Anna Maria Sturm: „Als Kind hatte ich immer unfassbares Heimweh“

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Anna Maria Sturm: „Als Kind hatte ich immer unfassbares Heimweh“

Die Fans wissen es längst: Der dritte und wahrscheinlich nicht letzte Teil der "Beste"-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller startet am morgigen Donnerstag in den Kinos. Wie sie es mit Heimatverbundenheit, Fernweh und "mia san mia" hält, verrät Hauptdarstellerin Anna Maria Sturm im Interview.

Mit dem ersten Teil der „Beste“-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller (40, „Wer früher stirbt, ist länger tot“) beginnt für Anna Maria Sturm (31) 2007 die Schauspiel-Karriere. Der Lockenschopf mit der burschikosen Art ist eine Top-Besetzung für die „Kathi“ , der wir im inzwischen dritten – und vielleicht besten – Teil „Beste Chance“ (Kinostart: 26. Juni) dabei zusehen dürfen, wie sie ihre unterdessen längst heimgekehrte Freundin „Jo“ (Rosalie Thomass) in Indien sucht…

Wie anstrengend die ersten Dreharbeiten vor acht Jahren waren und was sich inzwischen, vor allem auch nach ihren „Polizeiruf“-Drehs, verändert hat, erzählt die Wahl-Berlinerin im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Durch viele Ihrer Filme zieht sich als Leitfaden der Zwiespalt zwischen Heimatverbundenheit und Fernweh. Welche Rolle spielt das in Ihrem Leben?

Anna Maria Sturm: Ich bin in der kleinen Stadt Schwandorf in der Oberpfalz aufgewachsen. Da war es auch so beschaulich, ich habe eine gute Bindung zu meinen Eltern, eine feste Freundesclique, eine beste Freundin. Irgendwann musste ich die Idylle dann aber verlassen, weil ich studieren wollte.

War der Schritt schwer?

Sturm: Ich glaube, dass es für keinen Menschen einfach ist, sich aus der gewohnten Umgebung hinauszuwagen. Für mich war es besonders schwer, weil ich als Kind immer unfassbares Heimweh hatte. Das ging so weit, dass ich beim Kindertag nicht mal im Kindergarten übernachten konnte.

Inzwischen haben Sie es aber geschafft, Sie leben in Berlin.

Sturm: Ja, davon habe ich mich freigemacht. Ich lebe inzwischen nicht nur in Berlin, sondern bin auch beruflich viel unterwegs. Außerdem sind fast alle meine Freunde ebenfalls weggezogen. Einige sind aber auch geblieben, was ich sehr schön finde. Für mich gibt es nicht nur Stadt oder nur Land, ich schätze beides. Ich liebe die Natur, aber auch das bunte Leben in der Großstadt.

Wie steht’s denn um Ihren Lokalpatriotismus?

Sturm: Ich mag es nicht, wenn sich jemand ganz stark über seine Stadt oder sein Viertel oder, wie wir es in Bayern so gern machen, über das Bundesland identifiziert. Das bringt ja auch nichts, weil sich ohnehin alles ständig ändert. „Mia san mia“, liegt mir also absolut nicht.

Fühlen Sie sich als Bayerin in Berlin gut angenommen?

Sturm: Am Anfang war es natürlich sehr ungewohnt, aber ich habe es mir erkämpft. Ab und zu merkt man schon Ressentiments, aber das ist mir eigentlich egal.

Apropos, mit „Beste Chance“ (2014) kommt der dritte Teil einer Trilogie ins Kino. Wie schwer war es sich nach „Beste Zeit“ (2007) und „Beste Gegend“ (2008) wieder in die Rolle einzuarbeiten?

Sturm: Das war wie die Heimkehr zu einer alten Freundin. Damals war es mein erster Film und meine erste große Rolle und insofern eine extrem intensive Zeit, die ich als sehr anstrengend empfunden habe. Wir mussten jeden Tag sehr früh aufstehen und Rosi (Marcus H. Rosenmüller) verlangt einem auch sehr viel ab beim Drehen.

Haben Sie vor oder nach diesem ersten öffentlich bekannt gewordenen Vergewaltigungsdrama in Indien gedreht?

Sturm: Vorher, währenddessen und danach. Die indischen Crew-Mitglieder haben uns damals erklärt, dass sie genau wegen dieses Problems nicht nach Delhi wollen. Ab 20 Uhr abends siehst du dort auch tatsächlich keine Frau mehr alleine, weil es einfach zu gefährlich ist. Ich selbst hatte aber nie Angst, weil ich immer im Team war und nie alleine irgendwohin gegangen bin.

Wie hat Ihnen Indien gefallen?

Sturm: Wir waren nicht in einem Ayurveda-Wellness-Ort, sondern mitten in Delhi und die Armut dort hat mich sehr mitgenommen. Diese vielen und vor allem auch vielen verletzen Menschen, das war wie in einem Bienenstock. Schlimm fand ich auch die Umweltverschmutzung: Überall liegt Plastik herum. Der Lärm ist unglaublich anstrengend. Außerdem war jeder abwechselnd mal krank. An diesem Ort spürt man die globalen Probleme und Ungerechtigkeiten ganz deutlich. Es ist genauso schlimm wie man immer liest.

Was war schön?

Sturm: Wirklich faszinierend fand ich die Kultur, die Schönheit der Menschen, den Stolz der Frauen und diese ganz andere Art zu denken.

Im Film spielen Sie eine sehr hilfsbereite Person. Was haben Sie denn privat schon mal einem Freund zuliebe gemacht?

Sturm: Ich gehe manchmal zu Partys oder Einladungen, auf die ich eigentlich gar keine Lust habe. Wenn ich das mache, anstatt zu relaxen, ist es für mich eine große Freundschaftsgeste.

Zwischen Teil 2 und 3 der Trilogie haben Sie einige „Polizeiruf“-Folgen gedreht. Was haben Sie bei dieser ganz anderen Arbeit für „Beste Chance“ gelernt?

Sturm: Ich habe Routine bekommen, vor allem auch im Umgang mit den langen Wartezeiten. Inzwischen nutze ich diese Zeit zum Relaxen. Früher bin ich auch während der Drehpausen auf einem sehr hohen Energie- und Konzentrationslevel geblieben, was natürlich unfassbar anstrengend ist. Damit kann ich jetzt viel besser umgehen.