Angus & Julia Stone: „Es sind die Leute, die eine Erinnerung ausmachen“

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Angus & Julia Stone: „Es sind die Leute, die eine Erinnerung ausmachen“

Endlich: Angus und Julia Stone haben nach vier Jahren ihre neue Platte auf den Markt gebracht. Mit spot on news hat das Geschwister-Duo über das neue Album und seine Anfänge als Band gesprochen. Außerdem erklären sie, warum sie als Australier so gut über Fußball Bescheid wissen.

Australien hat schon so einige erfolgreiche Musiker exportiert. Ein aktuelles Beispiel ist das Indie-Folk-Duo Angus & Julia Stone. Die beiden Geschwister machen bereits seit Jahren erfolgreich zusammen Musik und haben gerade ihr drittes Album veröffentlicht. Diesen Sommer haben sie auch zwei Konzerte in Deutschland gespielt. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklären die beiden, was Familie für sie bedeutet und berichten von ihren gemeinsamen musikalischen Anfängen. Außerdem erzählen sie von ganz besonderen Tour-Momenten – und warum Schweizer Auto-Hupen sie emotional besonders berührt haben.

Sie beide sind Geschwister. Wie funktioniert das, wenn Sie zusammen auf Tour sind? Haben Sie eher eine freundschaftliche Beziehung zueinander?

Angus Stone: Wenn man die ganze Zeit zusammen ist, vergisst man einfach, dass man eigentlich Bruder und Schwester ist. Letztendlich sind wir zwei Personen mit derselben Leidenschaft fürs Reisen und für die Musik. Ich denke, das Gute an Familie ist, dass du einfach auf den Punkt kommen und sagen kannst, was du willst. Am nächsten Morgen ist alles wieder gut. Man liebt sich einfach wieder. Und das ist gut so.

Wann haben Sie angefangen, zusammen Musik zu machen?

Julia Stone: Vor ungefähr zehn Jahren, als wir auf einer Reise in Südamerika waren. Angus hatte eine Gitarre dabei und hat eines Tages im Dschungel von Bolivien angefangen zu spielen. Als wir Teenager waren, hatten wir nicht viel miteinander zu tun. Mit sechzehn habe ich die meiste Zeit bei meinem Freund verbracht. Angus war skaten, snowboarden und surfen. Wir waren immer getrennt. Und dann plötzlich steht er da und spielt diesen Song. Das war so schön für mich! Ich wollte einfach nur zuhören. Ich fragte ihn, von wem der Song sei und er antwortete, er habe ihn geschrieben. Dass dieser Junge diese Worte singt, hat mich völlig umgehauen. Er hat mir ein paar Songs auf der Gitarre beigebracht. Später ist er wieder zurück nach Australien gegangen.

Wann kam es dann zu Ihren gemeinsamen Projekten?

Julia Stone: Ich war noch ein Jahr auf Reisen und lernte immer besser Gitarre zu spielen. Ich habe dann auch selber Songs geschrieben. Als ich nach Australien zurückkam, sind wir zusammengezogen. Ein Jahr lang haben wir nicht wirklich gearbeitet, sondern nur Musik gemacht und Songs geschrieben. Ich habe seine Songs gesungen, er meine. Auch bei „Open-Mic-Nights“ haben wir mitgemacht. Dann ging alles richtig schnell: Sechs Monate später lebten wir in London und hatten einen Plattenvertrag.

Ihr neues Album wurde von Rick Rubin produziert. Wie kam es dazu?

Julia Stone: Das passierte aus heiterem Himmel. Wir hatten gar nicht vor, noch ein Album zu zweit zu machen. Rick hat unsere Musik auf einer Party gehört und sie hat ihm gefallen. Er wollte uns treffen und gemeinsam ein Album aufnehmen. Und dann haben wir ihn wirklich gemocht und auch die Zeit, die wir mit ihm verbracht haben. Also haben wir angefangen darüber nachzudenken, ob wir wieder zusammen arbeiten wollen und was für ein Album wir machen könnten. Es war einfach ein seltsamer Zufall.

Rick Rubin hat Musik von Künstlern wie Jay Z, Red Hot Chilli Peppers und Black Sabbath produziert. Denken Sie, dass die Tatsache, dass er so viele verschiedene Musikrichtungen produziert hat, Einfluss auf Ihr Album hatte?

Julia Stone: Ich glaube, er ist einfach ein unglaublich vielfältiger Mensch. Er liebt Menschen und er liebt Musik. Das Genre macht für ihn keinen Unterschied. Und das macht ihn wirklich gut. Er ist eine intuitive Person: Wenn er etwas mag, dann weiß er auch, was richtig ist. Ich weiß nicht, ob die verschiedenen Richtungen den Sound der Platte verändern. Aber es macht ihn zu einer sehr aufgeschlossenen Person. Und für uns hieß das: Was auch immer wir ausprobieren wollten – es herrschte eine freie Atmosphäre im Studio.

