Heisskalt: „Wir hustlen uns irgendwie so durch“

Magazin

Heisskalt: „Wir hustlen uns irgendwie so durch“

In der Bandgeschichte von Heisskalt wirkt einiges nebulös: Die Newcomer aus dem Schwäbischen wissen weder genau, wie sich ihr eigenwilliger Sound entwickelt hat, noch woher eigentlich ihr Bandname kommt. Ansonsten stricken die Musiker aber sehr zielstrebig an ihrer Karriere.

Die Schwaben Heisskalt wollen nach zwei EPs mit ihrem ersten Album „Vom Stehen und Fallen“ richtig durchstarten. Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht: Das Debüt wartet mit einer interessanten Mischung aus krachigem Indie-Rock mit Hardcore-Schlagseite, eingängigem Songwriting und nachdenklichen, deutschsprachigen Texten auf. Heisskalt haben außerdem mit Chimperator – sonst für Hip-Hop-Acts wie Cro bekannt – ein aufstrebendes Label im Rücken und beackern fleißig die deutschen Clubs und Festivals. Auch die ersten Konzerttermine zum neuen Album haben sie bereits abgehakt. Im April folgt dann der große Block der Tour, auf den die Jungs sich schon „krass freuen“, wie Sänger und Gitarrist Mathias Bloech der Nachrichtenagentur spot on news erzählt.

Heisskalt sind im Grunde genommen aus zwei Bands entstanden: Bloech und Schlagzeuger Marius Bommann haben in den mittlerweile aufgelösten On Top Of The Avalanche gespielt, deren Stil Bloech mit „Post-Hardcore-Gefrickel“ umschreibt. Bassist Lucas Mayer und Gitarrist Philipp Koch sind auch weiterhin bei den ähnlich gelagerten Big Spin aktiv. Die Musiker lernten sich durch gemeinsame Konzerte kennen, „und irgendwann haben sich die Bands so ein bisschen zerschlagen weil Leute studiert haben oder ins Ausland gegangen sind, und da waren quasi wir vier übrig“, berichtet Bloech.

Der spätere Heisskalt-Frontmann hatte zu dieser Zeit ohnehin seine ersten deutschsprachigen Songs geschrieben – „ich weiß auch nicht genau, wie das zustande gekommen ist“, meint er zu diesem Experiment – und wollte „probieren, wie das so als Band klingt.“ Und schon war die neue Combo geboren: „Dann haben wir angefangen, Musik zu machen, und seitdem damit nicht mehr aufgehört.“ Ähnlich spontan muss es zur Namensgebung gekommen sein – wo genau der Name „Heisskalt“ herkam, wissen die Jungs allerdings „auch nicht mehr so genau“, meint Bloech. „Der stand irgendwann im Raum, und dann haben wir irgendwie den Moment verpasst, in dem wir hätten sagen können: ‚Warte mal kurz, ist das wirklich cool?‘ Und dann hatten wir den“, erinnert er sich.

Ein wichtiger Einfluss für Heisskalt seien seit jeher amerikanische Post-Hardcore- und Emo-Bands wie Underoath, Norma Jean und Thrice, auch wenn sich die Musiker nicht wirklich der entsprechenden Szene zuordnen würden: „Wir haben halt immer diese Musik am krassesten gefeiert, das war immer so unser Steckenpferd, auf das wir uns alle musikalisch einigen konnten“, erklärt Bloech. „Wir haben aber auch immer schon ganz viel Musik drum herum gehört, waren immer und sind immer noch ganz offen, was andere Musikstile angeht.“

„Wahrscheinlich“ resultiere der Sound von Heisskalt aus der „Mischung aus diesen Wurzeln und unserer Liebe zu guter Popmusik“, meint Bloech. „Vielleicht versuchen wir, das irgendwie zu verbinden, aber so genau erklären kann ich das auch nicht“, sagt der Sänger. „Es kommt so aus uns raus, wir machen uns da gar nicht so viele Gedanken darüber.“ In seinen Texten gehe es „viel um zwischenmenschliche Sachen, die ich so beobachte: wie Leute miteinander umgehen, wie Leute mit sich selbst oder mit ihrem Leben umgehen, oder wie ich mit Sachen umgehe“, erzählt Bloech. „Dazu versuche ich mir dann, Gedanken zu machen. Ich bin nicht so der Ratschlag-Typ, ich referiere einfach über Zustände.“

Die Labelfindung lief ebenso spontan ab wie der Rest der Bandgeschichte: „Niko von Chimperator ist auf uns zugekommen, und hat gemeint, ‚ihr kommt doch auch aus Stuttgart, und wir haben hier ein Label, warum machen wir nicht was zusammen?'“, erzählt Bloech. Gleichzeitig habe sich auch Jan-Simon Wolff, mittlerweile der Manager von Heisskalt, mit Chimperator unterhalten: „irgendwie im Suff haben die dann beschlossen, hey, wir gründen jetzt ein Schwesterlabel, das sich so um Rock kümmert, weil Jan total Lust hatte auf sowas.“ Aus dieser Schnapsidee wurde dann das Sublabel Chimperator Department, und Heisskalt deren erstes Signing.

„Das war für uns ein sehr, sehr wichtiger Schritt, und ein sehr cooler Schritt“, erklärt Bloech. „Wir hätten auch zu einem Major gehen können, wollten das aber nicht, weil wir gemocht haben, was Neues auszuprobieren.“ Anders als bei einer großen Firma hätten sie mehr Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten. Heisskalt schätzen außerdem sehr, dass die Arbeit „für alle was Neues und Aufregendes“ ist, und auch auf Seiten des Labels noch keine Alltagsroutine eingekehrt sei: „So fahren alle, mit denen wir arbeiten, volles Risiko und stecken komplett mit drin, und das gibt einem tatsächlich auch eine gewisse Sicherheit.“

Heisskalt sei mittlerweile für die Musiker ein Fulltime-Job, nur Bassist Meyer verdiene als Grafikdesigner gelegentlich noch etwas dazu. Wirklich leben könne man von der Band allerdings auch noch nicht, „aber wir haben die Hoffnung, dass das in absehbarer Zukunft vielleicht mal der Fall ist“, meint Bloech. Bis dahin heißt es: „Wir hustlen uns irgendwie so durch.“