„Star Wars“ und Co.: Wie George Lucas den Blockbuster erfand

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„Star Wars“ und Co.: Wie George Lucas den Blockbuster erfand

"Star Wars"-Schöpfer George Lucas kann an seinem 70. Geburtstag auf mehr als nur ein paar gute Filme zurückblicken. Vom großen Blockbuster über digitale Spezialeffekte bis zum schicken Fan-T-Shirt: Das heutige Kinoerlebnis wäre ohne seine Visionen vermutlich nicht dasselbe.

Der Ruf von Filmemacher George Lucas hat in letzter Zeit einige Kratzer abbekommen: „Star Wars“-Fans sind sauer, weil er die Klassiker ständig weiterverschlimmbessert. Die Prequels der Science-Fiction-Saga waren auch nicht immer das Gelbe vom Ei, ebenso wenig der langerwartete vierte „Indiana Jones“-Teil. Auch der Schritt, seine Firma Lucasfilm an Disney zu verkaufen, wurde kritisiert. Der Ruhestand ist Lucas, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, dennoch zu gönnen. Denn mit einer unschlagbaren Kombination aus cineastischer Vision und gewieftem Geschäftssinn revolutionierte Lucas die Filmwelt – ohne ihn wäre das Kinoerlebnis heute ein anderes. Bei diesen aktuellen Trends hatte Lucas die Nase vorn.

Der Blockbuster

Bevor Lucas mit „Star Wars“ auf der Bildfläche erschien, waren in Hollywood feine Ironie, tiefgründige Dramen und ernste Charakterrollen angesagt. Und wenn es auch mal Science Fiction sein durfte, dann gravitätisch wie in „2001: Odyssee im Weltraum“. Heute scheint es fast unglaublich, aber an den Erfolg eines fantasiereichen Actionspektakels wie „Star Wars“ glaubte zunächst niemand, Lucas hatte Probleme, Geldgeber zu finden. Mit seinem phänomenalen Erfolg änderte sich das schlagartig, auf den „Krieg der Sterne“ folgte eine Welle von Science-Fiction- und Fantasy-Abenteuern. Darunter viele billige Kopien, aber auch Werke wie „Alien“ und der erste „Star Trek“-Film wären in dieser Form nie gedreht worden. Letztendlich ebnete Lucas somit auch den Weg für die aktuellen Blockbuster wie „Der Hobbit“ und „Die Tribute von Panem“.

Digitaltrickfilme

Genauso wenig wie auf leichte Unterhaltung wurde im Hollywood der 70er Jahre Wert auf Spezialeffekte gelegt. Die Trickstudios waren größtenteils eingemottet, die Technik auf dem Stand der 50er stehengeblieben. Deshalb rief Lucas 1975 für „Star Wars“ eine eigene Firma ins Leben: Industrial Light & Magic. ILM läutete unter anderem direkt die Ära der digitalen Tricktechnik ein: Bereits 1977 gab es mit einer Gittergrafik des Todessterns in „Star Wars“ die erste CGI-Animation im Kino. Auch danach war ILM immer vorne mit dabei, in „Abyss“ konnte etwa 1989 die erste dreidimensional animierte Figur bewundert werden. Mit den Dinos aus „Jurassic Park“ kamen 1993 erstmals lebensechte Kreaturen aus dem Rechner auf die Leinwand, und mit Draco in „Dragonheart“ war dann 1996 der Schritt zum komplett computeranimierten Hauptdarsteller getan.

Auch der erste durchgehend computergenerierte Film, „Toy Story“ aus dem Jahr 1995, geht indirekt auf Lucas‘ Konto: Das verantwortliche Studio Pixar begann ebenfalls als Teil seines Imperiums. 1986 hatte Apple-Gründer Steve Jobs die Firma gekauft – eigentlich nur, um Lucas eine dringend benötigte Finanzspritze zu geben. Eine weitere Erfolgsgeschichte war geboren, und heute sind Digitaltrickfilme aus der Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken.

Fanartikel

Noch ein Thema wurde vor „Star Wars“ von den Filmbossen sträflich vernachlässigt: Merchandise. Als Lucas sich statt einer höheren Gage die Lizenzrechte für seine Sternenkrieger sicherte, glaubte Fox, das bessere Geschäft gemacht zu haben. Doch sein Geschäftssinn betrog Lucas nicht: Er scheffelte mit „Star Wars“-Actionfiguren, T-Shirts und anderen Artikeln Millionen, und etablierte Merchandising nebenbei als wichtigen Geschäftszweig der Unterhaltungsindustrie.

Qualitätsstandard THX

Damit die Kinogänger die audiovisuelle Pracht von „Star Wars“ überall in angemessener Qualität genießen konnten, setzte Lucas gleich noch einen neuen Standard für Kinos: Für „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ etablierte er das Gütesiegel THX, das lange Zeit der Maßstab für Bild und Ton in Lichtspielhäusern auf der ganzen Welt war. Erst in letzter Zeit kommt THX etwas aus der Mode – die Cinemaxx-Kette spart sich etwa mittlerweile die Kosten für die Zertifizierung.

Der erste Marvel-Film

Die Superhelden aus der Comic-Schmiede Marvel feiern heute im Kino einen Erfolg nach dem anderen. Doch lange vor den X-Men, Spider-Man und Iron Man produzierte Lucas die erste abendfüllende Marvel-Verfilmung: 1986 brachte er seinen Lieblingscomic „Howard the Duck“ auf die Leinwand. Zugegebenermaßen kein guter Start für die Marke: Der Streifen wurde allerorts verrissen und war ein gewaltiger Flop. Lucas glaubte zunächst noch daran, dass der Film in späteren Jahren doch noch als Meisterwerk anerkannt werden würde. Wurde er nicht – „Howard the Duck“ gilt immer noch als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten.