LaBrassBanda: „Helene Fischer ist kein Püppchen“

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LaBrassBanda: „Helene Fischer ist kein Püppchen“

Die bayerischen Kult-Musiker von LaBrassBanda treten stets in Lederhosn auf. Andreas Gabalier macht das auch. Ob sie das verbindet, erklärt Frontmann Stefan Dettl im Interview. Dabei verrät er außerdem, wie er Helene Fischer kennengelernt hat.

Einmaliges Revival vor großen braunen Kulleraugen! Die bayerische Kult-Band LaBrassBanda (), die seit ihrem hart erkämpften Live-Auftritt beim ESC-Vorentscheid 2013 – in dem sie sich nur knapp Cascada geschlagen geben musste – deutschlandweit bekannt ist, hat mit NDW-Urgestein und Ex-Trio-Sänger (1979-1986) Stephan Remmler (67) ein Lied aufgenommen. Im Rahmen eines Konzertes, das sie in einem Kuhstall nicht vor Publikum, sondern nur vor den Tieren aufgenommen haben, ertönt „Keine Sterne in Athen“ aus Remmlers erstem Solo-Album (1986) in neuem Glanz. Das Video dazu ist auf Youtube zu sehen – garniert übrigens mit Szenen aus der Krimikomödie „Winterkartoffelknödel“, die ab 16. Oktober im Kino läuft.

Im Interview zur neuen Unplugged-CD „Kiah Royal“ (VÖ 26.9.) verrät LaBrassBanda-Frontmann Stefan Dettl (33), wie es zu der Zusammenarbeit kam. Außerdem erklärt der Musiker, was ihn mit den anderen Lederhosn-Trägern wie Andreas Gabalier in seiner Branche verbindet, warum seine Facebook-Entschuldigung einfach sein musste und wie er Helene Fischer kennengelernt hat.

Für das Unplugged-Album „Kiah Royal“ gab es mehrere interessante Kooperationen. Ex-Trio-Sänger Stephan Remmler singt sein „Keine Stern in Athen“ mit Ihnen. Warum wollten Sie mit ihm arbeiten?

Stefan Dettl: Stephan Remmler ist ein Riesenvorbild für jeden Musiker. Mit seiner Band Trio hat er sich ganz viel getraut, was damals unüblich gewesen ist. Dank seiner Eigenart und Intelligenz hat er Türen geöffnet.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Dettl: Wir haben ihn einfach mal angerufen, wobei uns schon klar war, dass er nicht auf diesen Anruf gewartet hat. Warum Blasmusik? Warum Stall? Warum mein Lied? All diese Fragen haben wir in einem dreistündigen Telefonat geklärt. Dann hat er gesagt: „Das hört sich so spannend an, das möchte ich machen.“ Für uns ein ganz besonderer Moment, dass so ein Star mit uns Musik macht.

Mit Rocko Schamoni haben Sie „der Mond“ aufgenommen. Warum?

Dettl: Rocko Schamoni ist ein Wahnsinnstyp und das Lied mochte ich schon immer, weil es so eine schöne Trompetenmelodie hat. Als wir dann mal einen Auftritt in seinem Klub in Hamburg hatten, haben wir uns auch persönlich kennengelernt. Daraus ist eine Freundschaft entstanden.

Mit Stofferl Wells Song „40 Cent“ ist auch ein politisches Lied auf dem Album. Ist LaBrassBanda eine politische Band?

Dettl: Wir sind keine politische Band. Uns ist es aber wichtig, zum eigenen Weg zu ermutigen. Das Lied hat uns allen einfach sehr gut gefallen und Stofferls Band Biermösl Blosn ist für uns auch ein Vorbild.

Wird es mit einem den drei einen gemeinsamen Auftritt vor Publikum geben?

Dettl: Nein. Erstens weil wir das Konzert nicht vor Leuten spielen, sondern nur vor Kühen. Außerdem willst du als Musiker einfach alles geben, was in deinem Instrument steckt, sobald du vor Publikum bist und einer zu tanzen anfängt. Die Idee hinter dem Unplugged-Album war aber, dass wir uns reduzieren und fast schon gemütlich spielen. Das würden wir live niemals schaffen.

