Soundtrack für den Laufsteg: Zoot Woman

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Soundtrack für den Laufsteg: Zoot Woman

Als Produzent hatte Stuart Price sie alle: Madonna, Kylie Minogue, Pet Shop Boys. Dass seine Hauptband Zoot Woman im Radio nicht auf Dauerschleife läuft ist dagegen unbegreiflich: Zu extravagant für die Charts, zu perfektionistisch für den Underground.

Zoot Woman schweben nicht zwischen, sondern über den Stühlen: Die britische Electropop-Band wird unter Kritikern und Musikern verehrt, der ganz große Durchbruch blieb ihnen bisher aber verwehrt. Das liegt daran, dass sie Musik für Laufstege machen: Zu extravagant für die Charts, zu perfektionistisch für den Underground. Dafür hatte Stuart Price, Kopf der Band und begehrter Produzent, seit dem Debüt seiner Hauptband plötzlich sehr viele Nebenjobs: Pop-Größen wie Madonna, die Killers, die Pet Shop Boys oder Kylie Minogue engagierten den kühlen Zoot-Woman-Kopf als Produzenten.

Auf Fotos geben Zoot Woman mit versteinerten Mienen die Model-Ausgabe ihrer selbst, ihr Artwork ist immer mehr Designkunst als Albumcover, ihre Musik geht denselben Weg: eiskalte, perfekt kalkulierte Melodien mit ebenso berechneter Melancholie. Kein Authentizitätswahn – die Briten, die auch gut aus Frankreich kommen könnten, idealisieren das komplette Gegenteil des Kumpel-Popstars: Kühl, unerreichbar, distanziert. Zu perfekt für dich.

Man muss Zoot Woman nicht gesehen haben, um das zu begreifen. Man muss sie nur hören. Ihre Musik klingt minimalistisch, futuristisch, glatt und catchy – vielleicht sogar ein bisschen arrogant. Man könnte es auch cheesy nennen, schließlich steht der Synthiepop der 80er-Jahre Pate für diesen Stil. Trotzdem klangen Zoot Woman auf ihrem Debütalbum 2001 „Living In A Magazine“ moderner und frischer als die Gegenwart. Eigentlich höchst seltsam, dass ihre Musik nie in einem Apple-Spot auftauchte.

Anfang der Nullerjahre waren Zoot Woman mit ihrer kühlen Pop-Extravaganz Vorreiter, heute klingt dieser glatte Electropop fast schon wieder retro. Aber das Trio bleibt sich und seiner Stimmung auch im Jahr 2014 treu. Da spielen Gesang, Drumcomputer und Synthies so unbeeindruckt nebenbei auf, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Zoot Woman arbeiten seit vier Alben mit diesem unterkühlten Understatement. Es ist der Soundtrack für den Moment, in dem dir Naomi Campbell ihre Zigarette anbietet.

Auch auf dem neuen Album „Star Climbing“ ist dieses Understatement wieder zu hören. Die Twin-Peaks-Erinnerung am Anfang und das ausufernde Ende vom sphärischen „Elusive“, das schwerfällig schleppende und mit Daft-Punk-Stimme aufgemotzte „Waterfall Into The Fire“ oder der animierende Deep-House-Einschlag bei „Lifeline“ – alles neu, und trotzdem vertraut. Selbst wenn dieser Sound zuerst oberflächlich und distanziert erscheinen mag, macht er süchtig, je öfter man ihn hört. Das Album wird, wie eigentlich alle Alben des Trios bisher, mit jedem Mal ein bisschen größer. Denn die Zoot-Woman-Stimmung ist immer dieselbe, so schön, ästhetisch und zeitlos wie Kate Moss bei Madame Tussauds.