CD-Tipp: Wild Beasts – Present Tense

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CD-Tipp: Wild Beasts – Present Tense

Manchmal sind die leisen Hypes die besten: Die Wild Beasts spielen schon seit vier Alben in der oberen Liga der englischen Indiepop-Bands, haben den Durchbruch aber immer noch nicht vollends geschafft. Ihr neuestes Album ist der Beweis dafür, dass das Leben einfach unfair ist.

Es ist schwierig, unter all den guten bis phänomenalen, englischen Indiebands gerade die zu finden, deren Hypes Bestand haben. Ein Tipp: Manchmal sind gerade die leisen Hypes, die, die am lautesten nachhallen. Die Wild Beasts spielen jetzt bereits seit vier Alben in der oberen Liga der Indie-Dreampop-Szene mit, ohne im kollektiven Bewusstsein des Formatradios angekommen zu sein. Fluch oder Segen? Der Kreativität scheint es nicht zu schaden.

Die Kritikerlieblinge spendieren auf „Present Tense“ wieder Melodien wie emotionale Massagen, rhythmische Perfektion, Gesänge zwischen Falsett und Bariton. Dazu kommt eine Liebe zum Detail, die jeden Hördurchgang zu einem neuen Erlebnis macht. Schon der Opener „Wanderlust“ setzt eine Qualitätsmarke auf diesem Album: Das Schlagzeug trommelt gegen den Strich, der Synthie knarzt im Bassbereich, eine Stimme, die so extrovertiert und sensibel zugleich klingt, wie es eigentlich nur Antony Hegarty zustande bekommt. Melancholie träumt.

Die Welt der wilden Biester: Düster wie bei Depeche Mode, frickelig wie gerade auch bei The Notwist, episch wie I Like Trains, oder poppig, wie zuletzt bei Metronomy oder auch Blood Orange. Ein Seiltanz über Grenzen, den die Wild Beasts perfekt beherrschen. Dabei schaffen es die Engländer, hinter jeder Ecke eine Überraschung, einen ausgefeilten Rhythmus-Clou, eine unverhoffte Melodieoffenbarung, eine erstaunliche Stimmungsschwankung lauern zu lassen. Der Hörer wird im Laufe dieses Albums noch öfter genussvoll am Volume-Regler drehen. Spätestens zum sphärischen Finale des anschwellenden „A Dogs Life“ sollte das Maximum erreicht sein. Man weiß nicht, ob man diese Band lieber für sich behalten oder mit der ganzen Welt teilen soll.