Kraftklub, diesmal in Schwarz

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Kraftklub, diesmal in Schwarz

Nicht neu, aber stilsicher: Auf ihrem zweiten Album beschäftigen sich Kraftklub textlich mit allem, was das Mittzwanziger-Herz so belastet. Musikalisch geht die Mischung aus Sprechgesang und Punkrock aber immer noch in die Beine. Sofern etwas Gesellschaft und Bier da ist - aber auch daran haben die Chemnitzer gedacht.

Seit Kraftklub aufgetaucht sind, kann man es sich sogar in Chemnitz ganz witzig vorstellen. Langweilig wird es mit den erklärten Berlin-Gegnern (Song: ) jedenfalls nicht. Die führten ihre Fans erst an der Nase herum, indem sie bei unter dem Pseudonym In Schwarz auftraten, ihnen dann in ihrer neuen Single den Mainstream-Ausverkauf vorwerfen und ihnen schließlich eine kostenlose Deutschland-Tour schenken.

Das Beste an Kraftklub ist, dass man ihnen aus nichts einen Strick drehen kann – weil sie sich garantiert schon selbst daran aufgehängt haben. Auf dem Berlin Festival 2012 erklärten sie, die da in Hosenträgern standen, dem Publikum das Hipster-Debakel: „Jeder Hipster hebt die Hand! Und jetzt hebt jeder die Hand, der einen Hipster vor sich sieht.“ Zu ihrer Zukunft befragt, kündigten sie schon damals an, als nächstes ein „enttäuschendes zweites Album“ aufzunehmen. Und den traditionellen Mainstream-Vorwurf thematisieren sie in ihrer erster Single gleich selbst – und machen ihn ihren Fans: „Unsere Fans war’n mal dagegen, die wollten nicht gefallen / Früher kleine Läden und jetzt nur noch volle Hallen“. Touché.

Das „enttäuschende zweite Album“ ist nun da, heißt „In Schwarz“ (so schließt sich der Kreis) und wird nur die enttäuschen, die den Sound des ersten Kraftklub-Albums nicht mochten. Denn, natürlich, klingt es wieder genauso. Hat man aber auch nicht anders erwartet. Viel interessanter sind stattdessen die relativ ernst gemeinten Texte. „In Schwarz“ trifft so ziemlich alle Probleme, die die Zielgruppe so hat: Selbstfindung bzw., deren Abwesenheit („Wie Ich“), die erste ernsthafte Trennung („Für Immer“), politische Protest-Alleingänge („Schüsse In die Luft“), Gentrifizierung („Meine Stadt Ist Zu Laut“). Scheint fast, als würde sich der Titel auch auf die düstere Thematik des Albums beziehen.

Die Mischung aus Sprechgesang und Punkrock wirkt aber immer noch direkt auf das Partyareal im Gehirn. Da sich das am liebsten in Gesellschaft befindet, haben Kraftklub allerdings ein Problem. Das sie natürlich schon lange selbst erkannt haben: „Wir würden ja gerne mit jeder CD noch 20 Kumpels mitschicken, die die Songs mitgrölen, weil man nur so das Konzertflair transportiert bekommt.“ Das gestaltet sich zwar schwierig – als Ersatz gibt es jetzt allerdings eine kostenlose Deutschland-Tour, was dem ziemlich gleich kommt.