Deutschlandweit bekannt geworden sind Sie durch Ihren Auftritt beim ESC-Vorentscheid 2013. LaBrassBanda landete auf dem zweiten Platz und Cascada fuhr zum europäischen Wettbewerb. Was denken Sie heute darüber?

Dettl: Das war für uns von Anfang an eine ziemlich artfremde Sache, weil schnell klar war, dass es nur Playback geht. Eigentlich hatten wir auch abgesagt, aber der Unterhaltungschef der ARD wollte uns dabeihaben. Weil uns Publikum und Authentizität aber so wichtig sind, haben wir auf den Live-Auftritt bestanden – und durften als erste Band seit 15 Jahren im ESC-Vorentscheid live spielen.

Platz eins wäre aber auch drin gewesen…

Dettl: Stimmt, aber im Nachhinein sind wir sogar froh darüber, weil wir beim richtigen ESC ja gar nicht hätten teilnehmen dürfen. Auf europäischer Ebene muss Playback gespielt werden, somit hätten wir dann wohl zurücktreten müssen und der Zweitplatzierte wäre gefahren.

Auch Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier (29) tritt in Lederhosn auf. Ist das ein Trend?

Dettl: Könnte man so sehen. Andreas Gabalier macht allerdings genau das besonders gut, was wir nicht so können: Er ist sehr medienkompatibel. Unser Schwerpunkt liegt aber auch ein bisschen mehr auf der Musikalität. Von Trend würde ich dennoch nur von außen betrachtet sprechen. Oft ist es nämlich so, dass uns Künstler in Tracht von der Musikalität her viel ferner sind als vielleicht eine Metal- oder Punk-Band.

Helene Fischer ist ebenfalls mit einem Lederhosn-Träger, Florian Silbereisen (33), zusammen. Haben Sie den Schlager-Topstar schon mal getroffen?

Dettl: Bei der Aufzeichnung der Geburtstagsgala „Udo Jürgens – Mitten im Leben“ habe ich sie kennengelernt. Ich hatte sehr viele Vorurteile: Ein Püppchen, das super aussieht und Songs vorträgt. Erstaunlicherweise war sie aber unheimlich nett und bodenständig. Das hat mich sehr überrascht. Auch davor, was sie gerade alles zu tun hat und wie sie das schafft, habe ich einen Heidenrespekt.

Stephan Remmlers früherer NDW-Kollege Hubert Kah war im „Promi Big Brother“-Container. Könnten Sie sich vorstellen, bei so einem Format oder beim „Dschungelcamp“ mitzumachen?

Dettl: Nur wenn es komplett auf uns zugeschnitten wäre und wir uns vielleicht vier Wochen lang auf einer Almhütte im Himalaya selbstversorgen müssten. Aber irgendwo in Deutschland in einen Container einsperren lassen, das würde mich nicht interessieren.

Sehr interessant war Ihre Entschuldigung bei den Fans via Facebook nach dem Auftritt beim „Chiemsee Reggae Summer“-Festival. Was war da los?

Dettl: Vor einem Konzertauftritt trinke ich gerne mal ein Bier mit den Fans, weil es mir wichtig ist, nicht mit dem Bus anzukommen, zu spielen und wieder zu fahren. Auch nach den Auftritten mischen wir uns gern unters Publikum. Weil es auf diesem Festival aber kein Bier gegeben hat, zumindest keines, das ich trinken würde, haben sie mich auf ein paar Schnäpse eingeladen – und Schnaps ist für mich eine Katastrophe…

Die sich in Form von ein paar Versprechern zeigte?

Dettl: Genau. Das hat mir hinterher leidgetan, weil ich mit meinem Sohn auch nicht auf ein Konzert gehen will, bei dem dann nur gelallt wird. Wobei es, glaube ich, nicht so schlimm war, wie es dann dargestellt worden ist. Aber wir waren halt Headliner und entsprechend groß sind auch die Erwartungen und der Druck. Wie auch immer, auf der Bühne möchte ich klar im Kopf und lustig sein.

Durch die öffentliche Entschuldigung haben es viele erst mitbekommen…

Dettl: Das stimmt, aber es war mir einfach wichtig. Am liebsten hätte ich es rückgängig gemacht. Außerdem kann man zu seinen Fehlern stehen. Mein Onkel hat immer gesagt: „Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Wer wenig arbeitet, macht wenige Fehler. Und wer keine Fehler macht, ist ein fauler Hund.“