Als wäre nichts gewesen: Déjà vu mit Giorgio Moroder

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Als wäre nichts gewesen: Déjà vu mit Giorgio Moroder

Der König der Discomusik ist zurück: Giorgio Moroder machte Donna Summer zur Disco Queen und sich selbst zum Kult. Jetzt hat er ein Album aufgenommen, das die Diskokugeln auf Hochglanz polieren möchte. Allerdings liegt die Innovation hier nicht im Klang, sondern im kompromisslosen Hitgedanken.

Daft Punk sind schuld. „Ich war nicht mehr so interessiert an der Musik. Mir ging’s gut. Ich war glücklich. Dann kamen Daft Punk und haben mich wieder da reingezogen“, sagt Giorgio Morder. Tja, was soll man auch machen, wenn einen die zwei berühmtesten Roboter-Köpfe der Musikwelt bitten, die eigene legendäre Musikgeschichte zu erzählen, damit sie einen Track daraus machen können? Bezeichnenderweise ist „Giorgio By Moroder“ auch eines der schönsten Stücke auf dem 2013 erschienenen Comeback-Album des französischen Electro-Duos Daft Punk geworden.

Eigentlich kein Wunder. Im Studio hat der als in Südtirol geborene Hansjörg schon vorher gern gezaubert: Die Discomusik erfunden, Donna Summer zum Stöhnen gebracht, über hundert goldene Schallplatten aufgenommen, mit Elton John, Freddy Mercury, Janet Jackson und David Bowie gearbeitet, die Hymnen für Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften und Oscar-prämierte Filmmusik geschrieben. Der Mann wusste, was er tat.

Und genau das hat der heute 75-Jährige nun wieder getan. Statt Donna und Bowie singen nun Britney Spears, Charlie XCX, Kylie Minogue und Sia. Die Discohits aber schreibt er immer noch nach demselben Prinzip: Schmissig müssen sie sein, einbrennen müssen sie sich ins Hirn und zwar schnell und prägnant, und dazu reichen Synthie, Bass und Stimme. So klingt dieses Album nun nach Musik, die auch super ins Studio 54 gepasst hätte, wo Moroder übrigens auch Gast war. Das ist interessant und kurios zugleich, denn ein bisschen mehr Innovation hätte man dem Discoking schon zugetraut.

Vielleicht ist dieser Innovations-Gedanke aber auch nur ein Auswuchs unserer hyperzwangsindividuellen Gesellschaft – und überhaupt nicht in Moroders Sinne. Ihm ging es ja schon immer um den großen Hit, weshalb er auch kein Problem damit hat, dass gerade eine Nischenband wie Kraftwerk für ihren Beitrag zur Musikgeschichte gefeiert wird: „Sie haben nie Musik für Filme oder Olympiaden gemacht; sie machen immer noch, was sie immer schon gemacht haben. Sie haben zu wenig experimentiert. Dafür spielen Kraftwerk heute in Theatern und Museen, und ich spiele auf Festivals“, sagte Moroder gegenüber der „Welt“.

Aber: In Zeiten, in denen die High-Waist-Jeans unserer Mütter und die Hornbrillen unserer Väter wieder angesagt sind, machen Ironie und Kult auch nicht vor der Tanzfläche halt. Und dieses Album heißt ja nicht umsonst „Déjà Vu“.