CD-Tipp: Damon Albarn – Everyday Robots

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CD-Tipp: Damon Albarn – Everyday Robots

Nach Blur, den Gorillaz und der Supergroup The Good, The Bad & The Queen bringt Britpop-Genie Damon Albarn sein erstes Soloalbum heraus: "Everyday Robots" ist eine entschleunigte, intime, introvertierte Platte geworden, die den Genius-Status des Damon Albarn eindrucksvoll unterstreicht.

Wie sich die Welt wohl ohne Damon Albarn anhören würde? Der heute 46-Jährige hat mit Blur den Britpop erfunden, mit den Gorillaz die erfolgreichste virtuelle Band der Welt erschaffen und mit der Supergroup The Good The Bad And The Queen Mitglieder von The Clash, The Verve und Gnarls Barkley in ein Studio bekommen. Es ist also sehr schwer vorstellbar, wo wir heute ohne Albarn wären.

Den Jahrzehnte währenden Krieg des Britpop mit Oasis hat der Londoner mittlerweile für sich entschieden. Nachdem Oasis an ihrem Bruderzwist zerbrochen sind, haben Albarns Alben immer Kritiker und Verkaufszahlen auf ihrer Seite. Nun wagt Albarn endlich die Königsdisziplin: das Solodebüt. Das Cover sagt eigentlich schon alles: Albarn ganz alleine. „Everyday Robots“ ist, man erwartet mittlerweile ja nichts anderes mehr, natürlich qualitativ hochwertig. Um die Möglichkeit zu nutzen, Albarn als seine eigene Referenz heranzuziehen: Es klingt am meisten nach seinem Supergroup-Projekt The Good, The Bad & The Queen.

Vor allem aber klingt es nach einem der talentiertesten Songwriter unserer Zeit, der zu hundert Prozent bei sich angekommen ist. Albarn hetzt seine Musik nicht, er entschleunigt sie, lässt elektronische Beats und Computer-Knistern mit akustischer Gitarre oder perlendem Piano tanzen. Der Gospelchor in „Mr. Tembo“ (ein Song für einen verwaisten Baby-Elefanten) oder die Handclaps und Brian Eno im gut aufgelegtem Schlusssong „Heavy Seas Of Love“ sind die Ausnahme.

Meistens ist „Everyday Robots“ höchst introvertiert, ruhig, nachdenklich, auch ein bisschen traurig. Immerhin ist es das erste Album in Albarns Karriere, auf dem sein eigener Name steht und nicht der einer Band. Albarn hat sich dafür viel mit seiner Vergangenheit beschäftigt, abfahrende U-Bahnen aus seinem Ort oder seine alte Schulglocke aufgenommen. Höhepunkt dieses Albums ist aber „You & Me“ – in dem er sieben Minuten lang seine Heroinabhängigkeit in den Neunzigern aufs Eindringlichste besingt. Intimer geht es wirklich nicht.