Von Chris Brown bis Jan Josef Liefers: Das sind die CDs der Woche

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Von Chris Brown bis Jan Josef Liefers: Das sind die CDs der Woche

Diese Woche flutet eine Menge Testosteron in die Plattenläden: Rap-Bad-Boy Chris Brown hat ebenso ein neues Album wie Gitarren-Legende Slash. Mit Jan Josef Liefers stellt auch ein etwas minder hart beschalter Star einen neuen musikalischen Wurf vor. Die spannendste weibliche Stimme der Woche ist die der Newcomerin Lary.

Chris Brown – „X“

Chris Brown ist ein veritabler Star im Rap-Zirkus. Trotzdem steht da nach seinem vergangenen, eskapadenreichen Jahr eine große Frage im Raum: Kann der Knabe auch noch Musik – oder sind die Fäuste die letzten schlagkräftigen Argumente Browns? Das neue Album „X“ ist die Nagelprobe. Und sie fällt erstaunlich positiv aus. Auf eine „Reise durch Höhen und Tiefen“ will Brown die Hörer nach eigenem Bekunden mitnehmen. Und die satten 21 (!) Tracks bieten Brown-Fans und Radiopublikum tatsächlich reichlich gehaltvollen Stoff. Ein besonderes Highlight ist die kristallklare Produktion; die reichlich vorhanden musikalischen Ideen sind auch nicht Genre-Standard. Und der Protagonist zieht stimmlich von Soul über Rap bis Michael-Jackson-Anleihen alle Register.

Radio Doria – „Die freie Stimme der Schlaflosigkeit“

Singende „Tatort“-Ermittler – da ist Aufmerksamkeit garantiert. Das war schon bei Manfred Krug so. Und auch Jan Josef Liefers bekommt nun die Extraportion Rampenlicht für sein langjähriges Bandprojekt. Das trägt den brandneuen Namen Radio Doria. Der könnte Programm sein. Denn das Radio liegt für Liefers‘ nicht gerade gegen den Strich gebürsteten, aber wohlaustarierten Deutsch-Pop nicht außer Reichweite. Der Schauspieler bewegt sich mit seiner Band in den Fahrwassern, die etwa auch Juli in ihren ruhigeren Momenten durchpflügen. Die große Erleichterung für alle Fans des scharfzüngigen Münsteraner TV-Professors Boerne: Auch sein Darsteller kann durchaus mit Sprache umgehen. Liefers streift zwar gerne klischeebeladene Themen wie Liebe und Trennungen – aber er findet eigene Worte und umschifft Peinlichkeiten mit einiger Sicherheit. Alles gutgegangen.

Slash – „World on Fire“

Slash – ein Name wie ein Donnerhall. Seit seiner Zeit mit den Guns’n’Roses ist Zylinderträger Saul Hudson eine Ikone im Geschäft mit den schweren Gitarrenriffs. Daran hat sich auch im Verlauf seiner Solokarriere nichts geändert. Und wird das auch so bald nicht tun. Auf Einzelkämpferwerk Nummer drei, „World On Fire“, lässt Slash die Gitarren röhren, die Finger fliegen übers Griffbrett wie in den fernen 80ern. Hier (zum Beispiel im Song „Automatic Overdrive“) darf das Solo noch Selbstzweck sein. Und trotz 17 Nummern ist kaum einmal eine gitarristische Auszeit auszumachen. Jede Menge Nostalgie also – gewandet in durchaus zeitgemäßen HD-Klang. Gesungen hat auf dem Werk übrigens wieder Slash-Kumpel Myles Kennedy. Der ist freilich nicht Axl Rose. Verfügt aber auch über ein markantes Organ. Und den nötigen Rotz in der Stimme.

Lary – „FutureDeutscheWelle“

Diese Stimme wird in Zukunft womöglich sehr oft zu hören sein – und sie erzählt von den Eigentümlichkeiten einer Jugend in den 10er-Jahren: „Wer liebt uns, wenn wir nicht mehr jung und schön sind?“, fragt sich Lary. Bis dahin hat das 28 Jahre alte Model ohnehin noch ein bisschen. Aber ein handfester Grund zum Geliebtwerden könnte die Musik werden. Auf ihrem Debüt „FutureDeutscheWelle“ breitet die gebürtige Gelsenkirchenerin ein kühle musikalische Welt zwischen Pop, R’n’B und dem kreativen bisschen Mehr an spannendem Gefrickel aus. Ein echter, eigenständiger Stil ist das zwar noch nicht. Aber eben eine kraftvolle erste Skizze des fragenreichen Lebens dieses Jahrzehnts, in der sich viele Hörer wiederfinden könnten – und ein großes Versprechen für kommende Veröffentlichungen.

Alexander Knappe – „Die Zweite“

Aus der Rubrik „Neues von alten Casting-Show-Bekannten“: Alexander Knappe, einst gesehen bei „X-Factor“, setzt an zum großen Wurf. Der Cottbuser mit der starken Stimme veröffentlicht sein zweites Album. Der Titel „Die Zweite“ erzählt nicht viel – die Songs Knappes sparen hingegen nicht mit emotionaler Botschaft und großen, auf Gänsehaut zielenden Gesten. Sehnsucht, Verlassensein. Und dazwischen die richtige Dosis akustikgitarrenwarmer Lagerfeuer-Authentizität. Das wirkt durchaus glaubwürdig. Und just diese Glaubwürdigkeit ist ein seltenes Gut im Pop-Zirkus.

Und was kommt sonst noch? Weitere wichtige Veröffentlichungen am 12. September: Andy Borg – „San Amore“ +++ Avi Buffalo – „At Best Cuckold“ +++ Barbra Streisand – „Partners“ +++ Cats On Trees – „Cats On Trees“ +++ Counting Crows – „Somewhere Under Wonderland“ +++ Einar Stray Orchestra – „Politricks“ +++ Kraftklub – „In Schwarz“ +++ Laing – „Wechselt Die Beleuchtung, +++ Luke Sital-Singh – „The Fire Inside“ +++ Paula & Karol – „Heartwash“ +++ Talisco – „Run“ +++ Voxxclub – „Ziwui“