Fahri Yardim: „Liebe ist das Kind der Freiheit“

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Fahri Yardim: „Liebe ist das Kind der Freiheit“

Eine Spy-App ist in der Kinokomödie "Irre sind männlich" Fluch und Segen zugleich. Für einen der Hauptdarsteller, Fahri Yardim, den viele Zuschauer auch als Til Schweigers "Tatort"-Kollegen kennen, gibt es dagegen nur eines zu dieser Anwendung zu sagen. Was das ist, hat er im Interview verraten.

Spätestens seit seiner Rolle in der actionreichen vierteiligen „Tatort“-Mini-Reihe von Til Schweiger (50) ist Fahri Yardim („Wer’s glaubt wird selig“), der darin den Tschiller-Vertrauten und IT-Spezialisten KHK Yalcin Gümer spielt, ein gefragter Schauspieler. Vor allem seine weiblichen Fans werden großen Gefallen an der neuen Kinokomödie „Irre sind männlich“ (Kinostart: 24.4.) finden, in der Yardim den zumindest in Liebesdingen alles andere als coolen Daniel gibt.

Wie cool der 1980 in Hamburg geborene Schauspieler selbst in Beziehungsfragen ist, gibt er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news nicht preis. Warum er sein Privatleben lieber schützt, hat er aber gern erklärt – und was er theoretisch von Eifersucht, Spy Apps und dergleichen hält, auch.

Was halten Sie von Spionage-Software?

Fahri Yardim: Eifersucht und der Versuch, Liebe zu kontrollieren, sind zum Scheitern verurteilt. Denn Liebe ist das Kind der Freiheit und sie gedeiht nur da. Alle, die das mit Abhängigkeit verwechseln, haben zu viele Pop-Songs gehört, in denen es sinngemäß darum geht: „Du bist die Luft, die ich zum Atmen brauche…“ Den Partner zu etwas hochzustilisieren, das man braucht, ist das Schlimmste, was man in einer Beziehung machen kann. Eifersucht und Kontrolle sind Indikatoren dafür, dass man an sich arbeiten sollte, um ein besserer Partner zu werden. Angst und Misstrauen haben nichts mit Liebe zu tun – und eine Spy-App erst recht nicht.

Was unterschiedet die beiden Hauptfiguren Daniel (Yardim) und Thomas (Milan Peschel) denn am meisten?

Yardim: Thomas ist eine selbstbewusste Sexbombe, während Daniel unterentwickelt ist und sich nicht so richtig traut, Verantwortung zu übernehmen. Er lässt sich noch herumschubsen und wird bevormundet von der Mutter und der Freundin (Josefine Preuß). Da ist Thomas schon weiter, wenngleich auch nicht gesünder. Beide scheitern zum Glück an ihrer Strategie und haben am Ende ein bisschen was gelernt, auch weil sie zwei Frauen gefunden haben, die sie nehmen, wie sie sind.

Oder weil sie zwei Frauen gefunden haben, die jeweils das gleiche Problem haben wie sie selbst.

Yardim: Stimmt. Weil sie jeweils das gleiche Problem haben, können sie sich einfacher verstehen. Das Problem bildet eher die Grundlage für ein „Gleich und Gleich gesellt sich gern“.

Wie passt das dann aber mit Ihrem Plädoyer gegen die Eifersucht zusammen?

Yardim: Gäbe es eine Fortsetzung, würden diese Beziehungen vielleicht auch scheitern. Es kommt darauf an, ob sich die Paare trauen, sich ihren Ängsten dauerhaft zu stellen. Erstmal ist es aber wahrscheinlich schön, jemanden gefunden zu haben, der einen versteht. Um etwas ändern zu können, muss man es ja auch erst einmal annehmen.

Wie wichtig ist es Ihnen, Ihr Privatleben zu schützen?

Yardim: Sehr wichtig! Natürlich schmeichelt es mir, dass sich andere dafür interessieren. Indem ich aber diesen privaten Raum schütze, schütze ich mich auch selbst davor, mich einer Entfremdung hinzugeben und schlussendlich vielleicht abzuheben. Ich denke, die Öffentlichkeit ist der schlechteste Ort für Selbstfindungsprozesse.

Eine wichtige Regel in allen Therapie-Runden lautet: Wir geben nichts nach außen. Sie haben jetzt aber einen Film darüber gemacht und gehen mit der Kamera mitten hinein.

Yardim: Genau das ist doch das Reizvolle an dem Film. Denn wann dürfen wir schon mal dabei zusehen, wie jemand stellvertretend sein „schlaffes Glied wieder aufrichtet“. Sowas geht nur im Film, das ist der Vorzug des Fiktionalen.

Könnte es sein, dass Therapeuten das nicht witzig finden?

Yardim: Ich glaube nicht, denn die Überhöhung ist ja offensichtlich. Wer das nicht abstrahieren kann, ist vielleicht auch ein schlechter Therapeut. Außerdem, unbewusst erleben Daniel und Thomas ja tatsächlich eine Art Therapie, obwohl sie das System anfangs eigentlich nur ausnutzen wollen. Unsere Botschaft lautet also eher: Therapie hilft!

Wie war die Zusammenarbeit mit Milan Peschel?

Yardim: Wenn ich in seine Rehaugen schaue, werde ich schwach… Ein großartiger Schauspieler und warmherziger Mensch! Toll fand ich aber auch diese ungewöhnliche Rollenverteilung. Kurz gab es mal die Überlegung, die Rollen andersherum zu besetzen. So wie wir es jetzt gemacht haben, musste ich nach dem schnackenden „Tatort“-Kommissar und dem finsteren Feigling im „Medicus“ meine melancholische Seite aktivieren. Das ist ein Bruch mit dem, was ich von meinen bisherigen Rollen kenne und insofern sehr spannend für einen Schauspieler.

In welcher Rolle fühlen Sie sich besonders wohl?

Yardim: Der „Tatort“-Kommissar geht mir sicher leichter von der Hand. Das liegt aber auch daran, dass die Reihe in Hamburg spielt und ich dort auch sozialisiert wurde. Für diese Rolle war mein Leben quasi die Schauspielausbildung. Die größere Herausforderung ist aber natürlich, Dinge in sich zu erkennen, die man vorher noch nicht kannte und daraus Leben zu formen.