Young Chinese Dogs: Michigan an der Isar

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Young Chinese Dogs: Michigan an der Isar

Wenn Folk auf Hip-Hop trifft und die Isar in die Großen Seen mündet: Die Münchner Band Young Chinese Dogs wagt den Spagat zwischen handgemachter Musik und modernen Sounds, zwischen der bayerischen (Wahl-)Heimat und den Weiten Amerikas.

Wenn man „Great Lake State“, das neue Album der Münchner Band Young Chinese Dogs, auflegt, kommen einem schnell die Weiten Nordamerikas in den Sinn, denn die Americana-Elemente stechen sofort ins Ohr. Und US-Kenner wissen natürlich auch, dass mit dem Staat der großen Seen im Allgemeinen der Bundesstaat Michigan gemeint ist. Das ist hier allerdings nur die halbe Wahrheit: „Der ‚Great Lake State‘ ist zum einen Michigan in den USA, zum anderen aber auch unsere gemeinsame Wahlheimat in Bayern“, erklärt Sänger und Gitarrist Nick Reitmeier der Nachrichtenagentur spot on news. „Es besteht eine Parallele zu den USA zum einen durch die wunderschöne Landschaft die unser Arbeiten sehr inspiriert, zum anderen auch durch die Liebe zu handgemachter Musik.“

Von der Isar nach Amerika

Doch Folk ist für Young Chinese Dogs längst nicht alles, auf „Great Lake State“ haben auch andere Genres ihre Spuren hinterlassen. „Wir liebäugeln auf der neuen Platte auch viel mit Elementen aus Rock’n’Roll oder gar Hip-Hop. Wir selber hören ganz unterschiedliche Musik“, sagt Reitmeier. Der Spagat zwischen traditionellen und modernen Sounds wie auch die bayerisch-amerikanische Verbindung spiegeln sich in der Art und Weise, in der das Album entstanden ist: Aufgenommen wurde es in München, abgemischt in den USA von Damien Lewis, der bereits für Pop-Größen wie Katy Perry und Rihanna gearbeitet hat. Seinen Anfang nimmt der Stilmix allerdings in der freien Natur: Die Band probt am Isarufer. „Diese Art, Musik zu machen ist bei uns sehr organisch entstanden, weil wir einfach bei einem Bier am Fluss zusammengesessen haben und Musik gemacht haben“, erklärt auch Sängerin Birte Hanusrichter.

Kennern des Debüts dürfte auch die deutlich aufwändigere Produktion auffallen. Früher arbeitete die Band wie eine Gruppe von Straßenmusikern: Nur die Instrumente spielen, die man auch tragen kann, lautete die Maxime. „Great Lake State“ kommt nun in einem Breitwand-Sound daher, die Gitarren werden auch mal elektronisch verstärkt oder die Band von Streichern unterstützt. Ob die Musiker denn immer noch alle Instrumente mit sich herumtragen könnten? „Klar könnte man die noch alle tragen. Auch wenn wir inzwischen wohl noch ein paar mehr Arme bräuchten“, scherzt Reitmeier. „Auch wenn wir unsere Reduktion auf rein akustische Instrumente aufgeweicht haben, bilden diese Instrumente immer noch die Grundlage unseres Sounds“, erklärt er dann. „Wichtig war uns, aus der Begrenzung zu lernen“, fügt Hanusrichter hinzu. „Das haben wir gemacht. Aber das Ganze sollte kein künstlerisches Korsett werden.“

Über schmutzige Jungs und Mädchen

Einen gewissen Bogen über das Album spannt das Song-Doppel „Dirty Little Boys“ und „Dirty Little Girls“, in dem dieselbe Melodie in verschiedenen Taktarten variiert wird. Das Thema der Stücke ist ein allzu vertrautes: Untreue. In den Texten stecke „leider doch ein gutes Stück“ eigene Erfahrung, berichtet Reitmeier. „Natürlich kann man sowohl an Männer als auch Frauen geraten die sich in Beziehungen ziemlich grausam verhalten. Aber am Ende glaube ich schon, dass man auch einen Partner finden kann, der treu ist. Und man hört ja an dem Song, dass wir das am Ende des Tages auch nicht so eng sehen.“

Übrigens, falls jemandem der Name Birte Hanusrichter bekannt vorkommt: Die sieht man auch als Schauspielerin in Film und Fernsehen. Zwischen ihren beiden Berufen würde die Wahl-Münchnerin nicht wählen wollen: „Ich könnte mich gar nicht entscheiden und bin sehr dankbar für zwei kreative Berufe“, sagt Hanusrichter. „Auf diese Weise bin ich nicht abhängig von der einen Kunst und kann mit Spaß und Leichtigkeit an die Sache herangehen.“ Zumal sich die beiden Tätigkeiten durch ganz unterschiedliche Qualitäten auszeichnen: „Beim Schauspiel erzähle ich die Geschichten Anderer. Das macht Spaß und ist ein bisschen wie Kind sein. In der Musik geht es ja hauptsächlich um meine eigenen Geschichten, das ist ein toller Ausgleich und wichtig für mich.“