„The Return Of The First Avenger“: Captain America kehrt mit neuem Schwung zurück

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„The Return Of The First Avenger“: Captain America kehrt mit neuem Schwung zurück

Der Einstand von Captain America in "The First Avenger" gehörte nicht zu den Glanzmomenten eines Marvel-Helden auf der Leinwand. Die umfangreiche Kritik haben sich die Produzenzen zu Herzen genommen: Die Fortsetzung ist deutlich erwachsener und dadurch auch besser.

Viele Fans und Kritiker hielten den Einstand von Captain America im Jahr 2011 für das schwächste Solo-Abenteuer eines Avengers: Austauschbar, glatt, öde, haarsträubend – das waren die Begrifflichkeiten, die dem Vorzeige-Patrioten um die Ohren gehauen wurden. Auch bei Marvel schien man mit dem Film nicht glücklich gewesen sein, denn Regisseur Joe Johnston musste den Brüdern Joe und Anthony Russo weichen. Eine überraschende Wahl, waren die beiden doch bisher vor allem im Comedy-Genre zuhause. Der Mut hat sich bezahlt gemacht: „The Return Of The First Avenger“ ist deutlich stärker und ernsthafter als sein Vorgänger.

Der Film knüpft an die Geschehnisse in New York an, in denen Steve Rogers (Chris Evans) alias Captain America gemeinsam mit den Avengers einen Alien-Angriff zurückgeschlagen hat. Mittlerweile ist der Titelheld zurück in Washington und kämpft im Auftrag von Nick Fury (Samuel L. Jackson) und der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D gemeinsam mit Black Widow (Scarlett Johansson) erfolgreich in neuen Geheimoperationen. Nebenbei macht auch Rogers ganz private Mission große Fortschritte: Er ist dabei, sich an die moderne Welt zu gewöhnen, schließlich war er fast 70 Jahre eingefroren.

Doch die Ereignisse machen Rogers einen Strich durch die Rechnung: Plötzlich gerät Fury unter Beschuss und ein Netz von politischen Intrigen spannt sich um die S.H.I.E.L.D-Helden. Ausgerechnet ein alter Freund macht als professioneller Attentäter Jagd auf den Captain. Immerhin wird ihm neben Black Widow ein neuer Held zur Seite gestellt: In Falcon alias Sam Wilson (Anthony Mackie) findet er einen neuen Verbündeten.

Waren im ersten Teil noch die okkulten Nazi-Schergen der Superarmee HYDRA die Bösewichte, widmet sich der zweite Teil nun deutlich aktuelleren und realeren Problemen, schwingt sich dabei aber all zu oft in unangebrachte philosophische Höhen auf: Auf welche Mittel dürfen Staat und Militär zurückgreifen, um die Allgemeinheit zu schützen? Im konkreten Fall sieht ein Programm die Ermordung von Millionen von potentiell gefährlichen Menschen durch eine Super-Waffe vor, um die restlichen Erdenbürger vor ihnen zu schützen. „Um eine bessere Welt zu erschaffen, muss man manchmal die alte zerstören“, heißt es dazu. So richtig frisch ist dieses Motiv zwar nicht, NSA, Drohnen und militärische Allmachtsphantasien machen das Thema aber halbwegs aktuell.

Stilistisch und inhaltlich orientieren sich die Russo-Brüder an den Politthrillern der 70er Jahre, Inspirationsquelle war unter anderem „Die drei Tage des Condor“ mit Robert Redford. Das Hollywood-Urgestein feiert als durchtriebene S.H.I.E.L.D-Führungskraft mit besten Verbindungen zur Regierung seine Marvel-Premiere. Der Schauplatz Washington liefert dank zahlreicher Wahrzeichen wie dem Jefferson oder dem Lincoln Memorial ohnehin genug politische Bilder. Die großen Actionsequenzen des Films wurden übrigens in Cleveland gedreht, da sich nur hier etwa Verfolgungsjagden auf offener Straße realisieren ließen. Die Stadt im Bundesstaat Ohio war im ersten Teil bereits ein gutes Double für New York und nun eben für Washington.

Nicht nur die ernsthaftere Geschichte macht den Film besser als seinen Vorgänger, auch die wichtigsten Charaktere erhalten nun mehr Profil und Seele. Steve Rogers kämpft nicht mehr für die US-Armee sondern für eine Geheimorganisation, er ist bemüht, sich in der neuen Zeit zurecht zu finden und ist auf der Suche nach einer neuen Partnerin, weil seine alte Lieber mittlerweile eine alte Frau ist. Grundsätzlich präsentiert sich der Captain eine ganz Spur reifer und cooler, was durch seinen neuen, „seriöseren“ Anzug auch optisch unterstrichen wird.

Johansson als seine sexy Gefährtin agiert gewohnt kaltschnäuzig. Das Triumvirat komplettiert Mackie als neuer geflügelter Held, dessen Lockerheit und Bodenständigkeit dem bisweilen sehr hochtrabenden Film gut tut. Die beiden Haudegen Jackson und Redford als ranghohe Strippenzieher im Hintergrund haben ebenfalls ihren Spaß, lediglich Sebastian Stan als Winter Soldier bleibt etwas farblos.

Die Actionsequenzen sind über jeden Zweifel erhaben, von der fehlenden Erfahrung der Russo-Brüder ist hier nichts zu bemerken. Einzig die Nahkampfszenen sind etwas zu schnell geschnitten, so dass bisweilen der Überblick verloren geht. Dafür sind die Autoverfolgungsjagden und das große Finale in luftigen Höhen grandios inszenierte Zerstörungsorgien, die glücklicherweise aber nicht zuviel Zeit in Anspruch nehmen.

Fazit: „The Return Of The First Avenger“ ist gutes und imposantes Marvel-Action-Kino, das den schwachen Einstand von Captain America vergessen macht und an dem alle Comic-Fans über weite Strecken ihre Freude haben werden. Allerdings kann der Film die Fragen des ambitionierten Subtextes nur unzureichend beantworten. Letztendlich müssen eben Superhelden als unabhängige Instanz eingreifen und alles in Schutt und Asche legen, um die Weltordnung wieder herzustellen. Leider macht das politische Setting den Film nicht weniger vorhersehbar.