Max Giesinger: „Eine Nummer wie ‚Easy‘ schreibt man nur einmal im Leben“

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Max Giesinger: „Eine Nummer wie ‚Easy‘ schreibt man nur einmal im Leben“

Nein, Max Giesinger ist nicht der Bruder von "GNTM"-Gewinnerin Stefanie. Max Giesinger ist ein deutscher Singer-Songwriter und startet jetzt mit seinem neuen Album "Laufen Lernen" richtig durch. Wie sich der sympathische Sänger kurz vor dem Release-Tag fühlt, hat er spot on news im Interview erzählt.

Für ihn ist Musik alles im Leben. Max Giesinger würde am liebsten jeden Tag singen und Gitarre spielen. Und genau das tut er auf seinem neuen Album „Laufen Lernen“ ziemlich gut. Der Viertplatzierte der ersten „The Voice of Germany“-Staffel ist Träumer und Realist zugleich. Für den 26-Jährigen ist klar: Neben harter Arbeit und viel Disziplin gehört auch jede Menge Glück dazu, musikalisch erfolgreich zu werden. Warum der talentierte Singer-Songwriter die großen Labels trotzdem ablehnt und wer das Mädchen ist, dessen Namen er ausgerechnet vergessen hat, verrät Max Giesinger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Ihr Debüt-Album „Laufen Lernen“ kommt am 30. Mai auf den Markt. Die fertige Platte jetzt in den Händen halten zu können, haben Sie auch ein Stück weit Ihren Fans zu verdanken – Stichwort „Crowdfunding-Kampagne“.

Max Giesinger: Genau, wir hatten uns viele witzige Aktionen überlegt, mit denen wir die Fans gegen eine kleine Spende überraschen wollten. So habe ich diverse Wohnzimmerkonzerte gespielt, Kochabende geschmissen und musikalische Geburtstagsanrufe getätigt. Damit haben wir wohl einen guten Nerv getroffen: an einem Tag hatten wir schon 10.000 Euro raus. Das war natürlich fantastisch!

Es muss ein gutes Gefühl gewesen sein, so viel Unterstützung von den Fans zu bekommen.

Giesinger: Mega. Zunächst hatte ich auch echt Schiss wegen der Aktion. Du weißt ja nie, wie so etwas bei den Leuten ankommt oder ob der Betrag von 10.000 Euro nicht einfach nur utopisch ist. Aber meine Erwartungen wurden alle sowas von übertroffen. Danke nochmal an dieser Stelle.

Was haben Sie Ihren Gästen denn beim persönlichen Dinner aufgetischt?

Giesinger: Ja ja, der Kochabend ist so eine Sache. Viele Fans wissen, dass ich eigentlich überhaupt kein Talent im Kochen habe. Aber No Risk No Fun, ich habe es trotzdem angeboten. Es wollte sich aber niemand diesem waghalsigen Experiment stellen, weshalb auch keiner zugeschlagen und einen Kochabend mit mir gekauft hat. Verständlicherweise. Es hätte aber entweder Geschnetzeltes oder Spaghetti Bolognese gegeben – das sind die einzigen zwei Sachen, die ich kann.

Mit der Musik klappt es ja Gott sei Dank besser. Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingssong auf dem Album?

Giesinger: „Blutsbrüder“. Kann damit zusammenhängen, dass es der neueste Song ist und ich meine neuesten Songs immer total abfeiere. Aber auch von der Message her ist die Nummer einfach sehr persönlich. Es geht um eine sehr enge Freundschaft, die sich über Jahre hinweg immer mehr auseinanderlebt. Dann sieht man sich wieder und das einzige was bleibt, ist peinliches Schweigen. Wer früher wie ein Bruder war, ist jetzt einfach fremd.

Sie selbst waren auch schon längere Zeit von Freunden und Familie getrennt als Sie via „Music & Travel“ durch Australien reisten. Wie sieht es denn mit der Verwirklichung des amerikanischen Traums aus?

Giesinger: Ich bin zu sehr Realist, als dass ich nach Amerika gehe und mein Glück dort probiere. Da wollen ja alle hin und mit ihrer Mucke erfolgreich werden, aber am Ende schafft es einer von 10.000. In Deutschland ist es ja schon schwierig, aber die Konkurrenz schläft vor allem nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es für das Selbstwertgefühl eines Künstlers schwierig ist, wenn es nur so von Riesentalenten wimmelt.

Wie war das denn in Australien?

Giesinger: Da war es auch schon krass. Ich hab mich selbst als Straßenmusiker durchgeschlagen und auch ein Weilchen davon leben können. Aber man lässt die Hosen gewaltig runter: Nur ich, die Gitarre und ein paar fremde Menschen, die irgendwas erwarten. Das war eine exzellente Schule.

Gitarre zu spielen dürfte Ihnen mittlerweile auch leicht von der Hand gehen. Das Instrument begleitet Sie schon seit dem zehnten Lebensjahr?

