„Muppets Most Wanted“ – Diese Puppen lassen die Stars tanzen

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„Muppets Most Wanted“ – Diese Puppen lassen die Stars tanzen

Die Puppen kommen wieder ins Kino und lassen die Stars tanzen. Zahlreiche Gastauftritte von Hollywood-Größen unterstreichen den Status der Muppets. Jedoch ist einer leider nicht mehr dabei: "How I Met Your Mother"-Star Jason Segel lässt Kermit und Co. dieses Mal alleine und fehlt dem Film an allen Ecken und Enden.

„Never change a winning team“ lautet ein bekanntes Motto, um eine Erfolgsgeschichte weiterzuführen. Dies wäre auch im Fall der „Muppets“ das Beste gewesen, denn der hochgelobte und erfolgreiche Film aus dem Jahr 2011 hatte mit Jason Segel und James Bobin ein Duo, das wie geschaffen für die Puppentruppe schien. Während Bobin wie beim letzten Mal den Regieposten übernahm, hatte Segel wohl fürs Erste genug von Miss Piggy und Co. und stand für „Muppets Most Wanted“, der ab dem 1. Mai in den Kinos zu sehen ist, nicht mehr zur Verfügung.

Die Schwierigkeit, den „How I Met Your Mother“-Star zu ersetzen, war offenbar allen Beteiligten bewusst. Mit der selbstironischen Aussage, dass Fortsetzungen nie so gut sind wie das Original, erweckt der Einstieg bei den Betrachtern dann aber doch die Hoffnung, dass es Kermit und seinen Freunden gelingt, dieses alte, aber oft bestätigte Vorurteil zu widerlegen.

Ein Blick auf die Darsteller liest sich in dieser Hinsicht ebenfalls sehr vielversprechend: Tina Fey (43) hat bereits bei „Saturday Night Live“ und als Schöpferin der Comedy-Serie „30 Rock“ ihren Humor unter Beweis gestellt. Auch Ty Burrell (46), der in „Modern Family“ den Familienvater Phil Dunphy zauberhaft amüsant verkörpert, ist für seine lustige Art bekannt. Und schließlich Ricky Gervais (52), der als Miterfinder der Serie „The Office“, auf der die erfolgreiche deutsche Umsetzung „Stromberg“ basiert, Kultstatus genießt.

Während Ty Burrell genau die richtige Mischung aus charmantem, aber doch tollpatschigem französischen Interpol-Agenten gefunden hat, wirkt Tina Fey als russische Gefängniswärterin in den sich häufenden und grellen Musikeinlagen selbst für ihre Verhältnisse etwas zu überdreht. Bei Ricky Gervais, der seine Rolle als schmieriger Manager Dominic Bösewicht überzeugend umsetzt, wünscht man sich aber vergeblich mehr von dem Humor des britischen Komikers. Dennoch kann man den charmanten Darstellern keine größeren Vorwürfe machen.

Der Schwachpunkt liegt eher bei der sehr profanen Story: „Muppets Most Wanted“ schließt direkt an den Vorgänger an. Nach dem erfolgreichen Comeback der „Muppet-Show“ suchen die Puppen nach Möglichkeiten, um die erlangte Berühmtheit aufrechtzuerhalten. Hier tritt der zwielichtige Dominic Bösewicht auf, der die Muppets zu einer Europatour überreden kann. Zeitgleich bricht in Sibirien der gefährlichste Verbrecher der Welt, Constantine, aus einem Straflager aus.

Das Verblüffende an dem Übeltäter: Bis auf ein Muttermal im Gesicht gleicht er dem Muppets-Chef. Mit der Hilfe von Dominic gelingt es dem bösen Frosch, mit Kermit die Rollen zu tauschen. So wird der Anführer der „Muppets“ in den russischen Gulag gebracht und Constantine führt nun die Puppen-Bande an. Während für den liebenswerten grünen Gesellen damit eine Leidenszeit in dem sibirischen Gefängnis beginnt, nutzt sein verbrecherisches Ebenbild seine neue Identität, um einen Raubzug durch Europa zu starten.

Nicht nur, dass es dieses Verwechslungsschema schon unzählige Male gegeben hat. Dem Film gelingt es einfach nicht, die Möglichkeiten, die sich aus der Story ergeben, zu nutzen. Zu vorhersehbar wirkt der Krimiplot, auf den sich „Muppets Most Wanted“ konzentriert. Es passiert selten etwas Überraschendes, weshalb kaum Spannung aufkommen mag. Auch das zweite Thema, die Freundschaft zwischen Kermit und seinen Kameraden, überzeugt wenig. Viel zu beiläufig werden die Beziehungen zwischen den Freunden behandelt. Generell geraten bei „Most Wanted“ die Figuren zu sehr in den Hintergrund und werden nur oberflächlich angeschnitten. Daher fehlt es der Geschichte an Herz und Gefühlen, die sie dringend benötigt hätte.

Die wirklich amüsanten Passagen ergeben sich meist durch die zahlreichen Starauftritte: Ob Til Schweiger als Berliner Polizist, Christoph Wal(t)zertänzer oder Céline Dion im Duett mit Miss Piggy: Immer wenn ein Hauch von Selbstironie aufblitzt, glänzt der Film und bietet genau das, was man sich erhofft hatte. Dies wird vor allem durch das russische Knasttrio, gespielt von Jermaine Clement, Ray Liotta und Danny Trejo, ersichtlich. Gerade die unbekümmerten Auftritte im Gefängnisballett von Liotta und Trejo, die für härtere Genres bekannt sind, stellen die Glanzpunkte des Films dar. Es wäre dem Film zugute gekommen, hätte man dieses Konzept konsequenter verfolgt.

Trotz der Schwächen der Story und dem stärkeren Vorgänger bleibt „Muppets Most Wanted“ eine durchaus gelungene Verfilmung der legendären Puppen-Show, die durch schrägen und rasanten Slapstick und viel Selbstironie gefällt. Vor allem gelingt es den „Muppets“ nach fast vier Jahrzehnten noch immer, die Kinderherzen auf der ganzen Welt zu verzaubern. Denn während die Vielzahl an bunten und verrückten Musikeinlagen für die älteren Kinobesucher eine Geduldsprobe darstellen mag, wird das jüngere Publikum nach wie vor davon begeistert sein.