Hinter den Kulissen: Tobias Moretti als Luis Trenker

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Hinter den Kulissen: Tobias Moretti als Luis Trenker

Das Leben des Bergfilm-Stars Luis Trenker wird derzeit verfilmt. Am Rande der Dreharbeiten in München erklärten die Filmemacher um Hauptdarsteller Tobias Moretti und Regisseur Wolfgang Murnberger im Interview, was so faszinierend ist, an diesem Mann, der unter anderem gefälschte Tagebücher von Eva Braun auf den Markt brachte.

Das Leben des Bergfilm-Stars Luis Trenker (1892-1990) wird derzeit in Italien, Österreich und Deutschland verfilmt. Einige Szenen von „Luis Trenker – der schmale Grat der Wahrheit“ drehte die Crew um Hauptdarsteller Tobias Moretti (55, „Das finstere Tal“) in der Münchner Musikhochschule. Warum ausgerechnet hier die Szene entstand, in der Trenker Joseph Goebbels seinen Film „Der Verlorene Sohn“ (1934) in einem Berliner Kameradschaftshaus zeigte? Regisseur Wolfgang Murnberger (53, „Komm, süßer Tod“) erklärt im Interview mit spot on news: „Das große Problem bei historischen Filmen ist, dass es nicht mehr so wahnsinnig viel passende Architektur für eine andere Zeit gibt. Daher versucht man Motive zu nehmen, mit denen man wenig Arbeit hat.“

Was die Kinobesucher erwartet, ist eine Art Kollage über das Leben des bekannten Südtirolers. Es werde aber eben nicht nur das Positive wie in den 1950er und 1960er Jahren über Trenker erzählt, sondern auch die kritischen Stellen, erzählt Murnberger weiter. Als Beispiele nennt er: „Trenker hat das Tagebuch der Eva Braun gefälscht und ist dafür nie wirklich zur Rechenschaft gezogen worden. Auch hat er nie wirklich darüber gesprochen, dass er die Briefe an Goebbels und Hitler geschrieben hat, mit Sätzen wie ‚Wenn’s darauf ankommt, weiß ich, wo ich stehe. Heil, mein Führer.'“.

Die Rolle des Bergsteigers und Filmemachers hat der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti übernommen. Er beschreibt seine Figur so: „Luis Trenker war eine unglaublich schillernde, aber auch zerrissene Persönlichkeit, die auf sehr vielen Hochzeiten gleichzeitig getanzt hat. Von einer fast pathologischen Beseeltheit für das Gute, das Positive. Alles was nicht strahlte oder gut war, sondern in irgendeiner Form einen Schatten geworfen hat, hat er ausgeklammert.“ Das mache seine Biografie völlig absurd. Vor den Dreharbeiten habe er ihn nur als „Bera Luis“, Onkel Luis, gekannt. Nach und nach wurde Moretti aber klar: „Er war ein Macher und Entscheider und hat sich genommen, was er wollte. In diesen Charakterzügen war er Leni Riefenstahl sehr ähnlich.“

Die umstrittene Filmemacherin Leni Riefenstahl (1902-2003) ist die große Nebenrolle im Film. Sie und Trenker waren erst ein schillerndes Liebespaar und dann erbitterte Konfliktparteien. Gespielt wird Riefenstahl von Brigitte Hobmeier (38, „Sommer in Orange“). „Leni wird in den Begegnungen mit Luis gezeigt, in Liebe und in der Auseinandersetzung“, beschreibt es die Münchner Schauspielerin. Der große Konflikt bestand vor allem darin, dass Trenker nach dem Krieg mit seinen laut Drehbuchautor Peter Probst „höchstwahrscheinlich gefälschten Tagebüchern der Eva Braun“ nochmal in Hollywood durchstarten wollte. Riefenstahl wollte jedoch keinesfalls als Hitlers Geliebte dastehen, wie es die Tagebücher suggeriert hatten… Es sei allerdings ganz schwer, überhaupt auf irgendwas zu vertrauen, „weil wir es mit zwei Münchhausen zu tun haben“, sagt Probst. „Leni Riefenstahl lügt, Luis Trenker schwindelt.“

Letzteres weiß auch Moretti: Trenkers Hybris, sich alles nehmen zu wollen, sei an der Grenze zur Peinlichkeit gewesen. „Er ist ein unglaublicher Dampfplauderer und Schwindler gewesen.“ In den 1930er Jahren habe er schon gar nicht mehr leisten können, was er vorgegeben hat. Dennoch habe er sich sogar in den 1950er Jahren noch als Teil der Bergsteiger-Elite verkauft, erklärt der Schauspieler. Genau das dürfte aber das Komische in diesem Film werden, denn er soll auch zumindest zum Schmunzeln anregen. „Ich hoffe schon, dass man auch lachen kann“, sagt Regisseur Murnberger, der Spezialist für schräge Komödien. Der Film sei eher eine Art „Big Gatsby“ über eine „bunt schillernde, aber auch absurd traurige Figur“, denn einen Alpenfilm, ergänzt Moretti.