Anna-Maria Zimmermann: „Noch ist nicht die Zeit für Kinder“

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Anna-Maria Zimmermann: „Noch ist nicht die Zeit für Kinder“

Sängerin Anna-Maria Zimmermann hat im Januar geheiratet und hegt den Wunsch nach Kindern. Aber noch sei die Zeit dafür nicht reif, erklärt sie im Interview. Außerdem spricht sie über ihr neues Album "Bauchgefühl" und verrät, wie es ihr nach dem tragischen Hubschrauberabsturz vor knapp viereinhalb Jahren heute geht.

Im Oktober 2010 überlebte Anna-Maria Zimmermann (26, „Frei sein“) einen Hubschrauberabsturz schwer verletzt. Ihr linker Arm ist seitdem gelähmt. Aber die Sängerin hat gelernt „zu akzeptieren“ und steht heute wieder mit demselben Frohsinn wie vor ihrem Unfall auf der Bühne. Im Interview über ihr neues Album „Bauchgefühl“ blickt die 26-Jährige für spot on news auf eine schwere Phase in ihrem Leben zurück und erklärt, welchen Fehler man nach einem solchen Schicksalsschlag nicht machen sollte. Außerdem verrät sie, wie die Familienplanung mit ihrem Mann Christian Tegeler aussieht, den sie im Januar in Österreich geheiratet hat.

Frau Zimmermann, Ihr neues Album trägt den Namen „Bauchgefühl“. In welchen Situationen vertrauen Sie auf dieses?

Anna-Maria Zimmermann: In den letzten vier Jahren seit meinem Unfall habe ich gelernt, öfters mal auf mein Bauchgefühl zu hören. Vor allem als ich vor der Entscheidung stand, welcher Professor mir meine Nerven transplantieren soll, habe ich auf mein Bauchgefühl gehört. In Deutschland gibt es dafür drei Ärzte. Aber bereits beim Besuch des ersten Arztes, Professor Dr. Becker in Aachen, stand für mich nach zehn Minuten fest, dieser Mensch operiert mich und kein anderer.

Zielt ihre erste Single-Auskopplung „Du hast mir so den Kopf verdreht“ auf ihren Ehemann Christian ab?

Zimmermann: Nein, das ist jetzt nicht speziell sein Song. Aber es gibt einen auf dem Album, der heißt „Für immer“ und hat mit Hochzeit zu tun. Da hat mein Mann Christian schon gefragt: „Ey Anna, ist das jetzt das Lied für mich? Ist das unser Song?“ Wenn er das so will, dann ist das sein Song.

Sie treten auch am Ballermann auf. Haben Sie für diese Auftritte extra Songs auf das Album genommen?

Zimmermann: Auf jeden Fall! Was bringt mir ein Album mit 14 romantischen Liebesliedern, wenn ich diese dann bei meinen Auftritten auf Mallorca nicht bringen kann. Deshalb müssen die Songs schon für eine gute Stimmung sorgen. Am Ende achte ich dann aber auch darauf, dass die komplette Bandbreite abgebildet wird. Weil meine Fans sind in allen Generationen vertreten, und da muss halt von der Sieben- bis zur 70-Jährigen für alle was mit dabei sein. Das ist mir ganz wichtig.

Sie sprühen bei Ihren Auftritten immer nur so vor Lebensfreude. Ist das so trotz oder vor allem wegen Ihres Unfalls?

Zimmermann: Das weiß ich gar nicht so genau. Ich war immer schon ein fröhlicher Typ. Aber nach meinem Unfall ging es mir gar nicht gut. Da wäre es gelogen, wenn ich behaupte, die Phase danach habe ich mit links gemeistert. Aber irgendwann habe ich gesagt: „Okay, du bist jetzt nur noch schlecht drauf. Du findest gerade alles total scheiße so wie es ist. Aber alle in deinem Umfeld sind einfach nur happy, dass es dich gibt und du verbreitest nur schlechte Laune und machst auf zickig.“ Das war die schlimmste Phase in meinem Leben. Vor allem, weil ich so oft hörte – auch von Seiten der Ärzte – dass ich lernen müsste, zu akzeptieren. Die konnten das auch alle so leicht sagen, die mussten damit ja nicht leben.

Wann wurde es wieder besser?

Zimmermann: Irgendwann war der Moment gekommen, wo ich gesagt habe: „Anna, lerne zu akzeptieren. Mach jetzt etwas Positives“. Ich glaube auch immer noch, dass ich nur wieder dieses strahlende Mädchen geworden bin, weil ich weiterhin singen und meine Auftritte machen kann.

Hatten Sie mal Zweifel am Weitermachen?

Zimmermann: Nach dem Unfall habe ich gesagt: „Mit diesem Arm gehe ich nie wieder auf die Bühne!“ Und hätte ich das durchgezogen, wäre ich zu 100 Prozent ein anderer Mensch geworden. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie ich dann wäre. Das ist das, was mir immer wieder diesen positiven Zuspruch und Mut gibt weiterzumachen. Ich stehe auch mittlerweile so selbstbewusst auf der Bühne und sage: „Hey Leute, die Hände Richtung Himmel – ihr könnt auch ruhig beide Hände nehmen!“ Das hat eine Weile gedauert, aber ich kann jetzt drüber lachen. Mein Mann Christian sagt, dass ich jetzt seit einem halben Jahr an dem Punkt bin, dass ich an dem Samstagabend vor dem Unfall wieder anknüpfen kann.

Die Musik hat Sie somit über diese schwere Zeit gerettet.

Zimmermann: Das war meine persönliche Therapie. Es ist auch heute noch so, dass ich die Schmerzen, die ich teilweise noch immer im Arm habe, auf der Bühne total ausblenden kann. Mit der Musik kämpfe ich mich aus all dem, was passiert ist, frei. Ohne die Musik wäre ich heute noch nicht an den Punkt, an dem ich bin.

Welchen Tipp können Sie Menschen geben, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erlebt haben und nun nach neuem Lebensmut suchen?

Zimmermann: Wichtig ist, nicht ständig damit zu hadern, warum etwas passiert ist? Diese Frage darf man sich nicht stellen. Diese Frage zieht einen runter und wird dir nie beantwortet werden. Der Blick muss nach vorne gehen, auch wenn man sein Leben ändern muss. Man muss Lernen zu akzeptieren und sich immer vor Augen halten, dass es Menschen gibt, denen es viel, viel schlechter geht. Natürlich darf man auch mal weinen und alles raus lassen, aber dann muss der Blick wieder nach vorne gehen.

Gucken Sie denn auch in Sachen Familienplanung nach vorne?

Zimmermann: Also der Kinderwunsch ist auf jeden Fall da, wenn das die Frage ist. Aber noch ist nicht die Zeit dafür. Bei meinem Mann Christian läuft es momentan im Restaurant so gut wie noch nie und auch ich bin im Job glücklich und ausgelastet. Ich würde nicht wollen, dass mich meine Mutter irgendwann mal anruft und sagt: „Anna, deine Tochter macht gerade ihre ersten Schritte!“ Das möchte ich doch selber erleben. Ich bin 26, da habe ich echt noch ein bisschen Zeit und irgendwann wird einer von uns kürzer treten.