Jörn Schlönvoigt: „Ich habe mich wie ein neugeborenes Kind gefühlt“

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Jörn Schlönvoigt: „Ich habe mich wie ein neugeborenes Kind gefühlt“

Im Fernsehen ist Jörn Schlönvoigt längst ein Star. Seine Rolle als Philip Höfer im RTL-Dauerbrenner "GZSZ" hat ihn populär gemacht. Dabei ist das nur die eine Seite des smarten Berliners. Denn der 28-Jährige will nun auch als Schlagersänger Karriere machen. Warum er ausgerechnet auf Helene Fischers Pfaden wandeln möchte und wie er mit seinen Kritikern umgeht, erzählt er im Interview mit spot on news.

Wer „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ kennt, der kennt Jörn Schlönvoigt (28, ). Der Berliner ist bereits seit zehn Jahren als der angehende Arzt Philip Höfer eine feste Größe in der täglichen RTL-Serie. Neben der Schauspielerei hat Schlönvoigt aber noch eine zweite Leidenschaft: die Musik. Am 17. Oktober kommt sein zweites Album „Für immer und ewig“ in die Plattenläden. Warum er dabei voll auf Schlager setzt und wieso er Helene Fischer dankbar ist, erzählt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Jörn, Sie haben in Ihrer Jugend zunächst mit Hip Hop angefangen, machten anschließend Punk-Musik und sind nun beim Schlager angekommen. Wie kam es dazu?

Jörn Schlönvoigt: Mit elf Jahren habe ich angefangen eigene Hip-Hop-Texte zu schreiben und mich musikalisch zu entwickeln. Als ich aber mit zwölf Jahren meinen Bruder aus der ersten Ehe meines Vaters kennengelernt habe, wollte ich ihm imponieren. Durch seinen Einfluss habe ich Gitarre spielen gelernt. Das war für mich eine wichtige und prägende Phase musikalisch zu starten. Damals haben wir eine Band gegründet, spielten in den siffigsten Proberäumen Berlins – so richtig handgemachte Musik. Aber ich war eher in Richtung Pop unterwegs. Als 2007 dann mein erstes Album erschien, gab es mit dem Plattenlabel schon Meinungsverschiedenheiten darüber, wie poppig ein Jörn-Schlönvoigt-Album klingen darf. Für mich konnte es nicht poppig genug sein, aber die haben mir gesagt, „das was du schreibst ist Schlager“. Trotzdem habe ich sieben Songs aufs Album gekämpft.

Ein wirkliches Schlager-Album wurde es damals trotzdem nicht.

Schlönvoigt: Das lag daran, dass da noch verschiedene Autoren mitgewirkt und alles rumgeschmissen haben, um den Liedern, den dementsprechenden Popmantel anzuziehen, weil sie es sonst zu schlagermäßig fanden. Trotzdem stand ich hinter dieser Musik, ich habe sie gerne gemacht. Aber als 21-Jähriger lässt du dich halt noch leichter beeinflussen als jetzt als 28-Jähriger. Beim geplanten zweiten Album gab es dann jedoch tatsächlich Differenzen zwischen mir und der Plattenfirma, so dass wir entschieden haben, dass wir zu keinem zweiten Album zusammen kommen werden. Ich wollte einfach Schlager-Pop machen und die ihre Pop-Rock-Nummer weiterführen. Der Vertrag wurde dann dementsprechend gelöst. Das war für mich die Geburtsstunde von meiner persönlichen Entwicklung. An diesem Punkt habe ich gesagt, „ich will zu 100 Prozent Schlager machen“.

Hätten Sie Ihr Schlager-Album durchsetzen können, wenn damals der Schlager-Hype schon existiert hätte?

Schlönvoigt: Ja, dann hätte die Plattenfirma mitgemacht. Die haben nur aus Angst vor Reputationsschäden nicht Schlager mit mir gemacht, weil sie gesagt haben: „Ein junger Kerl wie du, macht keinen Schlager und das würde auch niemals funktionieren.“ Wenn ich damals eine Plattenfirma an meiner Seite gehabt hätte, die an mich glaubt, so wie ich bin und was mich auszeichnet, dann wäre ich jetzt vielleicht schon ganz wo anders und nicht erst am Anfang. Aber ich finde es trotzdem gut, so wie es gelaufen ist. Denn ich bereue keine meiner Entscheidungen und wir lernen meistens aus unseren Fehlern und nicht aus den Erfolgen.

Sind Sie dann froh über Künstler wie Helene Fischer und Andreas Gabalier, die den Weg für den modernen Schlager geebnet haben?

Schlönvoigt: Extrem! Leute wie Andrea Berg, Helene Fischer oder Udo Jürgens haben der neuen Generation „Schlager“ den Weg geebnet. Wobei natürlich eine Helene Fischer selber absolut die neue Generation verkörpert. Ich lege ja am Wochenende auch oft als DJ auf und hole mir dort das direkte Feedback vom Publikum, was ich als Serien-Schauspieler so nie bekomme. Und es ist unglaublich, wie die Leute abgehen, wenn ich Helene Fischer auflege. Das wäre vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen. Deswegen bin ich unseren Wegbereitern schon sehr dankbar dafür.

Wie entgegnen Sie Leuten, die sagen, der hippe Berliner Schauspieler Jörn Schlönvoigt und Schlager passen einfach nicht zusammen?

