CD-Tipp: Jan Delay – Hammer Und Michel

Magazin

CD-Tipp: Jan Delay – Hammer Und Michel

Auf seinem neuesten Album flirtet der ehemalige Hip-Hopper Jan Delay halbherzig mit dem Rock. Aber ein paar Gitarren machen noch kein Rockalbum - "Hammer Und Michel" wird die Charts trotzdem aufmischen.

Jan Delay hat keine Angst vor gar nichts: vom Hip-Hop zu Nena, vom Soulman zum neuen Lindenberg. Egal, welche Bühne er entern wollte, er eroberte sie mit Ohrwurmmelodien und einem ganz eigenen Style. Delay kann ganze Familien mit Hits ausstatten, egal, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind.

Zuletzt kündigte der Hamburger an, nun den Rock-Olymp besteigen zu wollen und spazierte zur Einstimmung im schneeweißen Anzug über das Metalfestival „Wacken“. Womit wir bereits beim Punkt wären: Der Anzug blieb weiß. Der Soul bleibt, der Funk bleibt, die famose Band Disko No. 1 bleibt – nur ein paar E-Gitarren sind neu. Doch die machen noch lange kein Rockalbum, was Delay klar sein dürfte. Vielleicht war diese Rock-Ankündigung nur ein Spaß, reine Provokation, damit Delay selbst etwas zu lachen hat, wenn sich die Feuilletons nun darüber aufregen, dass er ja so gar nicht rebellisch ist. Man hofft es jedenfalls. De Facto begnügt sich Herr Eißfeldt damit, ein paar Bläsereinsätze gegen breitbeinige Gitarren-Riffs zu tauschen.

Im Grunde also alles wie zu „Mercedes Dance“-Zeiten, nur mit ein paar mehr Gitarren – und einem merkwürdigen Beigeschmack. Waren die „Klar“ und „Feuer“ noch klar und mit Feuer, wirken „Liebe“ und „St Pauli“ wie die Verbindung ihrer Titel: Kalkuliert wie bezahlte Liebe. Die pseudorebellische „Ich geb nen Fick“-Pose, auf die er auf dieser Platte hinarbeitet, wirkt langsam auch auf Sympathisanten befremdlich. So richtig rockig, chaotisch und dreckig will es der 38-Jährige doch sowieso nicht. Zumindest auf der Bühne wird der Rockeinfluss der neuen Songs jedenfalls nicht weiter auffallen – was die meisten Fans auch freuen dürfte.