Phrasenmäher: „Melanie Müllers WM-Song ist ziemlich albern“

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Phrasenmäher: „Melanie Müllers WM-Song ist ziemlich albern“

Die Hamburger Band Phrasenmäher steuert zur Fußball-WM ein ernstzunehmendes WM-Lied bei. Die Gruppe weiß offenbar, worauf es bei der musikalischen Untermalung des größten Sport-Events des Jahres ankommt. Zu Melanie Müllers Trash-Song zeigen Phrasenmäher im Interview mit spot on news eine klare Meinung - und verraten auch, wer den besten Hit zur WM geschrieben hat.

Seit einer Woche rollt in Brasilien der Ball. Die Fußball-Weltmeisterschaft begeistert rund um den Globus Milliarden von Menschen. Natürlich dürfen bei diesem Event auch die WM-Songs nicht fehlen. Davon gibt es viele. Der eine ist mehr, der andere weniger gelungen. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit den Hamburger Musikern Jannis und Lenne Kaffka von der Popband Phrasenmäher gesprochen. Mit „Unser Jahr“ haben auch sie ein Lied zur WM beigesteuert. Als Männer vom Fach verraten sie, was sie von Melanie Müllers WM-Song halten.

Wie seid Ihr dazu gekommen einen WM-Song zu machen?

Lenne: Wir haben so ein Nebenprojekt, „Heimathiebe“, in dem wir immer über Städte, in denen wir spielen, böse Hymnen machen. Da gibt es mittlerweile über 30 Youtube-Clips. Als die Hymne „Unser Jahr“ dann fertig war, fanden wir, dass sie zu gut war, um sie einfach nur auf Youtube zu stellen. Deshalb wollten wir das dann richtig produzieren und haben dann zum WM-Jahr diesen Song draus gemacht.

Nicht nur Ihr habt einen WM-Song gemacht, sondern viele andere Künstler auch. Was haltet ihr von Melanie Müllers Song „Auf geht’s Deutschland schießt ein Tor“?

Lenne: Wenig innovativ! Irgendwie kam mir der Refrain doch schon bekannt vor.

Jannis: Das langweiligste an dem Lied ist ja, dass es ein altbekannter Stadion-Song ist. Und ich glaube, es sind ungefähr sechs Textzeilen dazugekommen, bei denen sich nichts aufeinander reimt.

Lenne: Der größte Fauxpas sind die Strophen, in denen sie einfach nur alles aufzählt, was sie kennt vom Fußball: „Und dann noch der Hackentrick und dann spielen wir nach vorn. Tor. Abseits“, so irgendwie. Das finde ich schon ziemlich albern.

Jannis: Was schade ist, man merkt, dass da viel Geld drin steckt, um es am Ende mit Absicht schlecht aussehen und klingen zu lassen. Also sehr bewusster Trash.

Lenne: Das war bei uns andersrum: Wir hatten wenig Geld und es sieht gut aus.

Dann gibt es noch die offizielle Hymne von Jennifer Lopez und Pitbull – „We Are One“. Wie findet Ihr das?

Jannis: Ich finde, da hätte man mehr draus machen können. Es gibt ja dieses Jahr einen ganzen Sampler mit WM-Songs. Da sind Santana, Avicii, Wyclef Jean drauf und Shakira und Ricky Martin.

Lenne: Dieses „We Are One – Ole Ola“ von J.Lo gefällt mir nicht so. Aber Shakira macht nun mit „La La La“ schon die dritte WM nacheinander einen Hit.

Jannis: Und die macht das echt gut, sehr geschickt.

Lenne: Und jeder Song klingt anders.

Aus Deutschland gibt es dann auch noch ein ganz bekanntes: „Das dicke, dicke Ding“ von Mr. Santos.

Lenne: Das wird ja durch Mercedes ziemlich gepusht. Also die Vermutung liegt schon nahe, dass da ein großer deutscher Automobilkonzern dahinter steckt.

Jannis: Ich finde ja den Song besser als den Video-Clip, weil der eigentlich nur darauf baut, prominente Gesichter ins Video einzubauen und gar nicht so, um den Song zu unterstützen. Das finde ich ein bisschen schade.

Lenne: Das beste Lied finde ich eigentlich ist „Auf Uns“ von Andreas Bourani. Da kommt zwar kein einziges Mal das Wort WM vor, aber es wird schon kein Zufall sein, dass es ausgerechnet jetzt kommt. Es hat einfach im Vergleich zu all den anderen Songs die beste Komposition.

Jannis: Würde ich auch sagen. Es geht eher so in Richtung von „An Tagen wie diesen“ von den Hosen. Eher subtil, es ist darauf angelegt, dass man es im Stadion mitsingen kann.

Da sind wir genau bei der Frage: Was macht denn einen guten WM-Song aus?

Jannis: Ich finde der Refrain muss ins Ohr gehen, er muss die Stimmung aufgreifen. Denn zu einem WM-Tag gehört sowohl die Vorfreude als auch das Danach. Der Song muss einen also auf das Spiel vorbereiten und er muss in allen Situationen jederzeit in der Masse mitsingbar sein. Das haben wir bei unserem Song „Unser Jahr“ auch versucht. Denn er ist ja retrospektiv, blickt aber auch glücklich in die Zukunft. Uns war auch ganz wichtig, dass wir jetzt nicht den Song für Deutschland schreiben, sondern als Fan von einem Team.

Wie verfolgt Ihr die WM?

Lenne: Ich versuche immer jedes Spiel an einem anderen Ort zu gucken. Und ich glaube, so manche Spiele schaut man lieber mit ein paar Freunden, aber auch mal in einer Kneipe oder mit mehreren Tausenden. Der Mix macht es halt aus.

Jannis: So ein Finale will man dann vielleicht auch doch beim Public Viewing sehen, damit da so diese Stadion-Stimmung aufkommt. Aber gerade Spiele, die nicht so wichtig sind, kann man gut und gerne mit Freunden bei einem Grill-Abend schauen.

Glaubt Ihr denn, dass Deutschland es schafft, den Titel zu holen?

Lenne: Es ist im Bereich des Möglichen, aber es wird sehr, sehr schwer. Ich denke, dass man es in diesem Jahr sehr schwer sagen kann. Es gibt auf allen Kontinenten Teams, die in der Lage sind den Titel zu holen. Aber ich denke, es wird nicht Brasilien.

Jannis: Ich glaube, wir sind im mittleren Bereich der Favoriten.

Gesetzt den Fall, die Nationalmannschaft holt den Pokal. Wie würde bei Euch die Titelfeier aussehen?

Jannis: Also wir spielen 28 Mal den Song „Unser Jahr“ live und ansonsten würden wir auch durch die Straßen ziehen und hüpfen. Und Lenne umarmt auch gerne wildfremde Menschen, deshalb würden wir dann viele neue Leute kennenlernen.

Ihr seid ja auch selber Titelträger, nämlich mit dem längsten Song der Welt.

Lenne: Genau, mit „Zwei Jahre in (90 min)“. Das passt halt auch zur Fußball-Saison, weil wir haben mit „Unser Jahr“ quasi den Soundtrack zur WM und mit dem 90 minütigen Lied und dem Video dazu auch eine Alternative für nicht Fußball-Fans geschaffen. Das Lied hat 494 Refrains, ist im Guinness-Buch der Rekorde und das Musikvideo ist auch im Internet zu bestaunen. Beim Aufnehmen haben wir übrigens gemerkt, dass die Idee dieses Songs lustig war, die Umsetzung aber dann doch sehr lang gedauert hat.