Schlönvoigt: Zu polarisieren ist vielleicht mit das wichtigste. Man kann nicht jedem gefallen. Aber das ist auch ein wichtiger Bestandteil, um überhaupt gesehen und wahrgenommen zu werden. Nichts ist schlimmer, als jemand, der immer nur nett ist, nicht angreifbar, keine Ecken, keine Kanten, der durch die Hände flutscht wie so ein Aal. Und es wird immer Leute geben, die neidisch sind. Aber die machen einen nur noch stärker und bestätigen einen in dem Weg. Irgendwas scheint man ja richtig zu machen, wenn man Neid erweckt.

Vor einigen Monaten waren Sie bei Florian Silbereisen in der Show zu Gast. Wie wurden Sie von den Kollegen dort aufgenommen?

Schlönvoigt: Super positiv! Ich habe mich wie ein neugeborenes Kind gefühlt, das in eine neue Familie getragen wird. Alle kümmern sich um einen und geben dir Tipps. Leute wie Olaf von den Flippers, Heino oder Florian Silbereisen persönlich kennenzulernen, das ist schon der Hammer. Die kennt man ja schon so lange aus dem Fernsehen und die sind in der Branche einfach fester Bestandteil. Ich bin super glücklich, dass ich so toll aufgenommen wurde. Ich hatte aber auch nie Zweifel daran, weil es ist wirklich wie eine nette Familie. Dieses typische Klischee, „Wir lassen hier niemanden rein!“, das gibt es nicht.

Stimmt es eigentlich, dass Ihr Freundeskreis sehr klein ist?

Schlönvoigt: Das stimmt, ich habe wenige Freunde. Bei mir zählt Quantität und nicht Qualität. Mein bester Freund Stefan ist Anwalt und bereits 53 Jahre alt. Ich habe tatsächlich keine Freunde in meinem Alter. Die sind alle älter. Ich mag es einfach, mit Menschen zu tun zu haben, die für ihre Träume gekämpft, die auch schon einen gewissen Weg hinter sich gebracht und eine interessante Biografie haben.

In Ihrer Biografie steht, dass Sie drei Mal am „Promi Dinner“ teilgenommen und drei Mal den zweiten Platz belegt haben. Ärgert Sie das?

Schlönvoigt: Nein, alle guten Dinge sind drei und der zweite Platz ist der Hammer. Immer eine konstant gute Leistung. Außerdem geht es beim „Promi Dinner“ nicht ums Gewinnen, sondern darum auch mal die Leute am Privatleben einer Person des öffentlichen Lebens teilhaben zu lassen. Viele Sachen, die der Konsument in der Öffentlichkeit aufgetischt bekommt, sind fingiert. Das finde ich nicht richtig, denn ich mag es, die Menschen an meinem Leben teilhaben zu lassen. Das kann ich auch begründen: Diese Leute bezahlen schließlich im Grunde meine Miete, sorgen dafür, dass mein Kühlschrank jede Woche voll ist.

Ist das auch ein Grund, warum Sie auf Facebook gerne mal private Einblicke geben?

Schlönvoigt: Ich war selber acht Jahre lang Fan von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und Fan von anderen Leuten. Ich hätte mir damals diese privaten Einblicke gewünscht. Sonst sieht man ja immer nur diese Fassade.

Wie gehen Sie mit negativer Kritik oder Beleidigungen in den sozialen Netzwerken um?

Schlönvoigt: Vor acht Jahren hätte ich da vermutlich noch in der Ecke gelegen und geweint. Aber jetzt habe ich ein dickes Fell, nehme es zur Kenntnis, versuche zu ergründen, warum derjenige das schreibt. Aber es gibt so viele Verrückte im Internet, die nichts Besseres zu tun haben, als alle von A bis Z zu beleidigen. Aber auch dafür bin ich da. Die Leute können sich gerne an mir auslassen, wenn es ihnen dadurch besser geht.

Ab wann beginnt dann bei Ihnen wirklich Privates?

Schlönvoigt: Ich würde beispielsweise nie die Geburt meines ersten Kindes oder meine Hochzeit mit Kameras dokumentieren lassen. Es gibt Leute die gar nichts von ihrem Privatleben preisgeben und Leute, die zu viel mitteilen. Ich befinde mich da irgendwo dazwischen.

Zum Abschluss: Ende des Jahres legt Klaus Wowereit sein Amt als Berliner Bürgermeister nieder. Ist das für Sie als Berliner die richtige Entscheidung?

Schlönvoigt: Klaus ist ein persönlicher Freund von mir. Ich kann das nachvollziehen, dass man nach 14 Jahren als Bürgermeister sagt, „ich widme mich neuen Aufgaben“ – respektive seinen Platz frei macht für jemand Neues, der Dinge vielleicht nochmal komplett anders sieht und kontrovers diskutiert. Ich als Berliner – losgelöst von meiner Freundschaft zu ihm – sage, dass Klaus Wowereit sehr viel für die Berliner getan hat und sein Posten als Aufsichtsratschef des BER war gewiss nicht, sicherzustellen, dass der Flughafen innerhalb eines Jahres fertig wird. Denn dafür gibt es Bauleiter und Baufirmen. Dass man ihm jetzt den schwarzen Peter zugeschoben hat, finde ich bedauerlich. Aber einer muss immer der Buh-Mann sein. Er hat sich davon aber nie unterkriegen lassen, weil er ganz genau weiß, dass er viel für die Stadt getan hat.