Miss Platnum: Nur keine abgedroschene Mädchenplatte!

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Miss Platnum: Nur keine abgedroschene Mädchenplatte!

Urbane Sounds statt Blaskapelle: Miss Platnum hat sich auf ihrem aktuellen Album "Glück und Benzin" neu erfunden. Auch bei den Texten geht sie andere Wege und singt nun, erstmals auf Deutsch, über Persönliches und die großen Gefühle. Wie sie die Gefahr umging, dass das Ergebnis eine "schnulzige R&B-Platte" wird, verrät die Sängerin spot on news.

Eigentlich hatte sich Miss Platnum (bürgerlich Ruth Maria Renner, 33) schon eine unverwechselbare Nische geschaffen: Auf ihren letzten beiden Alben mischte die gebürtige Rumänin leichter Hand moderne Hip-Hop-Beats mit südosteuropäischer Folklore, und gab dazu die trinkfeste Matrone mit der Powerstimme, die augenzwinkernd sämtliche Balkan-Klischees aufs Korn nahm. Doch in dieser Nische ausruhen wollte sich Miss Platnum nicht – als Künstler müsse man sich einfach weiterentwickeln, wie sie der Nachrichtenagentur spot on news erzählte: „Für mich gehört das einfach dazu, dass ich gerne weitergehen und nicht auf einem Fleck stehenbleiben will.“

Für ihr neues Album „Glück und Benzin“ bedeutet das: Der Balkan-Anteil wurde stark heruntergefahren (ohne dabei ganz zu verschwinden), die Platte kommt wesentlich urbaner daher als ihre Vorgänger. Die vielleicht wichtigste Neuerung: Die Texte sind nun auf Deutsch, gerne melancholisch und vor allem viel persönlicher als früher, denn Miss Platnum will nun die Frau hinter dem Image sichtbar – und vor allem hörbar – machen. Sogar über einen Wechsel des Namens habe sie nachgedacht, sich dann aber dagegen entschieden: „Ich bin ja sehr stolz darauf, was ich alles als Miss Platnum gemacht habe“, sagt sie. „Was ich abgelegt habe, ist diese Kunstfigur, das fließt jetzt alles ineinander über und es gibt diese Unterschiede nicht mehr zwischen der Kunstfigur und mir als Person.“

Für ihren (von einigen Gastbeiträgen abgesehen) ersten Ausflug in deutschsprachige Gefilde überließ Miss Platnum nichts dem Zufall, und holte sich mit Marteria, Malo und Monk prominente Hilfe. „Für mich war klar, dass ich, wenn ich eine deutsche Platte mache, Unterstützung haben will beim Texten“, erklärt sie. „Ich finde, die Texte sind sehr wichtig im Deutschen, und das hat halt ein bisschen gedauert: Die richtige Sprachlichkeit zu finden, und trotzdem Ecken und Kanten und Swag beizubehalten, damit es nicht so eine abgedroschene Mädchenplatte wird“, führt Miss Platnum aus. „Viele Songs handeln ja von der Liebe und großen emotionalen Sachen, deswegen war die Gefahr da, dass es so eine schnulzige R&B-Platte wird, und das wollte ich vermeiden.“

Die Zusammenarbeit mit Marteria, der unter seinem Alter Ego Marsimoto auch ein Feature auf „Glück und Benzin“ hat, ist für Miss Platnum nicht erst seit der Hit-EP „Lila Wolken“ selbstverständlich: „Ich habe bei seiner ersten Platte, ‚Zum Glück in die Zukunft‘ mitgearbeitet und seitdem kennen wir uns gut und sind gut befreundet, und seitdem arbeiten wir eigentlich an allen Platten zusammen“, erzählt sie. „Es ist einfach normal für uns, dass wir uns helfen und zusammenarbeiten, weil wir uns einfach schätzen als Menschen, als Freunde und natürlich auch als Musiker.“