CD-Tipp: Swans – To Be Kind

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CD-Tipp: Swans – To Be Kind

Seit 1982 erschaffen Swans Noise-Rock-Monster von verheerendem Ausmaß. Im besten Fall klingt das anstrengend und nach einem David-Lynch-Film, im schlimmsten Fall löst es Psychosen aus. Der Hype ist auf ihrer Seite.

Das plärrende Kleinkind soll wohl eine Warnung sein: Die New Yorker Swans haben erneut ein zweistündiges Noise-Rock-Monster erschaffen, das unerschrockene Musiknerds von Szenehipstern trennt. Die teilweise bis zu 30 Minuten langen Songs mit Texten wie „“No pain, no death, no fear, no hate, no time, no suffering, no touch, no loss, no end, no sins, no lust, no hurt, no hands to reach, no need no will“ und Klängen wie eine Liveübertragung direkt aus dem Höllenschlund sind bestenfalls anstrengend und können unter Umständen wahrscheinlich auch Psychosen auslösen.

Der Reiz und Erfolg der Noise-Avantgardisten, die schon seit 1982 ähnliche Monster erschaffen, liegt in ihrer Sperrigkeit. Seit ihrem 2012er-Werk „The Seer“ haben Swans auch noch einen unglaublichen Hype auf ihrer Seite, vermutlich ausgelöst durch ein allgemeines Psychedelic-Comeback. Diesmal haben die Amerikaner Gastsängerinnen auf die dunkle Seite geholt, darunter St. Vincent, Cold Specks und Little Annie. Von einer neuen Zugänglichkeit sollte der verschreckte Hörer aber nicht ausgehen. „To Be Kind“ klingt irre und krank, schamanisch und düster, Unheil bringend und angsteinflößend, apokalyptisch und schmerzvoll.

Die Swans machen auch diesmal Musik, die im besten Fall „nur“ nach einem David-Lynch-Film klingt – und zwar, als hätten der Zwerg von „Twin Peaks“ und Angelo Badalamenti beschlossen, Laura Palmer in einem Exorzismus-Ritual aus der Hölle wiederzubeleben. Zu dieser Art von gruselig-morbider Kunst braucht der Hörer eine Affinität, sonst wird er dem angsteinflößenden Chor aus Lach-Echos, Pferdegetrappel und Störgeräuschen kaum aushalten.

Um beim Filmvergleich zu bleiben: „Bring The Sun/ Toussaint L’Ouverture“ klingt, wie der „Natural Born Killers“-Szene mit den giftigen Schlangen in dem Indianer-Tipi entnommen. In jeder Hinsicht. Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass es auf diesem Album auch einen Funk-Moment und einige, etwas zugänglichere, Rockparts gibt. Aber auch die ändern nichts daran, dass dieses Album außerhalb der Musiknerdwelt als absolut unhörbar einzustufen ist. „To Be Kind“ ist damit immerhin der witzigste Albumtitel des Jahres.