Alles hat ein Ende nur Modern Talking hat zwei
Magazin
Publikum feiert zusammen mit der Band
120 Millionen verkaufte Tonträger in knapp zehn Jahren Bandbestehen: Ob man Modern Talking mag oder nicht, der Erfolg der Band ist unumstritten. Das 30-jährige Gründungs-Jubiläum ist nun Anlass, den Werdegang von Dieter Bohlen und Thomas Anders genauer unter die Lupe zu nehmen.
Apple führte den Macintosh ein, Ronald Reagan wurde zum Präsident der USA gewählt, George Orwell widmete dem Jahr 1984 gar einen eigenen Roman. Doch auch aus deutscher Sicht trug sich Großes zu: Ein noch unbekannter Musikproduzent namens Dieter Bohlen und der noch unbekanntere Sänger Thomas Anders beschlossen, Modern Talking zu gründen. Zugegeben, auf den ersten Blick scheint das gegenüber den anderen Geschehnissen von 1984 eine Banalität zu sein, doch darf eines nicht vergessen werden: 120 Millionen weltweit verkaufte Tonträger sprechen für sich, schließlich ist das Duo damit erfolgreicher als Britney Spears oder Depeche Mode. Dem 30-jährigen Bandjubiläum widmet RTL nun mit „30 Jahre Modern Talking – Die ganze Wahrheit“ eine zweistündige Sendung zur Primetime um 20.15 Uhr. Alle Fakten und Aufreger rund um die Band gibt es hier.
Ein Herz und eine Seele
An einen Erfolg der frisch gegründeten Band von Bohlen und Anders wollte zu Beginn noch niemand so recht glauben, auch nicht die Verantwortlichen der Plattenfirma BMG. Vielleicht lag es an dem rosafarbenen Lipgloss, den Anders nicht missen wollte, oder an den wenig modischen Trainingsanzügen, die der heutige Pop-Titan Bohlen damals trug. Trotzdem investierte das Plattenlabel in die beiden, wenn auch mit Vorbehalt: Das erste Musikvideo wartete mit spartanischer Ausstattung auf, eine Nebelmaschine und ein paar bunte Lichter mussten ausreichen.
Wenig später dürften im Hause BMG allerdings die Sektkorken geknallt haben. Als erste Single veröffentlichte die Band einen Song namens „You’re My Heart, You’re My Soul“. Es war ein Debüt nach Maß: Sechs Wochen hielt sich das Lied auf der Nummer eins in den deutschen Charts, 15 Wochen in der Top-10. Dass sie kein One-Hit-Wonder waren, bewiesen sie mit weiteren Hits wie „Cheri, Cheri Lady“, „Brother Louie“ oder „You Can Win If You Want“, die allesamt auf Platz eins der Charts kletterten.
Der vielleicht größte Erfolg der Band hatte gar politische Relevanz: Als erste westliche Musikgruppe war es Modern Talking nach der Ankündigung der Glasnost-Politik erlaubt, ein Album offiziell in der Sowjetunion veröffentlichen zu dürfen. Noch heute kann das Duo eine große Anhängerschaft in Russland vorweisen. Doch wie so oft kam mit dem Erfolg auch der Streit. Was Yoko Ono für die Beatles, war Anders‘ damalige Ehefrau Nora Balling für Modern Talking. Der interne Twist führte nach gerade einmal vier Jahren, in denen Modern Talking rund 60 Millionen Platten absetzen konnte, zur Trennung der Band.
Das Comeback vom Rücktritt
Etwas über zehn Jahre herrschte Funkstille zwischen den beiden Musikern. Dann trat Sony BMG 1998 an Bohlen mit der Überlegung heran, eine Best-Of-CD auf den Markt zu bringen. Der heutige „DSDS“-Juror war von dieser Idee allerdings wenig begeistert und brachte den Gegenvorschlag hervor, ein komplett neues Album zu produzieren. Er nahm daraufhin Kontakt mit seinem einstigen Weggefährten Anders auf und konnte ihn von seinem Revival-Projekt überzeugen. Elf Jahre nach der Trennung feierte Modern Talking die Wiederauferstehung.
Prompt konnte das Duo an alte Erfolge anschließen. Ihr Album „Back For Good“ landete auf dem ersten Platz der Charts, das neben neuen Songs auch Remix-Versionen alter Hits beinhaltete. So unverändert der Sound größtenteils auch war, fiel der optische Wandel umso deutlicher auf: Sichtlich gereift tauschten die beiden für Video-Drehs quietschbunte Jogging-Hosen und übergroße Jacketts gegen maßgeschneiderte, schwarze Anzüge ein.
Der Rücktritt vom Comeback
Doch auch der zweite Versuch scheiterte. Zwar waren die fünf Jahre, die das Revival bestand hatte, mit 60 Millionen verkaufter Platten genauso erfolgreich, wie die erste Band-Phase. Bohlens 2003 erschienene Autobiografie „Hinter den Kulissen“ aber war es, die das erneute Aus der Band besiegelte. Inzwischen haben sich die zwei Streithähne zwar wieder vertragen, lange sah es aber nach einem nicht enden wollenden Scharmützel aus.
Mitte diesen Jahres dann die Versöhnung. Im „ZDF Fernsehgarten“ schilderte Anders, dass „man sich wieder in die Augen gucken“ könne und „das Kriegsbeil“ begraben sei. An einen dritten gemeinsamen Anlauf wolle man deswegen aber nicht denken. Aber in der Musik-Industrie ist bekannterweise alles möglich.