Prince: Eine für die Bühne, eine fürs Bett

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Prince: Eine für die Bühne, eine fürs Bett

Nach zwei Jahrzehnten des Streits hat sich Prince endlich mit seinem Label ausgesöhnt - und ist zurückgekehrt in den Schoß des Majors. Die neue Kameradschaft wird gleich mit zwei neuen Platten begossen: Eine Rock-Platte für die Rampensau auf der Bühne, und eine für die Kunst der Verführung hinter verschlossenen Türen.

Falls Sie es noch nicht wissen: Wir befinden uns im dritten Akt eines Dramas mit dem Namen „Von Warner verweht“ oder „Prince Fiction“. Je nach Sichtweise. Die Geschichte begann in den Neunzigern, als Prince, der damals mit Madonna und Jacko die Speerspitze moderner Popmusik bildete, sich mit seinem Label verstritt. Es ging um das Recht an seinem geistigen Eigentum. Prince machte dem Label daraufhin das Leben schwer, indem er seinen Namen durch unaussprechliche Symbole ersetzte, auf Werbung verzichtete und seinen Vertrag mit Songmaterial erfüllte, auf das er vermutlich selbst nicht stolz war.

Nachdem der Fluch des angeblichen Knebelvertrages gebrochen war, machte sich Prince Rogers Nelson auf die Suche nach seinem eigenen Weg durchs Musikbusiness. Der führte ihn und seine Alben durchs Internet, vorbei an verschiedenen Major- und Indielabels oder in die Beilage einer Sonntagszeitung. Jetzt, zwei Jahrzehnte später, kommen wir zur überraschenden Wendung im letzten Drittel des Films und damit zum großen Finale: Prince ist wieder bei Warner, das Label hat ihm schließlich doch noch seine Masterbände zugesprochen und er hat verziehen. Ende gut, alles gut?

Die neue Zusammenarbeit geht jedenfalls mit einem Paukenschlag los. Gleich zwei neue Alben bringt Prince am heutigen Freitag heraus: „Plectrumelectrum“ und „Art Official Age“. Ersteres ist ein breitbeiniges Rock-Soul-Album geworden, aufgenommen mit seiner Girlband 3rdeyegirl und Unmengen an Gitarrensolis und Rockriffs – und kaum einer Verschnaufpause von all der Opulenz. Dieses Album ist für die Bühne gedacht, für eine sehr große, maßlose, bunte Retro-Party. Viel moderner geht es dagegen auf „Art Official Age“ zu, dem neuen Soloalbum, das der Meister komplett alleine eingespielt hat. Und das zuerst klingt, als hätten die Black Eyed Peas den kleinen Prinzen entführt. Synthesizer, Beats, Handclaps, Computerstimme: alles, nur keine Grenzen.

Während sich der Hörer zu diesem Zeitpunkt noch wahlweise zwischen Schock und Verzückung befindet, kann er sich ab dem zweiten Song wieder entspannt zurücklehnen: Der 56-Jährige erfindet sich nicht mit hypermodernen Computersounds neu, vermutlich wollte er nur mal zeigen, dass er könnte, wenn er wollte. Viel lieber bleibt in seinem Metier: Sexy, funky, soulig, poppig. Dieses Album bedient die „Art of Seduction“, wie es in „What It Feels Like“ so schön heißt und dürfte Prince-Verehrer und Verehrerinnen schon durch bloßes Zuhören zum Höhepunkt bringen. Wenn „Plectrumelectrum“ für die Bühne geschrieben wurde, ist „Art Official Age“ für die erotische Afterhour im Hotelzimmer gedacht. Und eine Brücke zwischen beiden Werken gibt es natürlich auch: „Funknroll“, ein Song, zwei Varianten.