Giesinger: Tatsächlich habe ich mit zehn Jahren meine erste Klampfe bekommen und wurde auch damit direkt zum Musikunterricht geschickt. „Kuck Kuck ruft’s aus dem Wald“ war natürlich nicht der größte Knaller, aber danach kamen erst die richtigen Hits wie „County Roads“. Den wollte ich unbedingt können und hab mich richtig auf den Arsch gesetzt. Und so habe ich mein neues Hobby für mich entdeckt. Aber Noten kann ich deswegen trotzdem nicht. Reine Gefühlsgeschichte – irgendwann weiß man, wo man hingreifen muss.

Mit 13 Jahren kam dann die erste eigene Band. Wollten Sie schon immer Musiker werden oder was wären die Alternativpläne gewesen?

Giesinger: Ich habe ja eine Ehrenrunde in der Schule gedreht, wie das jeder anständige Musiker so macht. Als ich eine Mathearbeit einmal völlig verhauen habe, skizzierte ich einfach einen Rockmusiker auf die Rückseite. Der Lehrer kommentierte das Kunstwerk wie folgt: „Maximilian, Musik ist nicht alles im Leben!“.

Da ist die Rechnung Ihres Mathelehrers wohl nicht ganz aufgegangen.

Giesinger: Ich habe zwar kein astreines Abi gemacht, aber ich kann jetzt von meiner Musik leben. Es war immer mein Traum, Konzerte zu spielen und Mucke zu machen. Bei unseren ersten Auftritten habe ich mich montags immer schon gefreut wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Aber klar, es ist auch ein unsicheres Pflaster. In meiner Familie haben alle einen „vernünftigen“ Job, ich bin der einzige Ausflieger.

Und dann kam irgendwann der Entschluss, zu „The Voice of Germany“ zu gehen. Sie möchten damit nicht mehr wirklich assoziiert werden, oder?

Giesinger: Ich habe mich jetzt einfach damit abgefunden. Es ist ein Teil meiner Geschichte und ich wäre ohne die Show nicht da, wo ich jetzt bin. Aber ich glaube trotzdem, dass Casting-Formate in Deutschland nicht wirklich positiv aufgenommen werden. Obwohl es wiederum ein riesen Sprungbrett sein kann, wenn man es clever anstellt. Dass ich nun drei Jahre später immer noch Konzerte spielen darf, spricht jedenfalls dafür, dass wir einiges richtig gemacht haben.

Sie haben sich dennoch gegen ein Label entschieden?

Giesinger: Ich hatte das Pech, anfangs die falschen Leute kennengelernt zu haben. Deswegen war die Zeit nach „The Voice“ nicht so rosig, wie vielleicht bei manch anderem. Es hat ein wenig gedauert bis ich meine eigene Crew aufgebaut hatte, in der alles passt und die mich als der Künstler akzeptiert, der ich sein möchte.

Wollten Ihnen die Labels denn in Ihre Musik reinreden?

Giesinger: Nennen wir es mal ein „Wegschleifen“ der Ecken und Kanten. In meinen Texten ist eben nicht alles so wohlklingend – aber das ist auch gut so, es soll ja authentisch sein. Ich muss in meiner Musik noch selbst stattfinden. Mir wurde alles streitig gemacht, jeder von mir geschriebene Satz wurde in Frage gestellt. Aufgrund dessen habe ich mich gegen eine Zusammenarbeit entschieden und fahre auch sehr gut damit, meine Angelegenheiten allein zu bestimmen.

Kann man auch ohne mediale Unterstützung heute noch erfolgreich werden?

Giesinger: Man muss sich einfach den Arsch abarbeiten und darf nicht faul sein. Am Ende ist es eine Kombination aus Glück, Kontakten und der richtigen Musik. Wenn einer der Faktoren fehlt, könnte es schwierig werden. Oder du hast die krasseste Über-Single auf Youtube, die innerhalb von kürzester Zeit durch das Netz schießt. „Easy“ von Cro ist da so ein Paradebeispiel – aber das ist wie im Lotto, so eine Nummer schreibt man vielleicht einmal im Leben.

Könnten Sie sich vorstellen, neben der Musik auch noch im TV Fuß zu fassen?

Giesinger: Mit meinem schauspielerischen Talent steht es genauso schlecht wie mit meinen Kochkünsten. Abgesehen davon bin ich eigentlich für viele andere Geschichten offen. Vielleicht sollte ich aber noch zwei, drei Alben machen und ein bisschen bekannter werden, bevor ich so etwas in Erwägung ziehe. Prinzipiell habe ich schon ein gutes Gespür dafür, welche Dinge gut für mich sind und von welchen ich besser die Finger lassen sollte. Was die Schauspielerei angeht, müsste ich aber bestimmt immer lachen und würde jedes Mal den Text vergessen.

Das passt ja perfekt zu Ihrem Song „Irgendwas mit L“, in dem Ihnen auch der Name des Mädchens entfallen ist. Haben Sie im wahren Leben auch so ein schlechtes Gedächtnis?

Giesinger: Oh ja, Namen sind tatsächlich ein großes Problem bei mir, ich kann mir das einfach nicht merken. Einmal gehört, sofort wieder vergessen. Aber ich muss gestehen, dass ich meistens nicht nochmal nachfrage. Und wenn mir der Name einer Dame nach zwei Wochen immer noch nicht eingefallen ist, dann wird es einfach nur noch peinlich.