„American Hustle“: Liebesfilm, cool verpackt

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„American Hustle“: Liebesfilm, cool verpackt

Christian Bale, Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Amy Adams und Robert De Niro - allein diese Besetzung sollte den Erfolg von "American Hustle" garantieren. Doch stiller Star dieses Films ist eine andere Person.

Trailer produzieren ist eine Kunst für sich. Vor nicht allzu langer Zeit wurden noch einfach möglichst interessante Schnipsel des Films zusammengeschnitten, ohne sich weiter groß Gedanken darüber zu machen. Heute wird das Ganze unter Marketingaspekten betrachtet, ein Trailer kann über den Erfolg eines Streifens mitentscheiden. Dass „American Hustle“ ein Erfolg wird, dies könnte jetzt auch so ein missratener Appetithappen nicht mehr verhindern. Denn allein die zehn Oscar-Nominierungen sind beste Werbung für den Streifen, der am heutigen Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Der Trailer zum neuen Film von Regisseur David O. Russel („Silver Linings“) lässt vermuten, dass auf die Kinobesucher eine Action-Komödie wartet. Gewürzt mit einer Prise Sex.

Und das ist falsch. Actionszenen gibt es, aber die finden wir auch in Animationsfilmen. Und Sex? Das Provokanteste sind die bis zum Bauchnabel gehenden V-Ausschnitte der Kostüme von Hauptdarstellerin Amy Adams. Das war’s aber auch schon. Was ist „American Hustle“ also dann? Auf den Punkt gebracht: ein Liebesfilm in der coolen Optik der 70er Jahre von New York. Sicher nicht auf den ersten Blick, doch spätestens im letzten Viertel des Films wird das dem Kinobesucher klar.

Zum Plot: Regisseur David O. Russell erzählt die Geschichte des Wäscherei-Besitzers Irving Rosenfeld (Christian Bale), der entdeckt hat, dass sich mit der Verzweiflung der Menschen noch viel besser und einfacher Geld verdienen lässt. Sein Leben mit seiner psychisch labilen Frau Rosalyn Rosenfeld (Jennifer Lawrence) und ihrem von ihm adoptierten Stiefsohn Danny plätschert so dahin – bis Sydney Prosser (Amy Adams) in sein Leben tritt. Das Provinzmädchen will in der Glamour-Welt von New York ihr Glück versuchen. Und findet, so kitschig es klingen mag, vor allem den Weg ins Herz von Irving.

Die zwei werden Geschäftspartner und ein Liebespaar. Zu den sich jetzt häufenden Streitigkeiten mit seiner Ehefrau kommt ein weiteres Problem: der Ehrgeiz von FBI-Ermittler Richie DiMaso (Bradley Cooper). Dieser will die krummen Geschäfte von Irving und Sydney nutzen, um noch einen viel größeren Fisch an die Angel zu bekommen. Zunächst ist das nur der Politiker Carmine Polito (Jeremy Renner), im weiteren Verlauf kommen allerdings noch Abgeordnete und die Mafia ins Spiel. Mehr soll nicht verraten werden. Oder doch: Robert De Niro darf in einem kleinen Auftritt das zeigen, was er am besten kann.

Warum aber ist „American Hustle“ ein Liebesfilm? Weil es trotz aller kleiner und großer Gaunereien darum geht, ob Irving und Sydney ein Paar werden. Und das nicht nur geschäftlich, sondern auch offiziell. Dem steht Irvings Frau Rosalyn im Weg. Und Richie drängt sich ja auch noch ins Spiel. Wie sich Irving und Sydney näher kommen, entfremden, den anderen versuchen, eifersüchtig zu machen, sich gegenseitig verletzen und schließlich das Richtige für sich finden, das ist der eigentliche rote Faden des Films.

Ein Film, der mit herausragenden Schauspielern glänzt – und zwar in jeder noch so kleinen Rolle. Es fällt schwer, einen der Akteure hervorzuheben. Bale hat wieder einmal keine Angst davor, seinen Körper zu entstellen, um eine Rolle darzustellen. Adams spielt Sydney tough und verletzlich zugleich, Cooper stellt den überehrgeizigen FBI-Agenten glaubhaft dar und Lawrence kann auch billig.

Der stille Star des Streifens ist jedoch Kostümdesigner Michael Wilkinson. Der erfahrene Australier („Watchmen“) transportiert den Stil der 70er Jahre durch seine Kostüme perfekt auf die Leinwand. Jede Rolle bekommt bei ihm ihren eigenen Stil. So plündert Richie wohl den Kleiderschrank von John Travolta aus „Saturday Night Fever“, um Sydney mit Brusthaar-freundlichem Hemd und Smoking zu beeindrucken, während diese neue Bestmarken in Sachen Mega-V-Ausschnitt setzt. Und allein die Anfangssequenz, die mit viel Gemach den Kampf von Irving gegen seine natürliche Tonsur demonstriert, ist das Eintrittsgeld wert.