AC/DC Forever: Darum werden die Hardrocker immer Kult bleiben

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AC/DC Forever: Darum werden die Hardrocker immer Kult bleiben

Auch wenn sie von einigen immer noch als Rock-Dinos oder ewige Kneipenband belächelt werden: AC/DC gehören heute zu den größten Bands der Welt. Fünf Gründe, warum das so ist und auch so bleiben wird.

40 Jahre hat das australische Hardrock-Urgestein AC/DC („Hells Bells“) mittlerweile auf dem Buckel, und in diesem Jahr musste man sich zwischenzeitlich Sorgen machen, dass sich langsam doch das Alter bemerkbar macht. Sechs Jahre ist das letzte Album „Black Ice“ nun her, Gitarrist Malcolm Young (61) kämpft mit nicht näher bekannten gesundheitlichen Problemen und nimmt derzeit eine Auszeit von der Band. Im Frühling machten sogar Gerüchte um die Auflösung von AC/DC die Runde. Doch inzwischen scheint die Institution auch ohne Malcolm wieder auf Kurs zu sein: Mit dessen Neffen Stevie Young (57) als Vertretung wurde nun das 16. Album eingetütet, und die Band brennt darauf, wieder die Bühnen der Welt zu erobern. AC/DC sind einfach nicht totzukriegen – fünf Gründe, warum diese Band weiterhin Kult bleibt.

Working Class Heroes

Auch wenn die Mitglieder von AC/DC mit ihren Hits schwer reich wurden, pflegte die Band stets das Image des bodenständigen Musik-Arbeiters. Die Rocker sehen jederzeit so aus, als könnten sie nach der Schicht neben ihren Fans ein Feierabendbier im nächsten Pub genießen – vielleicht abgesehen vom ewigen Schuluniformträger Angus Young (59), dem der große Bruder Malcolm ein Glas nach draußen schmuggeln müsste, wäre er nicht ohnehin strikter Nicht-Trinker. Sogar in den Statements zum Gesundheitszustand von Malcolm Young klingt leise Fließband-Romantik an: „Wenn bei der Arbeit so eine Sache über dir schwebt und es deinem Kollegen nicht gut geht, ist das schwierig“, sagte Sänger Brian Johnson (66) zuletzt TeamRock Radio. AC/DC galten ihren ursprünglich ebenfalls zum größten Teil aus der Arbeiterklasse stammenden Fans stets als Antithese zu Rockstar-Allüren und überkandideltem Gepose. Eine Rolle, die in der glattpolierten Glitzerwelt der Popindustrie von heute noch genauso aktuell ist wie in den Disco-verseuchten 70ern.

Musikalische Beständigkeit

Die Arbeiter-Attitüde von AC/DC schlägt sich auch in der Musik nieder. Kritiker machen gerne Witze darüber, dass die Band seit Jahrzehnten immer wieder das gleiche Album veröffentlicht, doch genau das hat sich längst als Stärke entpuppt – Hardrock-Fans stehen eben nicht auf Experimente. Variationen sind bei AC/DC enge Grenzen gesteckt, mal gehen sie härter, mal bluesiger zu Werke, doch ihr Sound bleibt unverwechselbar. Und manchmal kommen bei dieser Arbeitsweise eben auch simple aber effektive Hits wie „Highway to Hell“ oder „Thunderstruck“ heraus, die sich beim ersten Hören im Ohr festfressen und aus der Rock-Geschichte nicht mehr wegzudenken sind.

Legendäre Live-Konzerte

Ihren internationalen Durchbruch haben sich AC/DC als Liveband erarbeitet. Bevor „High Voltage“ 1976 als erstes Album weltweit auf den Markt kam, beackerte die Band im Vorprogramm von Gruppen wie Black Sabbath, Kiss, Aerosmith und UFO ausgiebig die europäischen Arenen. Die Zeiten als Vorband waren schnell passé, und heutzutage verkaufen AC/DC jede Arena und jedes Open Air aus. Ihre Konzerte sind Pflichtveranstaltungen für viele Rockfans, denn auch live erfüllen AC/DC stets die Erwartungen, und die Rituale bleiben immer die gleichen: Die Klassiker erschallen in ohrenbetäubender Lautstärke, Brian Johnson krächzt sich die Seele aus dem Leib, Angus Young hopst in seiner Schuluniform im Duckwalk über die Bühne und lässt unweigerlich irgendwann die kurzen Hosen runter – die Unterhose lässt er heutzutage immerhin an. Für Fans gilt bei AC/DC seit Jahrzehnten eine Spaßgarantie.

AC/DC kommen bei Jung und Alt an

Das Publikum bei den AC/DC-Shows besteht dabei bei weitem nicht nur aus Rock-Opas. Die Australier locken längst die zweite und sogar dritte Generation von Fans an. „Es kommen immer mehr junge Leute, die uns nie zuvor gesehen haben“, berichtete Angus Young dem „New Zealand Herald“ von der letzten Tournee im Jahr 2010. „Dann gibt es Ältere, die ihre Kinder mitbringen – und sogar welche, die uns nicht kannten, aber von ihren Kindern mitgeschleppt werden.“ AC/DC haben sich eben längst ins kollektive Rock-Gedächtnis eingebrannt, helfen aber auch gerne nach und halten die Erinnerungen wach, indem sie etwas Songs zu Soundtracks von Zielgruppengerechten Filmen wie „Last Action Hero“ und „Iron Man 2“ beisteuern.

Die tragische Geschichte

Maßgeblichen Anteil am Aufstieg von AC/DC hatte Kultsänger Bon Scott. Doch diese Ikone des Rock verstarb im Februar 1980 an den Folgen ihres Alkoholkonsums – für die Fans ein Schicksalsschlag. „Am nächsten Tag trug ich – wie Tausende Gleichgesinnter in meinem Alter auch – ein dickes Kreuz auf dem Rücken meiner Jeansjacke mit AC/DC-Logo und Bon Scott-Schriftzug“, erinnerte sich der ehemalige „Rock Hard“-Chefredakteur Götz Kühnemund in einer Rezension. „Diese Band würde nie wieder dieselbe sein, da war ich mir hundertprozentig sicher. Aus. Schluss. Vorbei. Das Leben hatte keinen Sinn mehr.“

AC/DC dachten zunächst auch ans Aufhören, meldeten sich dann jedoch mit Sänger Brian Johnson zurück und setzten Scott mit dem bärenstarken Album „Back In Black“ ein Denkmal. Das Comeback des Phönix aus der Asche war nichts dagegen: „Noch immer bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment, der mein komplettes Leben veränderte, denke!“, beschreibt Kühnemund seine ersten Höreindrücke. „Wer damals ‚live‘ dabei war, weiß, wovon ich spreche. Alle anderen denken jetzt bitte an das größte Ereignis ihres Lebens – den ersten Fick, den großen Lottogewinn, die Geburt des ersten Kindes – und multiplizieren das entsprechende Glücksgefühl mit 50. Dann etwa könnt ihr euch vorstellen, welchen Jahrhundert-Orgasmus diese erste Berührung mit ‚Back In Black‘ auslöste!“ Keine Frage, wenn ein Fan mit „seiner“ Band einmal solch ein Wechselbad der Gefühle mitgemacht hat, gibt er sie so schnell nicht mehr auf.