CD-Tipp: Lykke Li – I Never Learn

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CD-Tipp: Lykke Li – I Never Learn

Dieser Sommer wird melancholisch: Nach dem Überhit "I Follow Rivers" setzt Lykke Li auf das genaue Gegenteil von Sommerhit. Ruhige Songs, in denen sie ihren Liebeskummer mit viel Pathos verarbeitet. Damit tritt die Schwedin allerdings auch mal ins Schmalznäpfchen.

Mit „I Follow Rivers“ hat Lykke Li 2011 ein kleines Wunder vollbracht: Ihr Ohrwurm, beziehungsweise der Remix davon, eroberte die Charts und Open Airs, Festivals und sogar das Oktoberfest und nahm den nächsten Sommer gleich noch mit. Dabei war und ist die Schwedin mehr Künstlerin als Charthit-Sternchen: Auf ihrem bekanntesten Promofoto hält sie sich High Heels als Geweih an den Kopf, anstatt auf ihnen zu stolzieren. Und auf ihrem aktuellen Albumcover erinnert sie ein bisschen an eine Lady Gaga der Düsternis. Kurz: Die 28-Jährige ist ziemlich schräg. Ihre Musik ist es bisweilen ebenso. Liebliche Stimme, schmissige Handclaps und seichte Melodien sind nicht gerade ihr Spezialgebiet.

Dass es mit dem Sommerhit trotzdem geklappt hat, ist daher ein kleines Mysterium. Das findet wohl auch Lykke Li, die auf ihrem neuen, dritten Album noch mehr Kratzbürstigkeit in der Stimme, mehr Lofi in der Aufnahme und mehr Ruhe in den Songs walten lässt. Um das Publikum muss sie ja nicht mehr buhlen, da lässt es sich nun super selbst verwirklichen. Dass dieser Selbstverwirklichung eine Trennung zugrunde liegt, dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass auf „I Never Learn“ mehr Balladen und Melancholie zu finden sind, als auf den beiden Alben davor.

Wenn eine Lykke Li Liebeskummer hat, sind Drama und Pathos Mittel zum Ausdruck – entsprechend dick trägt die Schwedin diesmal auf. Das erinnert sogar an Adele und tritt schon mal ins Schmalznäpfchen. Das dürfte die Massen aber wenig stören, solange sie keinen weiteren Sommerhit erwarten. Mit „I Never Learn“ bekommen sie ein schönes Sommeralbum für melancholische Nächte.