„Sabotage“: Arnies neue Gewaltorgie

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„Sabotage“: Arnies neue Gewaltorgie

Der Bizeps ist angespannt, Fäuste sorgen für irreparable Schäden, das Blut spritzt - doch eines fehlt: die coolen Sprüche. Arnie is back - zum x-ten Mal. Ob sein neuer Film "Sabotage" jedoch seine darnieder liegende Filmkarriere wiederbelebt, ist zweifelhaft.

Arnold Schwarzenegger – einst war dieser Name ein Markenzeichen, er stand für Filme wie „Terminator“, „City Hai“, „True Lies“. Mit Arnold Schwarzenegger heute verbindet man „The Last Stand“, „Escape Plan“ und jetzt eben „Sabotage“. Fakt ist: In Arnies Filmen ging es noch nie um Subtiles und geschliffene Dialoge, doch zumindest war ein Schuss Selbstironie im Spiel. Diese geht „Sabotage“ jedoch völlig ab. Zudem entsteht der Eindruck, dass dieser Mangel durch viel und deutlich dargestellte Gewalt ausgeglichen werden soll – was nicht funktionieren kann.

Zur Geschichte: John „Breacher“ Wharton (Arnold Schwarzenegger) führt eine besonders martialische Sondereinsatzgruppe der US-amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA. Die Truppe wirkt nicht wie eine Exekutiv-Einheit einer staatlichen Behörde, sondern eher wie eine Gang, deren Capo Wharton ist – Patriarch und Kumpel zugleich. Doch das Drogengeschäft ist kein Spiel, das erfährt der Zuschauer, wenn es er denn nicht schon weiß, gleich beim ersten gezeigten Einsatz der Wharton-Truppe. Das dabei nicht alles ganz koscher ist, wird ebenfalls schnell klar.

Drogengeld, das eigentlich vernichtet werden sollte, will die DEA-Gang für sich abzweigen. Doch der Plan geht schief, die Beute ist weg. Wer hat sie sich geschnappt? Übersteht die wilde Elite-Einsatztruppe die interne Untersuchung der Behörde? Und vor allem: Wer bringt nach und nach die Mitglieder von Whartons Team um?

Die entscheidende Frage des Films ist also, wer hinter dem systematischen Töten der Crewmitglieder von Breachers Mini-Armee steht. Die Drogen-Kartelle oder ein Verräter aus der Truppe? Leider lässt der Titel des Streifens erahnen, wer dafür verantwortlich ist. Zudem gibt der Storyverlauf zu schnell die Lösung vor. Warum die systematische Liquidierung allerdings so dermaßen brutal verläuft, erschließt sich dem Zuschauer auch nach 109 Minuten nicht.

Ohne Frage ist das Siegel FSK 18 gerechtfertigt – zu viel Gewalt wird gezeigt, zu deutlich das Töten an sich, zu sinnlos – wenn man bei Gewalt überhaupt von Sinnhaftigkeit schreiben darf – wird sie dem Zuschauer dargeboten. Auch die schauspielerischen Leistungen werden nicht dafür sorgen, dass man den Film in besonderer Erinnerung behält. Schwarzenegger spielt, was er kann. Und das ist schauspieltechnisch nicht wirklich erwähnenswert. Whartons Team aus James „Monster“ Murray (Sam Worthington), Julius „Sugar“ Edmons (Terrence Howard), Joe „Grinder“ Phillips (Joe Manganiello), Eddie „Neck“ Jordan (Josh Holloway), Tom „Pyro“ Roberts (Max Martini) fällt ebenfalls nicht weiter auf.

Allein das einzig weibliche Mitglied des Teams, Lizzy Murry (Mireille Enos), ragt hervor. Wenn auch nur aufgrund der extremen Darstellung der Figur. Drehbuchautor David Ayer, der sich auch für die Regie verantwortlich zeichnet, hebt Lizzy hervor, indem er sie als wildestes Mitglied des Teams erscheinen lässt. Drogen, Sex, Gewalt – dafür steht in diesem Streifen Mireille Enos. Ihren emotionalen Gegenpart stellt Olivia Williams dar, die die Polizisten Caroline Brentwood spielt. Die es, welch Wunder, schafft, das Herz von Breacher zu gewinnen. Wenn auch nur für eine Nacht. Und auch nicht zu ihrem Vorteil.

Wharton, und das ist die eigentliche Geschichte des Films, agiert aus nur einem Grund scheinbar so besonnen: Um noch konsequenter und brutaler Rache nehmen zu können. Dieses Motiv kennen wir schon aus Schwarzeneggers Film „Collateral Damage“ aus dem jahr 2002. Dass sich auch die Verbrecherjäger nicht selten in Verbrechen verstricken, ist nichts Neues. Zu den gelungeneren Seiten des Films gehört dieser Aspekt dennoch. Denn der Alltag der Sondereinheit hat nicht Glamouröses, die Mitglieder des Teams leben zum Teil in Trailern und sind im Alltag gescheiterte Existenzen.

Ayer hat bewiesen, dass er gerne den Fokus auf den Alltag von Polizisten legt. Als Drehbuchschreiber von „Training Day“ meisterhaft, in „S.W.A.T“ zufriedenstellend. Doch leider kommt er darüber in „Sabotage“ nicht hinaus. So unausgegoren die Arbeit des Regisseurs, so auch die Rolle von Schwarzenegger.