Von Herbert Grönemeyer bis Olly Murs: Das sind die CDs der Woche

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Von Herbert Grönemeyer bis Olly Murs: Das sind die CDs der Woche

Pop-Generationentreffen in der vorletzten Novemberwoche: Neben den Shootingstars Olly Murs und One Direction meldet sich auch Grandseigneur Brian Ferry mit einem neuen Album zurück. Das Thema des Tages ist aber ohnehin klar: Deutschlands Superstar Herbert Grönemeyer.

Herbert Grönemeyer – „Dauernd jetzt“

Das neue Album von Herbert Grönemeyer

Ein Stammtischgespräch neulich in München: „Eine neue Grönemeyer kommt ja auch bald.“ – „Die wird wahrscheinlich wie immer: Man versteht nicht wirklich was, aber alles klingt irgendwie traurig. Und sehr, sehr deutsch.“ Große Überraschungen bietet das neue Herbert-Grönemeyer-Album „Dauernd jetzt“ tatsächlich nicht. Neue Akzente liegen im Detail, wenn etwa der Opener „Morgen“ leichtes Soundtrack-Flair verbreitet und Disco-Beats durch „Einverstanden“ wummern. Auch die Themen sind vertraut, „Der Löw“ feiert etwas theatralisch den Bundestrainer, „Unser Land“ beschäftigt sich mit dem Deutschsein an sich und mit „Unter Tage“ ist auch wieder ein ausgemachtes Ruhrpott-Sujet vertreten. Kurzum: Grönemeyer bleibt Grönemeyer. Schlecht gefahren ist er damit nie: Vor gut 30 Jahren stand „4630 Bochum“ als erstes seiner Alben auf Platz eins der deutschen Charts, wie auch jedes der acht folgenden. Es wäre schon seltsam, wenn sich das mit „Dauernd jetzt“ ändern würde.

One Direction – „Four“

Selbstzufriedenheit an der Spitze: „Four“ von One Direction

Dass One Direction die Boygroup der 10er-Jahre schlechthin ist, steht längst außer Frage. Dass das auch Harry Styles, Liam Payne und Co. klar ist, beweist „Four“ nur allzu deutlich. Arg selbstzufrieden kommt das vierte Album daher und klingt in etwa so originell wie sein Titel. Mal gibt es reinen Boyband-Pop, mal wird ein rockiges Riff oder ein EDM-Beat eingestreut, aber jede einzelne Note wirkt wie nach einer exakten Zielgruppenanalyse platziert. Und vermutlich dürfte tatsächlich kein einzelner Fan etwas an „Four“ auszusetzen haben. Derzeit stehen One Direction ganz oben, aber wenn sie auch mal irgendwann in einem Atemzug mit Take That oder NSYNC genannt werden wollen, sollten sich die Jungs langsam ein paar Ecken und Kanten zulegen.

Olly Murs – „Never Been Better“

Abwechslungsreiches Pop-Kino: „Never Been Better“ von Olly Murs

Besser schlägt sich One Directions „X Factor“-Vorläufer Olly Murs. Mit seinem vierten Album „Never Been Better“ erfindet natürlich auch er das Rad nicht unbedingt neu, aber immerhin klingt Murs tatsächlich so, als wäre er mit dem Herzen bei seiner Musik. Dazu gehört auch, dass er zu seinen Vorbildern steht: Der funkige Opener „Did You Miss Me?“ erinnert an Justin Timberlake, der Titelsong „Never Been Better“ ist ebenso eine Demonstration von Murs‘ Selbstbewusstsein wie eine Verneigung vor dem großen Idol Robbie Williams. Am besten sind tatsächlich die etwas „erwachseneren“ Stücke – Murs ist ja inzwischen auch schon 30. Songs wie die Powerballade „Hope You Got What You Came For“, das folkige Duett „Up“ mit Demi Lovato und das akustische „Let Me In“ machen aus „Never Been Better“ großes Pop-Kino.

Brian Ferry – „Avonmore“

Nostalgisch: „Avonmore“ von Brian Ferry

Auf dem Cover starrt der junge Bryan Ferry aus den 80ern in eine unbestimmte Richtung, der Schriftzug sieht genauso aus wie auf dem Roxy-Music-Abschiedswerk „Avalon“, und dann ist da noch dieser Titel: Was auf „Avonmore“ geboten wird, sollte Fans auf den ersten Blick klar sein – mehr „Avalon“. Tatsächlich lassen die smarten Popnummern sich kaum anmerken, dass in der Zwischenzeit über 30 Jahre vergangen sind – mit Rhett Davies drehte auch derselbe Produzent die Knöpfchen wie Anno Dazumal. An die Klasse des Originals kommt Ferrys neues Werk dann aber doch nicht ran, auf Dauer meint man eher, es mit vergessenen B-Seiten zu tun zu haben. Nostalgiker werden sicher eine Weile ihre Freude an „Avonmore“ haben, nach einiger Zeit dann aber doch lieber wieder „Avalon“ aus dem Regal ziehen.

Sido – „30-11-80 Live“ (CD+DVD)

Großes Rap-Entertainment: „30-11-80 Live“ von Sido

„30-11-80“ ist Sidos bisher erwachsenstes Album, auf dem er seine Vaterrolle und Vorbildfunktion reflektiert. Nicht der schlechteste Moment, um mit den ersten Livealbum seit „MTV Unplugged“ zu zeigen, wie eine Sido-Show heutzutage aussieht. Der auf „30-11-80 Live“ präsentierte Auftritt im Kölner Palladium geht dann auch eher beschaulich mit aktuellen, pädagogischen Stücken wie „Einer muss es machen“ und „Papa, was machst du da“ los. Doch irgendwann ist auch beim „neuen“ Sido gut mit dem erhobenen Zeigefinger, dann ist gepflegtes Hip-Hop-Entertainment angesagt. Der Track „30-11-80“ wird zur großen Rap-Party mit fast allen auf der Studioversion vertretenen Featuregästen, bei „Arbeit“ wird Helge Schneider dazu geschaltet. Fans der frühen Werke legen am besten gleich die DVD ein, da gibt es auch Hits wie „Fuffies im Club“ und den „Arschficksong“, die auf der CD ausgelassen wurden.

Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 21. November: Adel Tawil – „Lieder“ (Live) +++ Antemasque – „Antemasque“ +++ Biblo – „Absence“ +++ David Guetta – „Listen“ +++ Der Mann – „Wir sind der Mann“ +++ Iggy Azalea – „Reclassified“ +++ Kobra and the Lotus – „High Priestess“ +++ Pitbull – „Globalization“ +++ Rakede – „Rakede“ +++ Ten – „Albion“