„Grace of Monaco“: Ihre vielleicht schwerste, aber nicht spannendste Rolle

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„Grace of Monaco“: Ihre vielleicht schwerste, aber nicht spannendste Rolle

Sie gilt auch heute noch als eine der schillerndsten Hollywood-Schönheiten der Kinogeschichte, lange nach ihrem tragischen Unfalltod: Grace Kelly. Filmemacher Olivier Dahan widmet sich in seinen Film "Grace of Monaco" einem kleinen Ausschnitt ihres Lebens als Fürstin von Monaco. Das Ergenis ist streckenweise zwar schön anzusehen, verliert sich zum Schluss hin aber in absoluten Kitsch.

Wenige Filme haben im Vorfeld derartig hohe Wellen in Adelskreisen geschlagen, wie Olivier Dahans (46) „Grace of Monaco“. Vergleichbar mit „Diana“ vom deutschen Filmemacher Oliver Hirschbiegel (56, „Der Untergang“), welches die letzten zwei Jahre der beliebten britischen Prinzessin schildert, moniert nun das monegassische Fürstenhaus die Darstellungen in der vermeintlichen Biografie des einstigen Hollywood-Stars. Dahan nehme sich zu viele künstlerische Freiheiten bei seiner Abbildung heraus, lautet der Vorwurf – eine Kritik, die er sich aufgrund zahlreicher narrativer Entscheidungen durchaus gefallen lassen muss.

„Grace of Monaco“ erzählt nur einen winzigen Ausschnitt aus dem bewegten Leben der glamourösen Grace Kelly (Nicole Kidman, 46, „Australia“) .Das Drehbuch von Arash Amel zentriert sich auf wenige Monate Anfang der 60er Jahre, in denen Kelly von Kult-Regisseur Alfred Hitchcock eine Rolle in seinem neuen Werk „Marnie“ angeboten bekommt, während sich das kleine Fürstentum Monaco einen erbitterten politischen Kampf mit Frankreich liefert. Kellys Ehemann, Fürst Rainier III (Tim Roth, 53, „Reservoir Dogs“), setzt sich für den Erhalt der Souveränität seines Landes ein, während Charles de Gaulle auf Steuerabgaben des Fürstentums pocht. Sonst, so die Drohung des französischen Präsidenten, würden die Landesgrenzen blockiert und Frankreich sich notfalls mit militärischer Gewalt Monaco einverleiben.

Zu dieser Zeit ist Kelly bereits seit einigen Jahren mit Rainier verheiratet, trotzdem konnte sich die Hollywood-Schönheit nie an die Rolle als First Lady gewöhnen und wird von der monegassischen Bevölkerung demensprechend kritisch als „keine der Ihren“ angesehen. Als die politische Konfrontation mit Frankreich zu eskalieren droht und ihre Ehe mit Rainier unter der Spannung leidet, muss sich das einstige Starlet eine folgenreiche Frage stellen: Wird sie ihrer Familie zuliebe die Rolle als Fürstin von Monaco mit Herz und Seele verkörpern, oder dem Rollenangebot von Hitchcock folgen und in ihr altes, unbeschwertes Leben zurückkehren?

„Die Vorstellung, dass mein Leben ein Märchen sei, ist an sich schon märchenhaft“, sagte Kelly über ihr Leben am pompösen Hofe des Fürstentums. Ins Reich der Fabeln verfrachtete Dahan auch einige wichtige Teile seines Werks. So schließt der Film mit einem Husarenstück der Fürstin: In einer einzigen Rede vor Vertretern der Weltpolitik wendet Kelly im Alleingang die französische Annexion ab. Der Film lässt de Gaulle – anders als in der Realität – Gast beim Rosenball in Monte Carlo im Jahr 1962 sein, um so der bewegenden Rede von Kelly beiwohnen zu können. So erweicht sie das Herz des stur erscheinenden französischen Politikers, und rettet Monaco von dessen politischer Umklammerung. Dass Kelly diese Rede nie hielt, gepaart mit dem hohen Kitschfaktor der als rührend konzipierten Ansprache, lässt das große Finale des Films emotional recht wirkungslos zurück.

„Grace of Monaco“ setzt eine gewisse Grundkenntnis der Vorgeschichte voraus. In den zahlreichen Dialogen wird zwar die Hintergrundgeschichte von Kelly angerissen, und so ihr innerer Zwist thematisiert, trotzdem hätte man sich etwas mehr von ihrer glamourösen Zeit als Hollywood-Star gewünscht. Zwar öffnet der Film mit einer wirklich gelungenen Montage von Kidman, wie sie als Berühmtheit von Filmset zu Filmset schreitet und ihr bewundernde Blicke aller Beteiligten zugeworfen werden, in der Folge wird aber nur von ihrer „unglücklichen“ Zeit als Fürstin von Monaco berichtet. Um Kellys Sehnsucht nach ihrem alten Leben darzustellen, rückt die Kamera häufig sehr nahe an ihr Gesicht heran. Doch anstatt Emotionen hervorzurufen, wirkt dieser Kunstgriff, ähnlich wie bei der Abschlussrede im Finale des Films, zu sehr mit dem Holzhammer auf die Tränendrüsen der Zuschauer einzudreschen.

Kidmans Darstellung der verletzlichen Fürstin ist aus schauspielerischer Sicht durchaus gelungen. Als Außenseiterin mausert sie sich im Verlauf des Films glaubhaft zum Liebling der Massen. Das mag durchaus die schwierigste Rolle der echten Grace Kelly gewesen sein, wie im Vorfeld des Films tituliert wurde, leider war es aber nicht ihre spannendste. So renommierten Mimen wie Tim Roth oder Frank Langella (76, „Robot & Frank“) als Hofkaplan Francis Tucker werden zudem durch die Zentrierung auf Kidmans Charakter jede Form von Tiefe geraubt. Rainier wirkt über weite Strecken des Films als überfordertes Ekel, und auch nach der Versöhnung mit Kelly ist es natürlich seine Ehefrau, die die politischen Probleme aus der Welt schafft.

Kein Wunder also, dass sich einige „Blaublüter“ von dem Film über die so tragisch ums Leben gekommenen Grace Kelly – worauf der Streifen übrigens in keiner Weise eingeht – auf den Schlips getreten fühlen. Dabei hatte kürzlich noch Ron Howard (60) mit seinem Film „Rush – Alles für den Sieg“ gezeigt, wie man echte Geschichten durchaus hollywoodreif inszenieren kann, ohne die künstlerische Freiheit zu kurz kommen zu lassen, auf der anderen Seite aber auch nicht zu viel erfinden zu müssen. Wer nach „Grace of Monaco“ jedenfalls erwartet, wirklich mehr vom Leben der schillernden Grace Kelly zu wissen, wird enttäuscht aus dem Kino gehen.