In Australien sind Sie sehr berühmt, in Deutschland spielen Sie in kleinen Clubs. Fühlen Sie sich in die Zeit zurückversetzt, als sie mit der Musik angefangen haben?

Angus Stone: Ja, ich mag es. Bei bestimmten Shows reduzieren wir uns aufs Wesentliche. Das sind dann nur wir, kein Drama. Die Dinge, die da passieren – sowas erlebt man bei den großen Produktionen nicht. Außerdem lernt man vor kleinem Publikum Neues über die Songs. An kleinen Orten passiert einfach etwas.

Gefällt es Ihnen, vor einem kleinen Publikum zu spielen?

Julia Stone: Die Art und Weise zu spielen muss man immer anpassen. Bei einem größeren Konzert oder einem Festival gibt man wirklich alles. Das ist cool, es bringt so viel Energie. In kleineren Clubs musst du dich zurücknehmen. Die Leute stehen direkt vor dir, Face-to-Face. Es ist schön, man fühlt sich, als wäre man zusammen in dieser Sache. Es ist heiß und wirklich authentisch. Das ist dann auf jeden Fall ein anderes Gefühl. Auf größeren Bühnen ist man um einiges stärker getrennt vom Publikum.

Haben Sie Lieblingsstädte für Ihre Konzerte?

Julia Stone: Das klingt jetzt so dahergesagt, aber jeder Ort hat etwas Magisches an sich. Manchmal erlebst du Nächte, die du niemals vergisst. Wenn du zum Beispiel tolle Leute triffst oder ein verrücktes Abenteuer erlebst – etwas, an das du dich erinnern wirst. Das macht aber nicht die Stadt an sich besser. Es sind die Leute, die eine Erinnerung ausmachen. Eigentlich ist jeder Ort schön. In Australien haben wir keine Städte wie hier in Europa. Die Gebäude hier sind alle alt und jeder lebt hier trotzdem sein modernes alltägliches Leben, während er Kaffee trinkt und im Internet surft. Diese Kathedralen und die Geschichte – für uns ist das eine tolle Erfahrung!

Angus Stone: Bei uns haben die Leute erst vor 200 Jahren angefangen, zu bauen und zu siedeln. In der Architektur spiegelt sich keine solche Geschichte wieder wie hier. Es ist wirklich interessant hier. Ich denke, man hat dadurch ein anderes Gefühl von Zugehörigkeit.

Haben Sie einzigartige Tour-Erinnerungen?

Angus Stone: Ich weiß nicht, wo genau, aber es war irgendwo in Deutschland. Nach einen Konzert gingen wir in eine Bar. Es war ein runder Raum, wirklich schön. In der Mitte stand ein großer Flügel und um das Zimmer herum waren überall Balkone. Der Pianist aus unserer Band hat einfach angefangen zu spielen. Wir standen alle um ihn herum und haben Whisky getrunken, Zigaretten geraucht und gesungen. Es war großartig! Jeder war einfach in dieser besonderen Stimmung, es war so viel Freude im Raum.

Julia Stone: Wir hatten einen tollen Tag in Solothurn in der Schweiz, wo wir ein Konzert hatten. Es war schön, als die Schweiz ihr erstes WM-Spiel gewonnen hat. Die ganze Stadt hat zwei Stunden lang nur gehupt. Sie haben einfach nicht aufgehört! Es hat mich berührt, dass alle so bewegt und auch verbunden dadurch waren. Heutzutage haben die Leute doch in allem so unterschiedliche Meinungen. Aber in dieser Stadt haben an dem Tag alle das selbe gespürt. Wir haben uns sehr für die Schweizer gefreut. Als wir durch die Straßen gegangen sind, haben alle gerufen und sich gefreut. Wir konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Es war süß! Manchmal habe ich diese Momente, in denen ich die Jungs aus der Band anschaue und mir denke: Ich bin so glücklich!

Sind Sie beide Fußball-Fans?

Angus Stone: Ja! Unser Vater spielt schon sein Leben lang Fußball und schaut es auch immer im Fernsehen. Er redet ständig darüber und erzählt uns, wie er am Wochenende ein Tor gegen ein wirklich gutes Team geschossen hat, dass sie unbedingt schlagen wollten. Fußball war immer ein Thema. Und das ist auch cool. Jeder hat Spaß und es überwindet Grenzen. Alle kommen zusammen und spielen absolut verrückt.

Fußball ist in Australien nicht so verbreitet. Welche Sportart ist dort beliebt?

Julia Stone: Die australische Football-Liga, genannt AFL. Das ist ganz schön brutal. Es sieht von außen wie ein riesiges Durcheinander aus: Alle rennen durch die Gegend und rempeln sich an. Die Jungs haben das früher in der Schule gespielt. Wer auch immer den Ball hat – man kann alles tun, um ihn zu bekommen. Alle attackieren sich also die ganze Zeit gegenseitig.