Emile Haynie: Trennung mit Ergebnissen

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Emile Haynie: Trennung mit Ergebnissen

Im schwersten Liebeskummer hat Emile Haynie, ein Produzent, der bisher eher im Hintergrund agierte, sein erstes Soloalbum geschrieben. Sein Freundeskreis, das Who-Is-Who der Popbranche, stand ihm in dieser Zeit natürlich bei: Lana del Rey, Rufus Wainwright, Florence Welch, Brian Wilson, Lykke Li,...

Eine herzzerreißende Trennung und gute Freunde aus der Musikbranche – etwas Produktiveres kann einem Songwriter eigentlich nicht passieren. Klingt erst mal zynisch, macht aber Sinn, wenn man das Debütalbum des New Yorkers Emile Haynie hört. Der hatte sich bisher lieber im Hintergrund gehalten und mit seinen Songschreiber- und Produzenten-Qualitäten Stars von Eminem bis Lana Del Rey unter die Arme gegriffen. Dann aber kam der Liebeskummer, eine sehr intensive Zeit im Zimmer 39 des Chateau Marmont Hotels in Los Angeles – und letztendlich dieses Album.

Gefühlsspektrum einer Beziehung

Das Konzeptalbum „We Fall“ behandelt das gesamte Gefühlsspektrum, das man in einer Beziehung von Anfang bis Ende durchläuft. Den zarten, verliebten Anfang, die große Euphorie, die ersten Enttäuschungen, die ersten Trennungsversuche, verzweifeltes Versöhnen und das endgültige Scheitern. Könnte sich profan anhören, tut es aber nicht. Denn genauso abwechslungsreich wie das Gefühlschaos in so einer Beziehungskiste ist auch „We Fall“ geworden – was Haynie auch den zahlreichen namenhaften Stars zu verdanken hat, die ihn in dieser schweren Zeit als Freunde und im Studio als Kollegen unterstützt haben.

Der riesige Freundeskreis, der auf „We Fall“ versammelt ist, lässt nur einen Schluss zu: Emile Haynie muss ein verdammt guter Kerl sein, wenn er so eine Armee an Freunden aufweisen kann. Rufus Wainwright, Julia Holter, Lana Del Rey, Charlotte Gainsbourg, Brian Wilson, Father John Misty, Lykke Li, Randy Newman, Florence Welch und Colin Blunstone von den Zombies, Andrew Wyatt von Miike Snow und Nate Ruess von fun.. Die Geschichte, wie dieses Album im Hotelzimmer 39 aus Zufällen und Eingebungen, Sessions und Drinks entstanden ist, würde sicher auch einen schönen Film ergeben, wenn man Emile so zuhört: „Mir ging’s echt ziemlich schlecht während der Monate, die ich hier verbracht habe, aber andererseits hatte ich auch viel Spaß, es war der Hammer eigentlich… Diese ganzen Musiker, all diese schrägen Charaktere, die hier ein- und ausgingen, um drei Uhr morgens irgendwelche Aufnahmen mit mir machten…“

Heimliche Indie-Best-Of

Und so hatte Haynie beim Songwriting nicht nur seine Ex vor Augen, sondern auch die einzelnen Künstler ihre eigene Vision der Lieder. So klingt „We Fall“ meistens wie sein jeweiliger Interpret und wie eine raffinierte Zusammenstellung der besten Indiehits der letzten Jahre: Wenn Lana Del Rey in „Wait For Life“ haucht, klingt es wie ein Song der auch locker auf ihr Debüt gepasst hatte. Oder wenn Nate Ruess über den Marsch von „Fool Me Too“ singt, fühlt man sich sofort an seine Hauptband fun. erinnert. Fehlt eigentlich nur Jason Pierce von Spiritualized, dessen Hymne „Ladies And Gentleman, We Are Floating In Space“ im Abschlusssong eindeutig und absolut grandios zitiert wird. Ist doch super gelaufen. Aber wer nimmt jetzt die Ex in den Arm?