CD-Tipp: Ben Watt – Hendra

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CD-Tipp: Ben Watt – Hendra

Dreißig Jahre hat sich der Engländer Ben Watt für sein zweites Soloalbum Zeit gelassen. Dafür hat er nun eine tiefere Stimme und unerwartete Glücksmomente im Gepäck.

Mit „Hendra“ hatte wirklich niemand gerechnet. Dreißig Jahre nach seinem Debütalbum als Singer/Songwriter hatte man Ben Watt vielleicht noch als Hälfte von Everything But The Girl auf dem Schirm – auf einen Nachfolger des 1983 erschienenen „North Marine Drive“ spekulierte aber niemand mehr. Als Überraschung des Frühlings steht „Hendra“ nun doch auf dem Plan und damit erst mal die Frage: Was soll „Hendra“ eigentlich sein? Es ist ein alter südenglischer Ausdruck für „Heimat“.

Passt zur Stimmung: Dieses Album möchte man in einem Schaukelstuhl sitzend und mit einer Tasse Tee in der Hand in aller Ruhe hören. Sollte man auch. Mit einer Besinnlichkeit, auf die selbst die Weihnachtsengel neidisch werden, spaziert Watt durch dieses Album, das eigentlich im Winter hätte herauskommen müssen. Der Musiker, Labelbesitzer, DJ und Clubbetreiber belohnt den geduldigen Hörer mit Momenten des Glücks, die sich unverhofft aus den simplen Songwriter-Perlen schälen.

Dreißig Jahre zu warten, bevor man ein neues Album aufnimmt, hat auch Vorteile – zum Beispiel eine ganz neue Stimme, mit der man gar nicht mehr gerechnet hätte. „Früher mochte ich sie nicht. Als ich nun diese Lieder schrieb, stellte ich fest, dass sich meine Stimme verändert hatte. Sie war tiefer geworden, schien mehr Raum zu haben. Ich habe beim Singen mehr Gefühl gespürt, was sehr wichtig ist. Nacht für Nacht ging ich nun hinunter in mein Studio, sang einfach und versuchte mich selbst zu mögen.“ Mittlerweile dürfte er sich lieben gelernt haben.