Steffen Groth: „Deutsche haben einen Stock im Hintern!“

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Steffen Groth: „Deutsche haben einen Stock im Hintern!“

Gut aussehender Frauenversteher - so wird "Doctor's Diary"-Star Steffen Groth oft wahrgenommen. Warum er sich trotzdem nach einer Anleitung für den Umgang mit dem anderen Geschlecht sehnt, erklärt er im Interview mit spot on news. Außerdem spricht er über seine neue Komödie und Vorurteile.

Steffen Groth, bekannt vor allem durch seine Rolle in der Erfolgsserie „Doctor’s Diary“, ist neuerdings im Namen der Integration unterwegs. Mit seiner Doku „Lippenstift für harte Kerle“ machte er im Kosovo den Anfang. Nun begibt er sich in der Komödie „Einmal Hans mit scharfer Soße“ in die türkische Kultur. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht er über seine Vorurteile, die Vorteile von Rollenbildern und sein Frauenversteher-Image.

Herr Groth, welche Erfahrungen haben Sie mit der türkischen Kultur gesammelt?

Groth: Keine wirklich intensiven Erfahrungen, doch vor dem Filmdreh war ich in Istanbul und habe mich schockverliebt. Istanbul ist eine der schönsten Städte, die ich bisher gesehen habe; die Atmosphäre und das Essen sind unglaublich. Zudem war die Reise sehr lehrreich. Ich hatte zuvor einige Rassismen, also unbewusste Vorurteile entwickelt. Diese beruhten auf meinen Erlebnissen in der Kindheit. Damals war mein einziger Kontakt zu türkisch-stämmigen Menschen eine Gang in meiner Nachbarschaft. Die hatte meinem Bruder einmal einen Walkman geklaut, weshalb sich scheinbar einige negative Assoziationen in mir aufgestaut haben.

Und dies hat die Reise verändert?

Groth: Ja, ich habe mich fast ein bisschen geschämt, als ich gesehen habe, wie kultiviert, angenehm und freundlich die Menschen waren.

In Ihrem neuen Film „Einmal Hans mit scharfer Soße“ hat ein Großteil der Darsteller und auch die Regisseurin einen türkischen Hintergrund. War die Atmosphäre am Filmset anders als sonst?

Groth: Klar! Ich sage es mal plakativ: Deutsche haben potenziell den größeren Stock im Hintern, weshalb die Stimmung schon lockerer, herzlicher und auch direkter war.

Werden diese Unterschiede im Film realistisch dargestellt?

Groth: Das kann ich nicht wirklich beurteilen, immerhin wird im Film die Situation einer Familie geschildert und ich bin nun mal nicht in einer türkischen Familie aufgewachsen. Hinzu kommt, dass „Einmal Hans mit scharfer Soße“ eine Komödie ist und dadurch natürlich Einiges überspitzt dargestellt wird.

Glauben Sie denn, man kann Vorurteile überwinden, indem man sie parodiert?

Groth: Ich denke schon. Immerhin gibt es diesen Ansatz auch in der Psychologie. Man versucht hier zum Beispiel neurotischen Patienten ihre Ängste zu nehmen, indem man diese so überzeichnet und abstrus darstellt, bis der Betroffene selbst über seine Phobien lachen muss. Damit verlieren diese an Gewicht und der zu Behandelnde bemerkt, dass seine Befürchtungen realitätsfremd sind. So könnte das auch bei Komödien funktionieren. Das glaube ich zumindest, in meiner Eigenschaft als zertifizierter Küchenpsychologe ohne Zertifikat.

Wenn man sich Ihre letzten Projekte ansieht, könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass Sie nicht nur Schauspieler sind, sondern auch der neue Integrationsbeauftragte Deutschlands.

Groth: Ja klar, bin ich! Nein, nicht wirklich. Das hat sich einfach so ergeben. Die Macher wollten mit mir arbeiten und ich mit ihnen, da mir die Projekte und Drehbücher gefallen haben. Aber das ist mir auch aufgefallen und ich habe mich schon gefragt, wie es eigentlich dazu gekommen ist.

In ihren letzten Arbeiten haben Sie sich sehr intensiv mit der Machokultur auseinandersetzen müssen. Wie kamen Sie damit zurecht?

Groth: Es war ganz okay; ich bin eigentlich gut damit zurechtgekommen. Ich erkenne sogar gewisse Vorteile in diesen Ländern. Denn in Deutschland oder generell im Westen fehlen häufig bestimmte Orientierungsmuster, die vor allem den Umgang zwischen den Geschlechtern erschweren. So kann es positiv sein, wenn es klar definierte Geschlechterrollen gibt, die einem aufzeigen, wie man sich gegenüber einer Frau zu verhalten hat. Immerhin ticken Frauen und Männer nun mal unterschiedlich, weshalb sie einen differenten Umgang benötigen. Jedoch will ich hier nicht verallgemeinern und weiß selbstverständlich, dass man immer das Individuum berücksichtigen muss.

Sind Sie also ein Macho?

Groth: Nein, ich bin kein Macho und unterstütze Machos auch nicht, aber ich denke, dass in Deutschland zum Teil Verwirrung herrscht, weil niemand mehr weiß, wie er sein soll oder sein darf. Deshalb könnte man von klaren Rollenbildern profitieren; selbst wenn sie nur wieder regeln, dass der Mann der Frau die Tasche zu tragen oder ihr die Tür aufzuhalten hat.

Hier spricht wieder der charmante Frauenversteher, den man aus Ihren Filmen kennt. Haben Sie manchmal den Eindruck, dass Sie durch Ihr Aussehen auf diese Rollen festgelegt sind?

Groth: Das ist etwas komisch, denn ich habe schon andere Figuren gespielt, die so gar nicht in dieses Bild passen. Meine filmischen Alter-Egos waren zum Teil völlig gaga und meine Rolle bei „Ein starkes Team“ würde ich selbst als Arschloch bezeichnen. Dennoch ist diese Vorstellung in der allgemeinen Wahrnehmung vertreten und ich werde auch oft als gutaussehender, verständnisvoller Charmeur gebucht. Aber das ändert sich gerade, denn auch ich werde älter; und ehrlich gesagt bin ich froh darüber.

Finden Sie trotz Ihres vollen Terminkalenders noch Zeit für ihre Freunde und ihre Familie?

Groth: Familie und Freunde sind mir natürlich sehr wichtig. Allerdings muss ich gestehen, dass es mir sehr schwer fällt, die richtige Balance zwischen Privatem und der Arbeit zu finden. Sie wird zwar immer besser, perfekt ist sie aber noch nicht.