Der libertäre Anarchist zwischen Genie und Rausch: Yves Saint Laurent

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Der libertäre Anarchist zwischen Genie und Rausch: Yves Saint Laurent

Die Mode-Marke Yves Saint Laurent steht für Revolution, Eleganz und Emanzipation. Der Mensch hinter dem Design war schüchtern, sensibel und depressiv. Nun kommt das Biopic "Yves Saint Laurent" in die deutschen Kinos. Doch wer war der talentierte Modeschöpfer aus Paris wirklich? spot on news bereitet Sie auf den Film vor.

Das Osterwochenende liefert spannenden Film-Stoff für Mode-Fans: Denn am heutigen Donnerstag kommt das Biopic „Yves Saint Laurent“ in die deutschen Kinos. Futter für mindestens einen Film hat das Leben des 2008 verstorbenen Designer-Genies zweifelsohne geliefert. Und so konzentriert sich Filmemacher Jalil Lespert auch auf die Liaison zwischen Saint Laurent und seinem langjährigen Freund Pierre Bergé. Damit Sie im Kino die gesamte Geschichte im Hinterkopf haben, stellt spot on news die wichtigsten Eckdaten zu Yves Saint Laurents Biografie zusammen:

Denn dessen Karriere begann lange vor dem Zusammentreffen mit Bergé: Mit gerade mal 21 Jahren wird Saint Laurent zum Art Director des Pariser Modehauses Dior ernannt. 1960 folgt ein Schicksalsschlag. Saint Laurent wird zum Militärdienst in seine Heimat Algerien berufen. Noch vor der Abreise erleidet er einen Nervenzusammenbruch und wird in die Psychiatrie eingeliefert. Dort wird er unter anderem mit Drogen behandelt. Die Folge ist eine lebenslange Abhängigkeit – und die Kündigung bei Dior, die sich zum Glücksfall entwickelt. Der Designer gründet zusammen mit seinem Lebenspartner Pierre Bergé (83) das Modelabel „Yves Saint Laurent“.

Der schüchterne junge Mann erfindet den Hosenanzug für die Frau. Er trifft damit den Nerv der Zeit und liefert der Frauenbewegung der 1960er Jahre ein Symbol der Emanzipation. Sämtliche seiner Kollektionen rufen skandalöse Empörung hervor. Saint Laurent kombiniert Farben, die man zu dieser Zeit nicht kombiniert, zeigt schwarze Models auf dem Laufsteg und befreit die Frau von der Wespentaille. Er selbst sagte darüber: „Ich weiß, dass ich die Mode vorangebracht habe und den Frauen ein bisher verbotenes Universum geöffnet habe.“

Doch so talentiert der Modeschöpfer auch gewesen sein mag, sein Leben ist ein Balanceakt. Er erleidet Nervenzusammenbrüche, durchlebt Angstzustände und Phasen manischer Depression. Saint Laurent flüchtet sich in den Alkohol- und Drogenmissbrauch. Er sei nur glücklich gewesen, wenn die fertige Kollektion präsentiert wurde. „Dazwischen hatte er viele Tiefen und ein paar Höhen“, brachte Pierre Bergé das Seelenleben seines langjährigen Partners jüngst in einem Interview mit dem österreichischen „Standard“ auf den Punkt.

Glaubt man Saint Laurents bester Freundin und Muse Betty Catroux, war die Schüchternheit des Designers seine Art, andere Menschen in den Bann zu schlagen. „Er hatte einen unglaublichen Charme. Und erst mal sah er wunderschön aus. Er war intelligent und hatte großen Humor“, sagte das ehemalige Model dem Magazin „ICON“ über Saint Laurent. Die beiden trafen sich zum ersten Mal in einem Pariser Nachtclub und gingen von da an durch dick und dünn – manchmal sehr zum Leidwesen von Pierre Bergé.

Bergé, den Saint Laurent bereits am Anfang seiner Karriere kennen lernte, war zeitlebens der Beschützer und die bessere, vernünftigere Hälfte des Modedesigners. Über die Beziehung sagte Bergé folgendes: „Ich bin der wichtigste Mensch in Yves Leben. Ob es daran liegt, dass er mich liebt, oder daran, dass er mich braucht, ich weiß es nicht.“ Saint Laurent sei ein libertärer Anarchist gewesen, der der Gesellschaft Bomben vor die Füße warf.