessen Hauptdarsteller Robert Pattinson (27) ließen, geht das Duo mit „Maps To The Stars“ nun erneut in das Rennen um die goldene Palme. Immerhin: Erste Trailer hinterlassen einen vielversprechenden Eindruck. Cronenberg rechnet mit der Hollywood-Elite ab und verpackt das ganze in einen satirischen Thriller mit Horror-Elementen.

Im Zentrum der Geschichte steht die Familie Weiss. Vater Stafford (John Cusack) ist ein Psychiater, dessen neueste Patientin Havana (Julianna Moore) vom Geist ihrer Mutter heimgesucht wird. Staffords Frau Christina (Olivia Williams) hat vor allem die Schauspielkarriere von Sohn Benjie (Evan Bird) im Auge. Der schöne Schein wird getrübt, als die ungeliebte Tochter Agatha (Mia Wasikowska) aus der Psychiatrie entlassen wird und sich mit dem Chauffeur Jerome (Pattinson) anfreundet.

Zwölf Mal war Altmeister Ken Loach (77) bereits in Cannes nominiert, vier Goldene Palmen durfte er mit nach England nehmen. Zuletzt wurde 2012 seine warmherzige Komödie „The Angels‘ Share“ prämiert. Mit „Jimmy’s Hall“ zählt der Experte für soziale Dramen nun erneut zu den großen Favoriten des Jahres. Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Loach die Geschichte des irischen Polit-Aktivisten Jimmy Gralton (Barry Ward), der 1932 nach einem Jahrzehnt aus New York in seine Heimat zurückkehrt, um ein Lokal wiederzueröffnen, in dem sich die linke Jugend politisch austauschen oder einfach nur Spaß haben kann. Das passt weder der katholischen Kirche noch der politischen Obrigkeit. „Jimmy’s Hall“ soll angeblich der letzte Film von Loach sein.

2012 übernahm der Belgier Jean-Pierre Dardenne (63) in Cannes die Leitung der Kurzfilm- und Cinéfondation-Jury, nun meldet er sich gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Bruder Luc (60) und dem Drama „Zwei Tage, eine Nacht“ (OT: „Deux jours, une nuit“) im Kreis der Nominierten zurück. Handlung: Sandra (Marion Cotillard) ist dabei ihren Job zu verlieren. Sie hat nur ein Wochenende Zeit, um ihre Kollegen davon zu überzeugen, auf ihre Boni zu verzichten, um ihre Arbeit zu behalten.

Mit 84 Jahren sucht auch Jean-Luc Godard, einer der wichtigsten Regisseure der 60er Jahre und ein Hauptvertreter der „Nouvelle Vague“, nochmals die große Bühne in Cannes. Sein experimenteller Film „Adieu au langage“ dürfte das Publikum einmal mehr eher verstören denn unterhalten. Immerhin präsentiert er die Geschichte über ein Ehepaar mit Kommunikationsproblemen, zwischen denen ein Hund vermitteln muss, in 3D.

Außer Konkurrenz, aber ebenfalls mit Spannung erwartet, läuft Ryan Goslings (33) Regiedebüt „Lost River“. Der Fantasy-Thriller handelt von einer alleinerziehenden Mutter (Christina Hendricks) und ihrem Abenteuer in einer unheimlichen Traumlandschaft.