„Slow Fashion“: Nachhaltige Mode ist in!

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„Slow Fashion“: Nachhaltige Mode ist in!

Seit einigen Jahren schon wird in der Modewelt über Ausbeutung, Billig-Klamotten und umweltschädliche Produktion diskutiert. Als Antwort fallen oft Schlagwörter wie Nachhaltigkeit oder Fair Trade. Sie versprechen Mode fürs gute Gewissen. Wie funktioniert Nachhaltigkeit in der Mode?

„Fast Fashion“ und „Slow Fashion“ – diese zwei Begriffe beherrschen derzeit die Modewelt. Der eine beschreibt den Trend zum Trend: Immer neue Teile für wenig Geld kaufen, jeden Trend mitmachen. Der zweite ist die Antwort darauf: nachhaltige, bewusste Mode mit fairen Produktionsbedingungen für Arbeiter und Umwelt. Hierunter fallen auch Fair-Trade- oder Secondhand-Klamotten. Im Dschungel der Angebote ist es aber manchmal gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten.

Das neue Bewusstsein für Mode und Stoffe hat vor allem einen großen Trend hervorgebracht: Fair Trade. Labels und Designer schmücken sich mit diesem schönen Mode-Wort, um Teil der neuen Nachhaltigkeit zu sein. Fair-Trade-Produkte sollen in erster Linie den Erzeugern ein sicheres Einkommen und faire Arbeitsbedingungen garantieren. Laut einer Studie des „Zukunfts-Instituts“ ist Fair Trade der neue Super-Trend und Teil eines moralischen Konsums.

Immer mehr Modemarken garantieren fairen Handel und umweltfreundliche, nachhaltige Mode. Genau nachprüfen kann man die Herstellung der Teile meist nicht. Auf Mode-Blogs oder direkt auf den Seiten der Labels kann man sich aber informieren. Es gibt auch Siegel oder Zertifikate für Produkte, um den Fair-Trade-Hintergrund sichtbar zu machen. Das bekannteste ist sicherlich das blau-grüne „Fairtrade Deutschland“-Siegel von „TransFair“. Die Nichtregierungsorganisation hat sich einige Stars und Sternchen als prominente Unterstützer an Bord geholt, unter anderem die Sportfreunde Stiller („New York, Rio, Rosenheim“). Sie setzen sich für bessere Bedingungen in der Fußball- und Textilindustrie ein.

Stoffe sollten jetzt vor allen Dingen bio oder öko sein. Was früher für Gemüse galt, steht heute auf dem Etikett von Hosen oder Leggins. Bio-Baumwolle: Das ruft die Umweltschützer unter uns auf den Plan. Der Anbau unterliegt speziellen ökologischen Richtlinien. Zum Beispiel dürfen keine chemischen Pestizide oder Düngemittel an die Pflanzen. Das hat wiederum einen geringeren Einfluss auf Natur und Umwelt und erfreut somit alle Pflanzenliebhaber.

Dass die Mode dann auch „öko“ aussieht, ist heute nur noch ein Vorurteil. Die schicksten Kleider gibt es mittlerweile mit Fair-Trade- oder Bio-Siegel zu kaufen. Trend-bewusst und trotzdem fair – die Kombination macht’s! Das weiß zum Beispiel auch Karoline Herfurth (29, „Fack ju Göthe“). Auch sie ist Fair-Trade-Unterstützerin: „Ich liebe Mode. Und ich habe entdeckt, dass Mode und Fairtrade kein Widerspruch ist“, so heißt es auf der „Fairtrade Deutschland“-Seite.

Bei den Verbrauchern haben sich nicht nur die Ansprüche an die Produktion, sondern auch das Kaufverhalten an sich verändert. Nachhaltigkeit in der Mode bedeutet nicht nur bessere Arbeitsbedingungen oder Bio-Baumwolle. Es geht auch um den persönlichen Umgang mit Mode. Weg von der „Fast-Fashion“ geht der Trend zurück zum Lieblingsstück. Modetheoretikerin Barbara Vinken („Angezogen. Das Geheimnis der Mode“) ist sich sicher, dass diese Trendwende nun auch im Bereich Mode kommt, wie sie „Zeit-Campus“ erzählte. „Das Lieblingsstück kommt wieder, das man lange trägt. Es gibt den Vintage-Trend.“ Das Bewusstsein, dass eine Jeans für 25 Euro „nicht sein kann“, wachse. Deshalb seien viele Menschen wieder bereit, mehr Geld für Kleidung auszugeben, so Vinken.

Ähnlich verhält es sich auch mit Trends wie Secondhand: Was lange als schmuddelig galt, ist bei Trend-Settern nicht mehr wegzudenken. Stylische Vintage-Teile oder Schnäppchen von Flohmärkten sind nicht nur in, sondern auch Teil von „Slow-Fashion“. Momentan besonders angesagt sind sogenannte Tausch-Partys. Es klingt skurril, wenn sich Frauen mit Bergen von Klamotten treffen, um diese zu tauschen – es schont aber den Geldbeutel und die Umwelt. Das funktioniert auch im Internet: In den letzten Jahren sind unzählige Tausch- oder Flohmarkt-Seiten und -Apps aufgetaucht, die dem unbändigen Konsum den Kampf angesagt haben. Alte Teile neu in Szene gesetzt – das macht den Fashionistas jetzt Spaß.