25 Jahre Fanta 4 – Und sie sind immer noch da
Magazin
Publikum feiert zusammen mit der Band
Silberhochzeit im Hause der Fantastischen Vier! Dass das neunte Studioalbum der Wegbereiter des deutschen Hip-Hops beim großen Versandhändler mittlerweile unter "Rock" läuft, ist nicht das Ungewöhnlichste an diesem Werk. Im Alter werden die Herren ehrfürchtig und liebestoll.
25 Jahre Fanta Vier, da kann man schon mal nostalgisch werden. Hierzulande verbindet vermutlich jeder Bürger ein paar Erinnerungen mit den vier Schwaben – und dabei ist es vollkommen egal, welche Musik er eigentlich hört. Ein paar Textzeilen von „Sie Ist Weg“, „Tag Am Meer“ oder „MFG“ gehören einfach zur Allgemeinbildung. Als eine der wenigen haben es die Fantastischen Vier geschafft, über Jahrzehnte hinweg eine ganze Nation zu bedienen, ohne sie jemals gegen sich aufzubringen.
25 Jahre Fanta Vier, da kann man also schon mal in Partystimmung kommen. Die erste Hälfte von „Rekord“ klingt genau so. Da treffen Discobeats auf Soulstimmen, Punjabi MC auf die Beastie Boys, wütender Deutsch-Rap auf funkige Spaß-Refrains. Wir hören Casper, Fettes Brot, Marteria oder Clueso – wobei sich die Frage, wer hier wen beeinflusst hat, natürlich nicht stellt. Für die Wegbereiter des deutschen Hip-Hops gibt es nicht mehr viel zu revolutionieren. Oder sagen wir mal so: „Wir wollen ne Revolution oder ne schnelle Million, irgendwie fehlt die Vision, doch irgendwas findet sich schon“.
25 Jahre Fanta Vier, da kann man schon mal sentimental werden. Diesem Gefühl widmen sich die Fantas auf dem zweiten Teil ihres neuesten Babys ausführlich. Vielleicht ein bisschen zu sehr – das neunte Album der Fantas gleicht manchmal einer Dauerwerbesendung für die Liebe. Mit trägen Beats und schmalzigen Streichern werden die großen Gefühle heraufbeschworen. Frischgetrennte könnte beispielsweise „Wie Geliebt“ in den totalen Abgrund stürzen. Der Song zwingt jedem Alleinstehenden das Gefühl auf, nur eine verlorene, einsame Hälfte zu sein, die verzweifelt versucht, das große Loch im Herzen mit Freunden zu stopfen.
Der Song „Single“ mag noch als holprig, aber doppelbödig durchgehen. Doch spätestens wenn Thomas D. in „Gott Ist Mein Zeuge“ bestenfalls den nächsten Xavier Naidoo gibt, hört der Spaß auf. Die Liebe (zu seinen Kindern) scheint seine Gedanken gelähmt zu haben, anders kann man diesen Text nicht erklären: „Da du mich immer dran erinnerst dass es Engel auf Erden gibt / Eine Liebe die Grenzenlos / Ein Versprechen das ewig währt / Eine Quelle die nie versiegt / Und allem zugrunde liegt…“ So geht das über fünf Minuten lang, während im Hintergrund die Streicher käsen.
Auch wenn man seit Jahrzehnten auf die Feststellung „Die Musik ist aus“ automatisch mit dem Fanta-Zitat „Und ist immer noch da“ reagiert – diesen vorletzten Track kann man einfach nicht gut finden, er bleibt aber auch die Ausnahme. Zum Ausgleich lassen es die Herren in „Das Spiel Ist Aus“ noch einmal ordentlich mit Schlagzeug, Rock-Riff und Orgel-Einsatz krachen. Dazu werden die Mengen in den Hallen synchron hüpfen bis die Wänden wackeln. Nach 13 Songs ist „Rekord“ dann weg. Und wir sind „wieder allein, allein“.